Frankreich-Präsident in Südamerika: Besuch im Überseegebiet Französisch-Guayana

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Der französische Präsident Emmanuel Macron hat in den vergangenen Tagen das französische Überseegebiet Guayana besucht. (Foto: Facebook/Préfecture de la Guyane)

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat in den vergangenen Tagen das französische Überseegebiet Guayana besucht. Neben Ausschreitungen vor der Ankunft Macrons sorgten besonders seine Kommentare in einem Problemviertel der Hauptstadt des Landes für Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt sein selbstzugestandener Riecher für Marihuana angesichts einer Gruppe Cannabis rauchender Jugendlicher sorgte für Gelächter. Die angespannte wirtschaftliche und soziale Lage in Französisch-Guayana sorgte jedoch sowohl bei Passanten auf der Straße als auch bei den höchsten Politikerrängen des Landes für Unmut. Forderungen an Macron sind vor allem mehr Geld für das von Armut geprägte Land.

Unruhen schon vor Ankunft des Präsidenten

In den Tagen vor der geplanten Ankunft Macrons kam es bereits zu größeren Protesten und Ausschreitungen, am deutlichsten in der Hauptstadt Cayenne. Es kam zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, bei denen von Seiten der Justiz Tränengas eingesetzt wurde. Vermummte Demonstranten schossen dabei mit Molotowcocktails und Wurfgeschossen in die Nähe des örtlichen Kommissariats. Vor allem die schlechte wirtschaftliche Situation des Landes ist Grund für die Unruhen. Denn obwohl Politiker vor der Ankunft Macrons zur Ruhe aufgerufen haben, sind die Menschen mit der wirtschaftlichen Situation des Landes unzufrieden.

Prekäre wirtschaftliche Situation

Die Forderung des französischen Überseegebiets an Paris lautet dabei vor allem mehr Geld. Angesichts der wirtschaftlichen Situation des Landes ist ein derartiger Verzweiflungsruf nicht verwunderlich. In Französisch-Guayana sind etwa 40 Prozent aller Menschen unter 25 Jahren arbeitslos. Das Land lebt hauptsächlich von Forstwirtschaft und dem primären Wirtschaftssektor, Weltraumprojekte und Tourismus macht jedoch ebenfalls einen bedeutsamen Anteil der Wirtschaftsleistung aus.

Schmuggel, illegaler Goldabbau in Verbindung mit daraus resultierender Umweltverschmutzung und ein undurchsichtiges Netzwerk aus Freundeswirtschaft und Korruption machen dem Großteil der Bevölkerung schwer zu schaffen. Offiziellen Zahlen zufolge beträgt die Arbeitslosigkeit etwa 22 Prozent, besonders betroffen sind dabei junge Menschen unter 25 Jahren. Angesichts der grassierenden Armut, die trotz starker Selbstversorgung im ländlichen Raum, besonders im urbanen Gebiet sichtbar ist, werden die Rufe nach Unterstützung seitens des französischen Mutterlands laut.

Obwohl das Land mit einer durchschnittlichen Geburtenrate von 3,5 Kindern pro Frau wohl im Vergleich zu anderen südamerikanischen Staaten wie Honduras verhältnismäßig gut dasteht, ist die Armut akut.

Der Ruf nach finanzieller Unterstützung

Dass das Thema Geld im Mittelpunkt vieler Einwohner Französisch-Guayanas stand, war offensichtlich. Und das, obwohl Frankreich bereits Zahlungen an das Überseegebiet bestätigt hatte: Nach tagelangen Protesten und Straßenblockaden ging die französische Regierung auf Forderungen ein und plant ein milliardenschweres Investitionsprogramm. Konkret sollen genau 1,085 Milliarden Euro in Form von Investitionsprojekten in das südamerikanische Land fließen, um die Wirtschaft zu stärken und dabei Armut und Erwerbslosigkeit zurückzudrängen. Problemfelder, wie etwa der mangelhafte Zugang zu Elektrizität und Trinkwasser, sollen damit bekämpft werden. Hohe Verschuldung durch das Aufnehmen von Krediten, etwa für den Import von Maschinen, unnötig gemacht werden.

