Das öffentliche Gesundheitssystem Brasiliens (Sistema Único de Saúde, SUS) ist ineffizient und schlecht. Nur wer es sich leisten kann, geht zum Arzt. Absurditäten wie neu errichtete Krankenhäuser ohne Betriebserlaubnis oder Anschaffungen teurer Medizintechnik ohne Mittel für Infrastruktur, Installation, Wartung und geschultes Personal sind keine Seltenheit, ein beträchtlicher Teil des Budgets wird zudem in die Taschen korrupter Politiker und Entscheidungsträger umgeleitet. Auffällig schlecht ausgebildete Ärzte und Pfleger arbeiten zum Teil unter desolaten Bedingungen, im größten Land Lateinamerikas kommen im Schnitt nur 1,8 Ärzte auf 1.000 Einwohner (etwa halb so viel wie in Deutschland). Angesichts dieser Lage hat die brasilianische Regierung unter Präsidentin Dilma Rousseff im Jahr 2014 damit begonnen, mehr als 10.000 kubanische Mediziner anzuwerben. Diese arbeiten vor allem in Slums der Großstädte und ländlichen Armutsregionen. Am Freitag (22.) gab Gesundheitsminister Ricardo Barros bekannt, dass im Rahmen des Programms „Mais Médicos“ (Mehr Mediziner) bis Ende August dieses Jahres weitere 1.200 kubanische Ärzte in das größte Land Südamerikas kommen sollen.
Die Erneuerung der Verträge mit den kubanischen Behörden hat für Diskussionen gesorgt. Nach Angaben aus Brasília erhält Havanna rund 10.513 Reais (1 US-Dollar = 3,257 Reais) für einen Arzt und hat nun eine Steigerung der Bezüge von 30% verlangt. Die brasilianische Regierung hat nur 10% angeboten und wartet auf die Antwort aus Kuba. Im November enden die ersten Dreijahresverträge von etwa 3.500 Kubanern, Barros will die Verträge um weitere drei Jahre verlängern. Sollte Kuba nicht auf das brasilianische Angebot (+10%) eingehen, sollen die kubanischen Hilfskräfte „durch andere Fachleute“ ersetzt werden.
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