Laut einer Studie der Weltbank (Indigene Lateinamerikas im 21. Jahrhundert) hat die indigene Bevölkerung von Lateinamerika vom wirtschaftlichen Aufschwung in der Region profitiert. Die Untersuchung der empirischen und qualitativen Sozialforschung belegt allerdings, dass die Ureinwohner im Gegensatz zur nicht-indigenen Bevölkerung in einem viel geringeren Ausmaß Nutznießer des Fortschritts waren. Durch die Kombination von Wirtschaftswachstum und Sozialpolitik konnten über 70 Millionen Menschen der Armut entfliehen, die Armut der indigenen Haushalte verringerte sich in Ländern wie Peru, Bolivien, Brasilien, Chile und Ecuador (keine verlässlichen Daten aus Venezuela). In Ecuador, Mexiko und Nicaragua wurde die seit Jahrzehnten bestehende Bildungslücke bei indigenen Kindern geschlossen.
43% der indigenen Haushalte in der Region leben in Armut – mehr als das Doppelte der nicht-indigenen Haushalte und 24% aller indigenen Haushalten leben in extremer Armut (2,7-mal häufiger als der Anteil der nicht-indigenen Haushalte). Ebenfalls leiden sie unter Verzögerungen beim Zugang zur Grundversorgung und bei der Einführung neuer Technologien, die zum Schlüsselaspekt einer zunehmend globalisierten Gesellschaft zählt. Entgegen der landläufigen Meinung lebt fast die Hälfte der indigenen Bevölkerung Lateinamerikas in städtischen Gebieten. Auch in den Städten leben sie unter weniger sicheren Bedingungen, mangelnder Hygiene und sind anfälliger für Naturkatastrophen als die nicht-indigenen Stadtbewohner.
Die wachsende wirtschaftliche Kluft zwischen der indigenen und nicht-indigenen Bevölkerung ist mit einer ungünstigen Marktintegration verbunden. In den Städten finden Indigene, unabhängig von ihrer Schulbildung, vor allem prekäre und schlecht bezahlte Arbeitsplätze vor. In Ländern mit großen indigenen Bevölkerungsgruppen, darunter Peru, Ecuador, Bolivien und Mexiko, liegt der Prozentsatz der Indigenen, die eine qualifizierte und dauerhafte Beschäftigung haben, zwei- bis dreimal niedriger als bei der nicht-indigenen Bevölkerung. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass indigene Arbeitnehmer Leistungen wie Sozialversicherung, Krankenversicherung, Altersvorsorge und andere obligatorische Serviceleistungen erhalten, niedriger als im Fall von nicht-einheimischen Arbeitern.
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