Die Sicherheitskrise an der Nordgrenze hat Ecuador dazu veranlasst, sich von ideologischen Überlegungen zu lösen und sich wieder auf die Vereinigten Staaten zu verlassen. Quito will gemeinsam mit Washington den ausartenden Drogenhandel und die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität bekämpfen. Die Sicherheitsbeziehungen zwischen den beiden Ländern waren fast ein Jahrzehnt lang gelähmt. Im März 2008 hatte ein Bombenangriff in der ecuadorianischen Provinz Angostura durch die kolumbianischen Luftwaffe mit Unterstützung der USA gegen FARC-Ziele auf ecuadorianischem Boden stattgefunden. Die Regierung von Ex-Präsident Rafael Correa (2007-2017) verabschiedete danach die Montecristi-Verfassung, die die Errichtung von Militärstützpunkten oder ausländischen Einrichtungen für militärische Zwecke ausdrücklich verbietet.
Dieses Kapitel hinter sich lassend unterzeichneten die Regierungen beider Länder diese Woche in Quito ein Abkommen über Sicherheitskooperation, das die Schaffung einer transnationalen Kriminalpolizeibehörde vorsieht. Das Abkommen sieht auch die Einrichtung von Kooperationskanälen zur „Optimierung der Kontrolle transnationaler krimineller Netze“ vor. Gleichzeitig besuchten Generalleutnant Joseph P. DiSalvo, militärischer Unterbefehlshaber (Deputy Commander of U.S. Southern Command in Miami, Florida) und Botschafterin Liliana Ayalde, außenpolitische Beraterin des U.S. Southern Command, diese Woche Ecuador. Sie trafen sich mit der ecuadorianischen Regierung und den Militärbehörden „um den Ideen und Anliegen der zivilen und militärischen Verteidigungsbehörden zuzuhören“.
Die Tatsache, dass das Andenland die Tür zu einer verstärkten Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten geöffnet hat, ist darauf zurückzuführen, dass sich die Sicherheitslage in den letzten Monaten im Grenzgebiet zu Kolumbien permanent verschlechtert hat. Kriminelle Gruppen aus dem Nachbarland kämpfen um die Vormachtstellung im Drogenhandel, entführten und töteten seit Januar dieses Jahres vier ecuadorianische Soldaten und drei Mitglieder eines journalistischen Teams. Die Bande unter Führung eines FARC-Dissidenten namens „Guacho“ entführte vor wenigen Tagen erneut zwei weitere Zivilisten. Das Abkommen mit den USA besagt, dass sich beide Länder zu einem Informations- und Erfahrungsaustausch über Drogenhandel, finanzielle und grenzüberschreitende Verbrechen verpflichten, die eine Bedrohung für beide Länder darstellen.
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