Wolkenkuckucksheim Venezuela: Die Realität zwischen Wahn und Sinn

kaputt

Kurz nach der Abreise der Chinesen im Januar 2015 überrollte der bewaffnete Mob die Baustelle, plünderte Generatoren, Computer und Klimaanlagen (Fotos: Screenshot YouTube)
Datum: 16. Mai 2016
Uhrzeit: 15:25 Uhr
Leserecho: 2 Kommentare
Autor: Redaktion
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Die linke Regierung (auf dem Papier) in Venezuela, dem Mutterland des von Chávez ausgerufenen „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“, steht mit dem Rücken zur Wand. Außer politische Unfähigkeit und Fantasterei, gepaart mit einem gefährlichen Größenwahn, ist von den einstigen Visionen des charismatischen Caudillo nichts geblieben. Eines der besten Beispiele ist der von Chávez vor über zehn Jahren geplante erste Hochgeschwindigkeitszug in Südamerika mit chinesischen Technologie, der als ein Modell der sozialistischen Brüderlichkeit betitelt und inzwischen aufgegeben wurde. Der „Rote Elefant“ symbolisiert den Zusammenbruch der Wirtschaft, der von Peking gewährte Kredit von über 7,5 Milliarden US-Dollar ist „verschwunden“.

Laut den Visionen des bolivarischen Führers sollte der Hochgeschwindigkeitszug mit einer Geschwindigkeit von rund 220 Kilometern pro Stunde zwischen Tinaco und Anaco verkehren und auf einer 468 Kilometer langen Strecke pro Jahr 5 Millionen Passagiere und 9,8 Tonnen Fracht befördern. Auf dem Gelände, wo einst Dutzende moderner Gebäude errichtet wurden, grasen jetzt Rinder neben ausgeplünderten Fabriken – Anfang 2015 haben chinesische Projektmanager das Land „leise“ verlassen.

Kurz nach der Abreise der Chinesen im Januar 2015 überrollte der bewaffnete Mob die Baustelle, plünderte Generatoren, Computer und Klimaanlagen. Innerhalb von zwei Wochen wurden Dutzende Gebäude zerstört, sämtliche Metallstücke, Kupferdrähte und Fliesen gestohlen und entlang den Straßen verkauft. Laut unzähligen Zeugen, die aus Angst vor Repressalien ihre Namen verschwiegen, fanden die Plünderungen unter den „wachsamen“ Augen von Mitgliedern der Nationalgarde statt. Diese hatten Vereinbarungen mit den Räubern und Bürgermeistern der umliegenden Orte getroffen, weshalb der Vorfall kein größeres Aufsehen verursachte.

Nach Berichten lokaler Medien schulden die venezolanischen Behörden chinesischen Unternehmen/Zulieferern 400 Millionen US-Dollar. Wegen Rohstoffmangel haben die Fabriken zur Herstellung von Betonschwellen schon längst ihren Betrieb eingestellt, sechs venezolanischen Beamte wurden verhaftet und des Diebstahls von 84 Millionen US-Dollar aus einem chinesischen Entwicklungs-Fonds angeklagt.

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  1. Die basteln noch immer an der Trasse, wenn auch sehr unlustig und kaum wahrnehmbar. Ich fahr ja dort regelmässig vorbei. Inzwischen steht nahe Maracai sogar ein antiker Triebwagen auf den Gleisen, der die versprochenen 220km/h nur mit Hilfe eines Raketenboosters erreichen würde.

  2. 2
    Gringo

    Frag mal Madburro, Caballo und Co., auf weichem Konto
    die verschwundenen Milliarden gebunkert sind!!!

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