Das UNESCO-Komitee für Immaterielles Kulturerbe hat in den letzten Tagen im südkoreanischen Jeju traditionelle Fertigkeiten und Wissensformen neu in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.Damit umfasst die Liste, die die Vielfalt des immateriellen Kulturerbes weltweit abbilden soll, nun 398 Kulturformen. Der Zwischenstaatliche Ausschuss zum Immateriellen Kulturerbe tagt noch bis zum 9. Dezember.
Neueinträge in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes Region Lateinamerika:
Bolivien: Rituelle Reisen in La Paz während des Alasita-Fests. Anlässlich der rituellen Reisen erwerben die Teilnehmenden „Glücks“-Miniaturen. Diese werden mit Ekeko, dem wohltätigen Fruchtbarkeitsgott der Stadt La Paz, in Verbindung gebracht. Die Reisen beginnen mit der Suche und dem Erwerb der Miniaturen, gefolgt von ihrer Weihe im Rahmen verschiedener Andenrituale oder ihrer Segnung durch die katholische Kirche. Die Menschen tauschen die Miniaturen auch untereinander, um symbolisch Schulden zu bezahlen. Spenden und die Bezahlung von Schulden, auch wenn sie symbolisch sind, verringern Spannungen zwischen den Menschen und sozialen Schichten.
Kuba: Punto. Punto ist die Musik und Poesie kubanischer Bauern. Es fördert Dialog und bringt die Gefühle, das Wissen und die Werte der praktizierenden Gemeinschaften zum Ausdruck. Landesweit werden Seminare, Workshops, Wettbewerbe, Festivals und weitere Veranstaltungen zur Erhaltung und Weitergabe von Punto organisiert. Den Trägern und Praktizierenden wurde mittlerweile sogar eine eigene Berufsbezeichnung verliehen.
Panama: Handwerkliche Prozesse und Pflanzenfasertechniken zum Weben von Talcos, Crinejas und Pintas zur Herstellung der Pintao-Hüte. Der traditionelle und populäre Pintao-Strohhut wird aus den Fasern von Palmblättern, Schilf oder Agaven geflochten. Er ist landesweit fester Bestandteil regionaler Outfits und kann, je nachdem wie er getragen wird, sogar Auskunft über die Gemütslage seinen Trägers geben. Vor einiger Zeit wurde ein Pintao-Gedenktag eingeführt. Es gibt zahlreiche Bemühungen das spezifische handwerkliche Wissen und Können zu erhalten, unter anderem durch die Organisation von Handwerksmärkten, Messen und Webe-Wettbewerben.
Peru: Traditionelles System der Wasserrichter von Corongo. Das System, das bis in die Zeit vor den Inka zurückreicht, dient der gerechten und nachhaltigen Verteilung der Ressource Wasser. Es reguliert die landwirtschaftliche Praxis der lokalen Bauern und entspricht deren Grundprinzipien von Solidarität, Gerechtigkeit und Respekt vor der Natur. Die höchste Autorität ist der Wasserrichter, der das Wasser verwaltet und auch Feste in Corongo organisiert. Funktion, Bedeutung und Wert des Systems werden innerhalb der Familie und durch die Öffentlichkeit weitergegeben.
Neueinträge in die Liste des dringend erhaltungsbedürftigen Immateriellen Kulturerbes Region Lateinamerika:
Kolumbien, Venezuela: Kolumbianisch-venezolanische Arbeitslieder der Llaneros. Die Arbeitslieder sind ein mündlich überliefertes Reservoir der individuellen und kollektiven Geschichten der Llaneros. Die Lieder zeugen von einer engen Beziehung der Gemeinschaft zu ihren Rindern und Pferden sowie von einer Harmonie zwischen Mensch, Tier und Natur. Wirtschaftliche, politische und soziale Veränderungsprozesse haben die Tradition geschwächt. Jedoch gibt es zahlreiche Bemühungen, die Lieder zu erhalten und junge Menschen für die Bedeutung der Kulturform zu sensibilisieren.
Leider kein Kommentar vorhanden!