9-jähriger Brasilianer samt Mutter und Tante in Holland erschossen

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Datum: 15. Mai 2010
Uhrzeit: 18:52 Uhr
Ressorts: Brasilien, Panorama
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Dietmar Lang
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Die Polizei in Holland untersucht derzeit den tragischen Mord an drei brasilianischen Staatsbürgern. In Enschede in der Nähe der deutschen Grenze wurden in der Nacht zum Freitag die 35-jährige Adriana Corrêa Barros (re.), ihre 18 Jahre alte Schwester Eliana Carolina Corrêa Marques (li.) und ihr 9-jähriger Sohn Sávio Barros da Silva erschossen. Mutmasslicher Täter ist der ehemalige Lebensgefährte von Adriana, der 33-jährige Christian Daga. Er soll zunächst die wehrlosen Frauen und das Kind und dann sich selbst erschossen haben. Er wurde zusammen mit seinen Opfern in der Wohnung tot aufgefunden.

Der Junge wäre am heutigen Samstag 10 Jahre alt geworden. Die Familie feierte gemeinsam mit Freunden jedoch bereits am Donnerstag seinen Geburtstag vor, da die 18-jährige Eliana am heutigen Samstag nach Brasilien zurückfliegen wollte. Gegen 23 Uhr Ortszeit ereignete sich die Tragödie, die leicht mehr Opfer hätte fordern können. Denn zum Tatzeitpunkt hielten sich noch zwei weitere Frauen und zwei andere Kinder in der im 1. Stock gelegenen Wohnung auf. Sie konnten im letzten Augenblick in ein Nebenzimmer fliehen und werden derzeit psychologisch betreut. Die Ermittlungsbehörden erhoffen sich durch die Aussagen auch Einzelheiten darüber, wie der Mann in die Wohnung gelang und was der Auslöser für die schreckliche Tat war.

Wie das brasilianische Aussenministerium in Brasília gegenüber dem brasilien Magazin bestätigte, stammten die drei Opfer alle aus der Stadt Marituba in der Nähe von Belém im Bundesstaat Pará. Dorthin sollen nun auch die sterblichen Überreste überführt werden. Der Bürgermeister von Enschede hat inzwischen angekündigt, die Stadt werde sämtliche Kosten übernehmen. Auch ein Flug für die Mutter von Adriana und Eliana werde organisiert, damit diese persönliche Gegenstände ihrer Töchter sowie ihres Enkels abholen kann.

Sávio stammt aus einer früheren Ehe von Adriana und blieb zunächst in Brasilien, als die lebensfrohe Frau im Jahr 2003 nach Holland übersiedelte um sich dort weiterzubilden. Erst 2006 holte sie ihren Sohn nach, beide hatten inzwischen auch die niederländische Staatsbürgerschaft erhalten. Nach Aussagen von Freunden der Familie hatte sich der Junge schnell in sein neues Umfeld integriert. Die Schulferien verbrachte er gemeinsam mit seiner Mutter regelmässig bei Verwandten im Norden Brasiliens. In den Niederlanden blieb Adriana letztendlich aus Sorge um die Zukunft ihres Sohnes. Laut einer Freundin sei eine gute Schulausbildung für Sávio der Grund gewesen, nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung nicht nach Brasilien zurückzukehren.

Adriana hatte damals schon kurz nach ihrer Ankunft in Holland den aus einer italienischen Familie stammenden Christian Daga kennen gelernt und ging mit ihm eine Beziehung ein. Diese wurde jedoch vor ihr nach einiger Zeit wieder beendet. Der in Enschede geborene Daga wollte sich nach Aussagen von Staatsanwaltschaft und der Familie der Opfer jedoch nicht mit der Trennung abfinden und stellte Adriana regelmässig nach. Zuletzt wurde er Anfang Mai verhaftet, als er auf den Balkon der Wohnung kletterte und Adriana durch die Fensterscheibe bedrohte. Nach zwei Tagen wurde er jedoch wieder auf freien Fuss gesetzt. Ob hier vorschnell gehandelt wurde, soll nun intern geklärt werden. Unklar ist auch noch, wo sich der Mann die Schusswaffe besorgt hat. Das brasilianische Außenministerium hat zwei Konsulatsbeamte aus Rotterdamm nach Enschede geschickt, um den Fall zu begleiten.

Die brasilianische Gemeinde von Enschede steht nach der grausamen Tat unter Schock. Laut dem brasilianischen Konsul in Rotterdam, Manoel Pereira da Silva, konzentriert sich in der Region im Osten des Landes ein Grossteil der rund 22.000 Brasilianer und Brasilianerinnen, die derzeit in Holland leben.

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