Laut FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke ist Brasilien als Gastgeber der Fussball WM-Endrunde 2014 nicht auf dem richtigen Weg. Bisher hätten lediglich an drei der geplanten zwölf Spielstätten die Bauarbeiten begonnen. Politskandale, juristische Probleme und Geldnot zur Realisierung der gewaltigen Projekte behindern den Baufortschritt der zwölf WM-Stadien. Sportminister Orlando Silva hatte bereits vor Tagen gedroht, diejenigen auszusortieren, die nicht bis zum 3. Mai mit den Arbeiten beginnen.
Wie das WM-Portal brasil2014.fm berichtet, zeigen sich FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke und Brasiliens Sportminister Orlando Silva inzwischen sehr besorgt und drohen dem brasilianischen Fussball-Verband CBF mit der Streichung von einigen der derzeit zwölf geplanten Standorte. Laut der FIFA kann eine Endrunde auch in acht oder zehn Stadien ausgetragen werden. Die WM-Endrunde 2014 in Brasilien beginnt zwar erst im Juni 2014, aber der Confederations Cup, der als WM-Probelauf dient, startet wie immer ein Jahr vorher im Austragungsland. Dafür will die FIFA fünf der zwölf Stadien nutzen. Die Frist für das Ende der Bauarbeiten ist deshalb der 31. Dezember 2012.
Nach Auskunft des nationalen Bauingenieur und Architektenverbandes Sinaenco werden momentan lediglich an drei der zwölf Standorten gearbeitet: in Belo Horizonte, Cuiabá und Manaus. Am Mineirão – Stadion in Belo Horizonte werden die Struktur verstärkt sowie Betonschäden ausgebessert und erneuert. In Cuiabá im Mato Grosso wird das bestehende Verdão – Stadion derzeit genauso wie das Vivaldão – Stadion in der Amazonasmetropole Manaus für den geplanten Neubau abgerissen.
An allen anderen Austragungsstätten herrscht dagegen große Stille. Die Standorte Rio de Janeiro, São Paulo, Brasília, Salvador und Recife stehen dabei den grössten Problemen gegenüber. In den Metropolen Rio de Janeiro und São Paulo müssen die Projekte für das Maracanã – Stadion und das Morumbi – Stadion erneut komplett nach den FIFA-Anforderungen umgearbeitet werden, damit sie nach der geplanten Renovierung auch tatsächlich WM-tauglich sind.
Im Hauptstadtdistrikt Brasília wurden durch die Amtsenthebung von Gouverneur José Roberto Arruda und dem damit verbundenen Politskandal zunächst sämtliche Ausschreibungen für das Estádio Nacional de Brasília in die Schublade gelegt. Und in Salvador da Bahia sowie in Recife in Pernambuco behindern juristische Probleme den Beginn der Arbeiten am Fonte Nova – Stadion sowie der Arena Cidade da Copa.
Die Bürokratie behindert im Moment auch das Fortschreiten der Planungen in Fortaleza und Natal im Nordosten Brasiliens. In der Hauptstadt des Bundesstaates Ceará haben zwei der bei der bereits erfolgten Ausschreibung unterlegenen Konsortien den Rechtsweg eingeschlagen um doch noch den Zuschlag beim geplanten Castelão – Stadion zu erhalten. Und in Rio Grande do Norte ist das Projekt für die Arena das Dunas über die öffentlichen Anhörungen noch immer nicht hinaus gekommen.
In Curitiba und Porto Alegre herrscht massiver Geldmangel. Da sich die Arena da Baixada und das Gigante da Beira-Rio beide in Privathand befinden, gibt es seitens der öffentlichen Hand keinerlei finanziellen Beihilfen. Hier müsste die freie Wirtschaft einspringen, doch zeigen Investoren momentan kein Interesse, sich an den Projekten zu beteiligen. Der Präsident von Atlético Paranaense in Curitiba glaubt daher schon nicht mehr an seine Stadt als Austragungsstätte bei der Fussball-WM 2014. Und in Porto Alegre ganz im Süden des Landes will man nun gerichtlich prüfen, ob der Bundesstaat sich vielleicht doch an der Finanzierung mit öffentlichen Geldern beteiligen könnte.
Die Zeit rennt den Verantwortlichen im Eiltempo davon. Fünf Stadien müssen bereits 2013 vollständig fertiggestellt sein, um dort den Konföderationen-Pokal (Confed-Cup) austragen zu können. Dies scheint aus heutiger Sicht, dem Tag des FIFA-Ultimatums für den Beginn sämtlicher Baumassnahmen, fast unmöglich. Derzeit gibt es in Brasilien noch nicht einmal einen Termin für eine Präsentation von Modellen der geplanten Stadien, in denen in vier Jahren die „Seleção“ um den Titel kämpfen will.
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