Jeder dritte Mensch ist fehlernährt. Das zeigen die Ergebnisse des Global Nutrition Reports 2017, der gestern von einem Bündnis deutscher Hilfsorganisationen präsentiert wurde. „Die klare Botschaft an die Politik ist: Um Fehlernährung in all ihren Formen zu bekämpfen, besteht jetzt Handlungsbedarf“, sagt Corinna Hawkes, Co-Vorsitzende des unabhängigen Komitees des Global Nutrition Reports. Denn die Zahl der Hungernden steigt. So vermeldete die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO im Herbst 2017 erstmals, nach Jahren sinkender Zahlen, einen Anstieg der von Hunger betroffenen Menschen auf 815 Millionen. Eine besorgniserregende Entwicklung mit schweren sozialen und wirtschaftlichen Folgen.
Länder des globalen Südens sind besonders betroffen
Die Ergebnisse des aktuellen Global Nutrition Reports 2017 veranschaulichen das globale Ausmaß der Ernährungssituation deutlich. Demzufolge gilt weltweit jeder dritte Mensch als fehlernährt. Das bedeutet: Zwei Milliarden Menschen sind unter- oder übergewichtig oder leiden an Mikronährstoffmangel. Insbesondere die Länder des globalen Südens sind davon betroffen. Vor allem Frauen oder Kinder leiden dort oft ihr Leben lang unter chronischer Unterernährung und Wachstumsstörungen, die sie nicht nur anfällig für Krankheiten machen, sondern ihre geistige und körperliche Entwicklung langfristig beeinträchtigen. Noch heute ist fast die Hälfte aller jährlichen Todesfälle von Kleinkindern unter fünf Jahren auf mangelnde Ernährung zurückzuführen.
Empfehlung für transparente Investitionen in nachhaltige Projekte
Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, empfehlen Aktion gegen den Hunger, Brot für die Welt, CARE, Save the Children Deutschland e. V., Welthungerhilfe und World Vision Deutschland e. V. der deutschen Politik, ihren finanziellen Beitrag zur Verwirklichung des Rechts auf Nahrung und angemessene Ernährung maßgeblich zu steigern. Hierbei muss das Ziel sein, mit gezielten Investitionen und interdisziplinären Programmen den vielfältigen Ursachen von Hunger und Mangelernährung entgegenzuwirken. Hier sollte die Bundesregierung klar darlegen, in welche Sektoren und Interventionen mit welchen Resultaten investiert wird.
„Die Welt wird kaum eines der Ziele der Agenda 2030 erreichen, wenn nicht mehr in die Bekämpfung von Fehlernährung investiert wird“, betont Corinna Hawkes. Eine Kernaufgabe muss zukünftig sein, mit entsprechenden Programmen zu einer nachhaltigen Ernährungssicherung beizutragen. Dabei müssen besonders betroffene Bevölkerungsgruppen noch stärker in den Fokus der Bemühungen rücken. Hier besteht Verbesserungsbedarf, denn lediglich ein Viertel des Gesamtbudgets der Sonderinitiative EINE WELT ohne Hunger der Bundesregierung floss bisher in entsprechende Projekte, die diese Bevölkerungsgruppen in den Mittelpunkt stellen. Und es sollten auch die strukturellen Ursachen wie zum Beispiel die Vernachlässigung der ländlichen Entwicklung oder die verfehlte Agrar-, Ernährungs- und Wirtschaftspolitik angegangen werden.
Die Weltgemeinschaft hat sich mit der Agenda 2030 das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 Hunger zu beenden und weltweite Ernährungssicherung zu realisieren. Doch hierfür bleibt nicht mehr viel Zeit. Die Bundesregierung hat jetzt die Möglichkeit, aktiv Hunger und Fehlernährung in allen Formen zu bekämpfen und dafür jetzt die Weichen zu stellen.
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