Havanna ist unstrittig ein fester Bestandteil einer jeden Kubareise. Die Hauptstadt besticht trotz jahrzehntelanger Abschottung des Landes mit gewaltigem internationalem Flair. Über 90 Botschaften gibt es in der Millionenmetropole, viele Firmen aus der ganzen Welt haben sich in der Stadt oder deren Umfeld angesiedelt. Der Malecón ist weltberühmt, die Plaza Vieja in der Altstadt beliebtes Fotomotiv.
„Havanna ist gleich Kuba und alles andere ist nur Wald und Wiese“ witzeln die Kubaner gerne mit ihrem feinsinnigen Humor über die in die Jahre gekommene Hauptstadt mit alten Häusern sowie Hochhäusern und Monumentalbauten aus besseren Zeiten. Denn wenn man die Stadtgrenzen hinter sich lässt und ins Hinterland eintaucht, wird man zumindest heute noch einmal ein paar zusätzliche Jahrzehnte in die Vergangenheit versetzt.
Dabei versucht Kuba gerade touristisch mit anderen Karibikstaaten mitzuhalten. Vor allem das Zentrum und der Osten des Landes soll fit gemacht werden für die Zukunft mit sprudelnden Einnahmen durch noch mehr Besucher aus der ganzen Welt. Die Städtchen sollen sauberer und ansehnlicher werden, vorzeigbar auch für die gehobene Kundschaft. High-Class-Resorts und Spas mit perfekter Infrastruktur werden nach und nach für anspruchsvolle Besucher aus dem Boden gestampft. Zugleich soll die lokale Bevölkerung vom Boom profitieren, indem die Angebote für Schule, Studium und Weiterbildung im ländlichen Raum verbessert werden.
Neben Havanna steht derzeit der Ferienort Varadero bei Urlaubern hoch im Kurs. Die 7.000 Einwohner auf der Halbinsel Hicacos begrüßen derzeit jährlich rund 500.000 Besucher, durch den nahegelegenen Flughafen ist eine optimale Infrastruktur gewährleistet. Die meisten der 4- bis 5-Sterne-Hotels wurden in der Region rund 120 Kilometer östlich von Havanna in den 1990er erbaut, ein All-Inclusive-Urlaub am 20 Kilometer langen weissen Sandstrand lässt faktische keine Wünsche offen.
Wer jedoch ins historische Kuba mit dem Erbe der spanischen Eroberer eintauchen will, der sollte Kolonialstädte wie Trinidad, Camagüey, Bayamo, Santiago de Cuba oder Baracoa besuchen. Letztere ganz im Osten der Insel gelegene Stadt feiert in diesem Jahr ihren 505. Geburtstag. Kuba verfügt neben atemberaubender Landschaft mit einer großen faszinierenden Flora und Fauna auch über vielfältige Attraktionen zwischen Kolonisierung und Moderne.
Nach offiziellen Zahlen haben im Jahr 2015 über 3,5 Millionen Touristen die Insel besucht, ein starkes Plus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In Havanna plant man nach der politischen Annährung mit den USA nun mit noch stärkeren Wachstumszahlen und übt sich in der Restaurierung historischer Plätze und Gebäude. In anderen Regionen des Landes sind zudem neue Hotels und Resorts in Planung, zudem sollen die Angebote für Ausflüge von Kreuzfahrttouristen deutlich ausgebaut werden.
Die Herausforderung für Kuba besteht nun darin, bei allem Massentourismus nicht die eigene Identität und Kultur aufzugeben, wie es in den vergangenen Jahrzehnten in vielen anderen Tourismuspolen weltweit zu beobachten war. Denn die Besucher haben bei Kuba noch immer das Bild einer verschlafenen Insel jenseits der Zeit im Auge – und dies gilt es zumindest im Hinterland und in den Kolonialstädten noch ein klein bisschen zu bewahren.
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