Der Wachstumstrend für das Rainforest-Alliance-Kaffeeprogramm ist ungebrochen. Die Umweltschutzorganisation meldet für das Kalenderjahr 2016 erneut ein Plus aus den anbauenden Regionen sowohl für die erzeugte Menge als auch beim Verkauf von grünem Kaffee. Demnach sind im vergangenen Jahr rund 510.000 Tonnen Rainforest Alliance Certified™-Kaffee in 26 Ländern in Lateinamerika, Asien und Afrika angebaut worden. Das entspricht einem Plus von etwa 4,5 Prozent gegenüber dem Jahr 2015. Damals wurden rund 487.500 Tonnen grüner Kaffee erzeugt. Auch das Volumen, das als zertifiziert verkauft werden konnte, stieg deutlich um etwas über 12 Prozent auf rund 218.000 Tonnen (2015: 194.300 Tonnen).
Grundlage für die Vergabe des Zertifikats und Siegels Rainforest Alliance Certified™ ist die Erfüllung des SAN-Standards für Nachhaltige Landwirtschaft. Der neue, über mehr als vier Jahre in öffentlichen Beratungen entwickelte strengere 2017 SAN-Standard muss ab 1. Juli 2017 verbindlich auf allen Farmen umgesetzt werden. Die Top-5-Erzeugerländer für Kaffee mit dem Frosch-Siegel waren 2016 wie schon im Vorjahr Brasilien, Costa Rica, Kolumbien, Peru und Vietnam.
Schwierige Bedingungen in Konfliktländern
Kleinere Mengen stammen aus Ländern wie Uganda und Ruanda, in denen die Arbeit der Rainforest Alliance und ihrer NGO-Partner im SAN-Netzwerk für Nachhaltige Landwirtschaft unter erheblich erschwerten Bedingungen stattfindet. Unruhen, gewaltsame Konflikte, Bürgerkriege und kriegsähnliche Auseinandersetzungen in Grenzregionen, Terrorismus und die gewaltsame Unterdrückung von Minderheiten, Ethnien und anders denkender Menschen stellen für die Rainforest Alliance große Herausforderungen dar. Dies gilt auch für zahlreiche andere Länder, in denen die Organisation tätig ist. Die sich für eine nachhaltige, landwirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit engagierenden, vor Ort lebenden Mitarbeiter nehmen große Risiken auf sich und setzen immer wieder ihre eigene Gesundheit und Sicherheit aufs Spiel.
„Die Zertifizierung von nachhaltiger wirtschaftenden Farmen kann nur ein Instrument sein, um die Situation der Menschen vor Ort zu verbessern“, gibt Marcel Clement zu bedenken, der bei der Rainforest Alliance als Direktor für den Marktumbau zuständig ist. „Es bedarf der gemeinsamen Anstrengung von allen an der Lieferkette beteiligten Akteuren. Sie müssen sich mit uns noch mehr als heute insbesondere für eine klimasmarte Landwirtschaft in zusammenhängenden Landschaftsräumen jenseits von Siegeln und Labels engagieren“, fordert Clement.
Grundlagenarbeit und größere Hebel dank Multistakeholder-Initiativen und Koalitionen
Die Rainforest Alliance engagiert sich deshalb auch in zahlreichen Koalitionen und Initiativen, um den Kaffeeanbau und die Arbeits- und Lebensbedingungen in der Landwirtschaft vor allem in den Tropen und Subtropen im Kollektiv zu verbessern. Dazu zählt die Multistakeholder-Initiative „Global Coffee Platform“, bei der Marcel Clement auch im Vorstand vertreten ist.
Um existenzsichernde Löhne in den anbauenden Regionen zu ermitteln und sich in der Folge für ihre Durchsetzung stark zu machen, ist die Rainforest Alliance darüber hinaus auch Teil der „Global Living Wage Coalition“ (GLWC). Dort arbeitet die Umweltschutzorganisation mit ihren Partnern im SAN, mit Fairtrade International, dem Forest Stewardship Council (FSC), UTZ, Goodweave, Social Accountability International (SAI), der ISEAL Alliance und vielen weiteren Experten zusammen. Zu den Meilensteinen gehört, dass unlängst das erste Manual zur standardisierten Ermittlung von existenzsichernden Löhnen in den unterschiedlichen Anbauländern und Agrarsektoren durch Richard und Martha Anker veröffentlicht wurde. Referenzen für existenzsichernde Löhne für Arbeiter im Kaffeesektor wurden bislang ermittelt für Teile Kenias und Brasiliens.
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