„Wir hoffen, dass Papst Franziskus mit seinem Besuch in Araukanien eine friedliche Lösung des Mapuche-Konfliktes ermöglicht.“ Das hat die Chile-Referentin des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Margit Wichelmann, mit Blick auf die 22. Auslandsreise von Papst Franziskus nach Chile und Peru betont. Am Mittwoch, 17. Januar 2018, reist Papst Franziskus nach Temuco in Südchile, den ursprünglichen Siedlungsraum der Mapuche. „Frieden ist in Araukanien möglich, wenn der chilenische Staat das Volk der Mapuche, ihre Traditionen und ihre Landrechte anerkennt“, ist Adveniat-Expertin Wichelmann überzeugt.
Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat fordert die deutsche Bundesregierung bereits seit Jahren auf, sich gegenüber der chilenischen Regierung für die Achtung der Rechte der Mapuche einzusetzen. „Die chilenische Regierung muss die bereits 2008 von ihr ratifizierte ILO-Konvention 169 zum Schutz der indigenen Völker endlich umsetzen. Außerdem dürfen die Antiterrorgesetze nicht länger gegen die Mapuche angewendet werden“, sagte Wichelmann. Darüber hinaus seien Verträge und Vereinbarungen zwischen dem chilenischen Staat und dem Volk der Mapuche einzuhalten. „Eine friedliche Lösung des Mapuche-Konflikts kann nur durch einen Dialog aller beteiligten Gruppen und Akteure gefunden werden. Dazu müssen alle Seiten auf Repression und Gewalt verzichten.“
Zentraler Konfliktpunkt ist die Landfrage. Der chilenische Staat hatte den Mapuche im Krieg zur „Befriedung Araukaniens“ im 19. Jahrhundert ihr Territorium weggenommen und an zumeist europäische Siedler verteilt. Obwohl die Regierung im Folgenden den Mapuche ihren Siedlungsraum garantierte, wurde das Gebiet des indigenen Volkes bis zur Rückkehr zur Demokratie nach der Pinochet-Diktatur (1973-1990) weiter reduziert. Die Mapuche kämpfen um ihr kulturelles und soziales Überleben sowie um die Anerkennung ihrer verbrieften Rechte. „Die Mapuche leiden darunter, als Terroristen verschrien zu sein, obwohl Übergriffe wie Brandstiftungen von radikalisierten Gruppen erfolgen, von denen sich die meisten Mapuche distanzieren“, sagte Wichelmann.
„Von den Mapuche können wir eine Lebensweise im Einklang mit der Umwelt erlernen, wie es Papst Franziskus immer wieder fordert“, so die Chile-Referentin. Bei ihren Begegnungen haben ihr die Indigenen immer wieder erklärt: „Wir müssen die Erde und das Wasser unserer Flüsse und Sümpfe schützen und achten, denn aus ihnen werden wir geboren und von ihnen hängt unser eigenes Überleben und das unserer Töchter und Söhne ab.“ In Chile und Peru schreite jedoch wie in ganz Lateinamerika die Zerstörung der Lebenswelt der indigenen Völker immer weiter voran. „Staatliche und internationale Erdölfirmen, das Agrobusiness mit Palmöl-, Zuckerrohr- und Sojaplantagen, illegale Goldsucher und gigantische staatlich Infrastrukturprojekte bedrohen das Leben der ursprünglichen Völker in den wenigen verbliebenen unberührten Gebieten existentiell“, beklagte Adveniat-Expertin Wichelmann. Hoffnungsvoll stimme sie, dass sich die Indigenen über Ländergrenzen hinweg organisieren, um friedlich für ihre Rechte und ihre Art zu leben einzutreten.
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