Am 18. September 2000 verabschiedeten 189 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen mit der Millenniumserklärung einen Katalog grundsätzlicher, verpflichtender Zielsetzungen für alle UN-Mitgliedstaaten. Die Armutsbekämpfung, Friedenserhaltung und Umweltschutz wurden dabei als die wichtigsten Ziele der internationalen Gemeinschaft bestätigt. Das Hauptaugenmerk lag hierbei auf dem Kampf gegen die extreme Armut: Armut wurde nicht mehr nur allein als Einkommensarmut verstanden, sondern umfassender als Mangel an Chancen und Möglichkeiten. Das übergeordnete Ziel lautet deshalb, die Armut in der Welt bis zum Jahr 2015 zu halbieren.
Aus dem Entwicklungs- und Umweltkapitel wurden acht international vereinbarte Ziele in einer Liste zusammengestellt und mit konkreten Zielvorgaben und Indikatoren belegt, die „Millennium Development Goals“ (MDGs):
Die Ziele:
- den Anteil der Weltbevölkerung, der unter extremer Armut und Hunger leidet, halbieren
- allen Kindern eine Grundschulausbildung ermöglichen
- die Gleichstellung der Geschlechter fördern und die Rechte von Frauen stärken
- die Kindersterblichkeit verringern
- Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern
- HIV/AIDS, Malaria und andere übertragbare Krankheiten bekämpfen
- den Schutz der Umwelt verbessern
- eine weltweite Entwicklungspartnerschaft aufbauen
Im Folgenden werden die wichtigsten von Brasilien erzielten Ergebnisse aus der 4. Ausgabe des Fortschrittsberichts zu den Millenniumszielen vom 24. März 2010 zusammengefasst:
Ziel 1: Brasilien hat hinsichtlich der Armutsbeseitigung dieses Ziel bereits erreicht: der Anteil sank von 25,6% der Bevölkerung im Jahr 1990 auf 12% im Jahr 2003, wobei 2008 der Anteil noch niedriger war: 4,8% der brasilianischen Bevölkerung lebte zu diesem Zeitpunkt in extremer Armut. Darüber hinaus sank der Anteil der unterernährten Kinder im Alter von 1 bis 4 Jahren von 4,2% im Jahr 1996 auf 1,8% im Jahr 2006.
Ziel 2: In Brasilien wurde das Angebot an Schulplätzen erweitert und damit der Zugang zur Grundschulbildung für fast alle Kinder im Alter von 7 bis 14 Jahren ermöglicht. Seit 2009 gilt in Brasilien die Schulpflicht für die Altersklasse von 7 bis 17 Jahren. Im Jahr 2008 erreichte die Alphabetisierungsquote unter Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren ein Niveau von 97,8%.
Ziel 3: Für Frauen wurde ein leichterer Zugang zur Schulbildung wie auch eine höhere Schulverweildauer festgestellt, obwohl der Frauenanteil auf dem Arbeitsmarkt geringer ist und die Löhne ein niedrigeres Niveau als die Löhne von Männern aufweisen.
Ziel 4: In Brasilien reduzierte sich die Sterblichkeitsrate im Zeitraum von 1990 bis 2008 um 58% (von 53,7 auf 22,8 Todesfälle pro 1.000 Lebendgeburten), wobei im Nordosten Brasiliens die Kindersterblichkeit am deutlichsten gesenkt wurde.
Ziel 5: Brasilien erreichte im Zeitraum von 1990 bis 2007 eine Senkung der Müttersterblichkeitsrate von 140 auf 75 Todesfälle. 2006 konnte in Brasilien erreicht werden, dass 99% der Schwangeren zumindest eine Vorsorgeuntersuchung durchführten.
Ziel 6: In Brasilien weist die Ansteckungsrate seit 2000 ein gleichbleibendes Niveau auf. 2007 erteilte die brasilianische Regierung eine einseitige nationale Lizenz zur Produktion eines HIV-Medikaments und schob damit die nationale Produktion von Generika antiretroviraler Medikamente an.
Bei Malaria und anderen schweren Krankheiten lautet die Zielvorgabe die Eindämmung der Inzidenz (Zahl der neuen Fälle pro 100.000 Einwohner), sowie die Erreichung einer Trendumkehr. Seit 2006 ist die Malariainzidenz im brasilianischen Amazonasgebiet rückläufig. Die Dezentralisierung der Krankheitskontrolle auf die Verantwortung der Bundesstaaten und Gemeinden sowie die Intensivierung von Aktionen in Gebieten mit dem höchsten Ansteckungsrisiko haben zu diesem Ergebnis beigetragen. Für Lepra gilt als Zielvorgabe die Beseitigung der Krankheit bis 2010, allerdings ist die Zahl der Neuansteckungen im Norden, Mittelosten und Nordosten Brasiliens weiterhin hoch. Die Tuberkuloseinzidenz soll bis 2015 reduziert werden. Seit 2003 ist die Zahl der Neuansteckungen rückläufig, und 82% der Gemeinden mit der höchsten Verbreitung dieser Krankheit haben sich für die Strategie der überwachten Therapie entschieden.
Ziel 7: Brasilien kann im Bereich des Umweltschutzes folgende Ergebnisse hervorheben: a) die Abholzungsrate im Amazonasgebiet fiel zwischen 2003/2004 und 2008/2009 um 74,4%; b) Brasilien verbietet seit 2007 den Import von FCKW und strebt ein Nutzungsverbot bis 2010 an; c) Brasilien hat von 2002 bis 2009 zusätzliche 199 Naturschutzgebiete ausgewiesen. Die geschützte Fläche ist um 69% erhöht worden und entspricht 17,3% des kontinentalen brasilianischen Territoriums und 1,5% der Gewässer unter brasilianischer Hoheit. Die Versorgung durch ein Trinkwassernetz wurde für 91,6% der brasilianischen Bevölkerung sichergestellt.
Ziel 8: Brasilien hat zwischen 2007 bis 2009 US$ 11 Millionen in den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria eingezahlt und verhandelt seit 2005 die ausstehenden Auslandsschulden einiger Länder neu. Darüber hinaus wurden Entwicklungsländern Schuldenerleichterungen im Wert von US$ 1,25 Milliarden gewährt. Besonders erwähnenswert ist die technische Unterstützung, die Brasilien auf dem Gebiet der Ethanolproduktion in Ländern Afrikas, Zentralamerikas und der Karibik geleistet und damit die Schaffung von Einkommen, Arbeitsplätzen und Energiesicherheit angeregt hat. In Afrika wurde ein Büro des landwirtschaftlichen Forschungsinstituts Embrapa eingerichtet, das für den Transfer land- und forstwirtschaftlicher Technologien zuständig ist. Weiterhin hat die Staatliche Berufsbildungsstätte der brasilianischen Industrie Senai in fünf Ländern Berufsbildungszentren eingerichtet: in Angola, Ost-Timor, Paraguay, auf den Kapverden und in Guinea-Bissau. Für 2010 ist die Eröffnung weiterer fünf Zentren in Haiti, Guatemala, Bolivien, Jamaika, Mosambik und São Tomé und Príncipe vorgesehen.
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