Viele Bürger fühlen sich trotz allem von der französischen Regierung im Stich gelassen. Auf Forderungen nach mehr Geld reagierte der Präsident jedoch konsequent ablehnend. Nicht nur auf der Straße im Gespräch mit Demonstranten lehnte er erneute Zahlungen ab, auch auf Twitter veröffentlichte er seinen Standpunkt: „Die Verpflichtungen werden eingehalten, nicht mehr, aber nicht weniger!“ Passanten und Bürger des Landes reagierten darauf überwiegend mit Ablehnung.

Spaziergang durch Problemviertel

Dass Macron trotz der angespannten Lage Zeit für persönlichen Kontakt mit der Bevölkerung fand, zeigt sein Spaziergang durch eines der Problemviertel in der Hauptstadt Guayana. Dort wurde der Präsident Frankreichs mit den Fragen und Anliegen der Bevölkerung konfrontiert. Verhärtete Positionen gab es bei der Frage um weitere Zahlungen von Paris an Französisch-Guayana. Weil der Präsident lediglich das schon geplante Investitionsprogramm umsetzen möchte, zeigten sich viele Menschen enttäuscht.

Doch es gab auch witzige Momente, in denen sich der Präsident von seiner lockeren Seite zeigte. Als eine Gruppe guyanischer Jugendliche in seiner Nähe an Cannabiszigaretten zog, bemerkte das Macron sofort. Dabei bemerkte er: „So, einige von euch rauchen hier nicht nur Zigaretten, stimmt’s? Ich habe immer noch einen Riecher.“ Die Jugendlichen kamen mit belehrenden Worten davon. „Das hilft euch bei den Schulaufgaben nicht weiter.“, kommentierte das Staatsoberhaupt lediglich.

Unzufriedene Stimmung in der Bevölkerung

Macrons Auftritt in der Hauptstadt des Überseegebiets sorgte ganz offensichtlich nicht für eine Entspannung der Lage. Denn die sich überwiegend als Franzosen identifizierenden Guyaner fühlen sich nach wie vor oftmals von der Regierung in Paris im Stich gelassen. Bis jetzt sind die versprochenen Investitionsprogramme noch nicht umgesetzt worden – die wirtschaftliche Situation weiterhin prekär.

Lichtblick ist das Raketenprogramm innerhalb Guayanas. Das Projekt soll zusätzlich neues Geld in das Land bringen. Interessant für die Raumfahrt ist Guayana vor allem aufgrund seiner Position nahe dem Äquator. Weil die Erde auf der Höhe des Äquators besonders breit ist, benötigen Raumschiffe hier weniger Treibstoff, um in das Weltall zu gelangen. Obwohl die Weltraumprojekte dutzende Millionen Euro in das Land bringen, profitiert der Großteil der Menschen nicht daran. Große Teile der Bevölkerung ist von der Außenwelt abgeschlossen, etwa 30 Prozent der Bürger des Überseegebiets verfügen nicht über einen Wasserleitungs- und Elektrizitätsanschluss.

Multinationale Händler tragen zu Ärger an der Situation bei

Während Frankreich für Investitionsprogramme sorgen soll, sind es vielen Experten zufolge hauptsächlich multinationale Konzerne und kriminelle Netzwerke, die an der Wirtschaft des Landes profitieren. Lukrative Geschäfte innerhalb des Landes werden oftmals von mafiaähnlichen Strukturen betrieben – zum Schaden der allgemeinen Bevölkerung. Denn die durch illegale Methoden abgebauten Goldgewinne können so zu niedrigeren Preisen an internationale Händler verkauft werden. Ethnische Minderheiten und Siedlungen abseits der urbanen Gebiete dienen oft dem Abbau des Goldes. Weil sie keine andere Option haben, erhalten die eigentlichen Arbeiter oftmals den geringsten Anteil an dem reichhaltigen Geschäft mit Gold.

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