Ein Datenleck bei einem der größten Anbieter für Briefkastenfirmen bringt zahlreiche Staats- und Regierungschefs sowie weitere Politiker in aller Welt in Schwierigkeiten. Die Unterlagen zeigen, wie sie in Geschäfte mit Offshore-Konstruktionen verstrickt sind. Das Leck umfasst E-Mails, Urkunden, Kontoauszüge, Passkopien und weitere Dokumente zu rund 214.000 Gesellschaften, vor allem in Panama und auf den Britischen Jungferninseln.
Die Daten legen die Offshore-Geschäfte von insgesamt 140 Politikern und hohen Amtsträgern aus aller Welt offen. Insgesamt finden sich in den Unterlagen die Namen von zwölf amtierenden und ehemaligen Staats- und Regierungschefs, zum Beispiel die Premierminister von Island und Pakistan und die Präsidenten von Argentinien und der Ukraine. In den Unterlagen tauchen aber auch Namen von Spionen, Drogenhändlern und anderen Kriminellen auf. Zudem haben zahlreiche Sportstars und Prominente Offshore-Firmen genutzt.
Mehrere enge Vertraute von Russlands Präsident Vladimir Putin finden sich in dem Leck wieder. Einer davon ist Sergej Roldugin, der als bester Freund des Präsidenten gilt und Taufpate seiner Tochter ist. Roldugin, in Russland ein bekannter Cellist, war an einem Netz von Briefkastenfirmen beteiligt, in dem innerhalb weniger Jahre mehr als zwei Milliarden US-Dollar verschoben worden sind. Auch international sanktionierte Geschäftsleute wie der Cousin von Präsident Baschar al-Assad oder Monarchen, wie der König von Saudi-Arabien haben den Unterlagen zufolge Offshore-Firmen genutzt.
Die Daten stammen von der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca. Eine anonyme Quelle hat sie der Süddeutschen Zeitung überlassen, die sie mit dem Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) sowie dem NDR und dem WDR teilte. Insgesamt umfasst das Leck 11,5 Millionen Dateien, der größte Teil davon aus den Jahren 2005 bis 2015. Der Datensatz ist 2,6 Terabyte groß. Die Rechercheergebnisse betreffen nahezu jedes Land der Erde und werden seit Sonntagabend weltweit von 109 Medien unter dem Titel „PanamaPapers“ veröffentlicht.
In Deutschland haben Journalisten des NDR Fernsehens, des Radioprogramms NDR Info und des WDR die Unterlagen in mehrmonatiger Arbeit ausgewertet, gemeinsam mit den Kollegen der Süddeutschen Zeitung. Offshore-Konten sind nicht strafbar, Offshore-Firmen werden allerdings besonders dazu genutzt, um Bestechungsgelder weiterzuleiten.
Update
Nach Informationen von Agência latinapress handelt es sich bei den beteiligten Personen unter anderem um:
Bidzina Ivanishvili (Ex-Premier von Georgien), Sigmundur Davio Gunnlaugsson (Premierminster Island), Ayad Allawi (Ex-Premier von Irak), Ali Abu al-Ragheb (Ex-Premier Jordanien), Hamad bin Jassim bin Jaber Al Thani (Ex-Premier Qatar), Hamas bin Khalifa Al Thani (Ex-Emir Qatar), Ahmad Ali al-Mirghani (Ex-Präsident Sudán), Khalifa bin Zayed bin Sultan Al Nahyan (Präsident Vereinigte Arabische Emirate), Pavlo Lazarenko (Ex-Premier Ukraine), Petro Poroshenko (Präsident Ukraine). Ebenfalls um die Familie des Premierministers von Aserbaidschan, der Tochter des chinesischen Premier Li Xiaolin, enge Freunde rund um Vladimir Putin und des syrischen Diktators Bashar Al Assad, dem Sohn des britischen Premiers David Cameron, dem Sohn von Ex-Präsident Hosni Mubarack Ägypten), César Almeyda, ehemaliger Geheimdienstchef von Peru im Jahr 2003, Enrique Peña Nieto, Präsident Mexiko, Pedro Delgado, Direktor der der Zentralbank von Ecuador (2011-2012), Galo Chiriboga, Generalstaatsanwalt Ecuador, Jaime Rosenthal, ehemaliger Vizepräsident Honduras (1986-1989), Daniel Muñoz, Privatsekretär von Néstor und Cristina Kirchner, Mauricio Macri, Präsident von Argentinien, Víctor Cruz Weffer, Oberbefehlshaber der Streitkräfte von Venezuela und Präsident des Nationalen Stadtentwicklungsfonds (2000-2001), Jesus Villanueva, ehemaliger Direktor des PDVSA (2005-2008), Victor Cruz Weffer, Kommandant der venezolanischen Armee (2001, Gustavo Petro, ehemaliger Bürgermeister von Bogota (Kolumbien), Joao Lyra, Mitglied der Abgeordnetenkammer in Brasilien, sowie Eduardo Cunha, Präsident der Abgeordnetenkammer von Brasilien.
Das wohl auch Macri unter den Personen ist, scheint wohl nicht ins Bild zu passen. ;)
Wieso nicht? Eine Offshore-Firma und/oder Offshore Bankkonto zu haben, ist völlig legitim. Hatte ich selber auch, auf den Cayman Islands, und das aus Gründen die nichts mit illegalen Tätigkeiten zu tun hatten. Die Teilhaber der Firma sassen auf unterschiedlichen Kontinenten, deshalb der Firmensitz auf neutralem Boden, teuer dafür steuerfrei. Aber für jede Privatentnahme hatte jeder Gesellschafter sich in seiner Steuererklärung an seinem Wohnsitz zu kümmern. Es gibt noch viele andere Gründe, die für die Wahl eines solchen Standorts sprechen, die absolut legal sind.
Ich halte es für äusserst bedenklich, dass durch eine Indiskretion, auf die 15 Jahre Gefängnis steht (zu Recht!), haufenweise redliche Bürger öffentlich in Verruf gebracht werden können, nur weil auch eine Handvoll Verbrechen hierdurch offenbar werden. Ich wäre hier äusserst zurückhaltend mit Vorwürfen oder erhobenen Zeigefingern, solange nicht jemand eine Straftat nachgewiesen wurde. Die einzige bisher offenbare Straftat ist der Diebstahl vertraulicher Daten von Mandanten einer Anwaltskanzlei. Diese Person sollte im Knast schmoren, bis sie verfault. Aber einfach deren Namen veröffentlichen wäre ein Akt der Fairness. Dass dies Konsequenzen für die Gesundheit haben könnte, hat der Verräter gewusst, als er die Daten stahl und weitergab.
Natürlich ist es nicht illegal ein Offshore_Konto zu haben. Nur wenn ein Präsident eines Landes dies z.B. nicht angibt, dann muss das zu Ermittlungen führen.
Da es mittlerweile schon einige Rücktritte gab, zeigt eben auch, dass das nicht alles redliche Bürger waren.
Es ist traurig, dass solche Leaks notwendig sind, aber wenn die Menschen einfach jede Möglichkeit ausnutzen um die Gesellschaft zu betrügen, dann kann ich da auch kein Mitleid empfinden. Übrigens, wenn sich jmd an Recht und Gesetz gehalten hat, dann passiert ihm auch nichts. Jeder dt. Bürger muss ich auch vom Finanzamt durchleuchten lassen, warum sollte das für Andere unzumutbar sein.
Yepp, hier geht es allerdings um Senhora Kirchner