Der Name Chikungunya – ausgesprochen [tʃikʊnˈɡʊnja] – bedeutet in der Sprache des tansanischen Bantu-Volk Makonde, „gebeugter Mann“. Im Kongo nennen es die Einheimischen „buka-buka“, „kaputt-kaputt“: Die Betroffenen haben hohes Fieber, sehr starke Gelenk- und Muskelschmerzen und häufig auch Hautausschläge – hämorrhagische Fieber sind glücklicherweise selten. Ältere Menschen und Säuglinge können an der Infektion auch durchaus sterben. Meist klingt die akute Infektion nach zwei Wochen ab, aber schätzungsweise mehr als ein Drittel der Betroffenen leidet unter langanhaltenden Gelenk- und Muskelschmerzen und in einigen Fällen unter neurologischen Beschwerden. „Das Leid der Menschen, die mit dem Virus infiziert sind, ist groß. Vor allem bei chronischen Verläufen, haben die Betroffenen häufig über Jahre mit starken Schmerzen und Beeinträchtigungen zu leben“, sagt Jun.-Professorin Christine Goffinet, Leiterin der Arbeitsgruppe Angeborene Immunität und Virale Invasion am TWINCORE.
Es gibt weder einen Impfstoff, noch eine spezifische antivirale Therapie gegen das Virus – die einzige Möglichkeit, sich vor einer Infektion zu schützen, ist, sich vor dem Überträger zu schützen: Mücken. Besonders die Gelbfiebermücke und die Asiatische Tigermücke verbreiten das Virus. „Durch eine Mutation des Virus in den letzten Jahren, ist die Asiatische Tigermücke zu einem zusätzlichen Überträger des Virus geworden“, sagt Sergej Franz, Nachwuchswissenschaftler in der Arbeitsgruppe. Und diese Mückenart, die sich in wärmeren Klimazonen besonders wohl fühlt, breitet sich im Zuge der Klimaerwärmung immer weiter aus: Damit erreicht uns diese vermeintliche Tropenkrankheit auch schon in Italien, Süd-Frankreich und sogar in Süddeutschland. In den Jahren 2007 und 2017 kam es zu Ausbrüchen mit Hunderten Betroffenen in Italien.
„Da wir über die Übertragungswege nur wenig wissen, die Zahl der Infektionen steigt und das Virus jetzt auch in unseren Kliniken ankommt, ist es wichtig zu wissen, wie wir uns vor dem Virus schützen können“, sagt Eike Steinmann, Leiter der Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie an der Ruhr-Universität Bochum. Ob das Virus von Mensch zu Mensch übertragen werden kann – über Blut, Speichel oder andere Körperflüssigkeiten – ist bisher noch unbekannt. Also hat Sergej Franz die unterschiedlichsten Verfahren getestet, um Erreger abzutöten: „Da Chikungunya noch vorwiegend in Ländern mit schlechter medizinischer Infrastruktur verbreitet ist, haben wir zunächst Desinfektionsmittel nach Rezepten der Weltgesundheitsorganisation WHO getestet.“ Die WHO stellt seit vielen Jahren zwei Rezepte zur Verfügung, nach denen Desinfektionsmittel mit einfachen Mitteln direkt in Krisengebieten angemischt werden können. Sie kosten nur etwa ein Zehntel vorgemischter Markenprodukte und basieren im Wesentlichen auf den Alkoholen Ethanol und Isopropanol.
„Diese Rezepturen funktionieren in der empfohlenen Dosierung gut, dürfen aber nicht unterdosiert werden“, gibt er zu bedenken. „Handelsübliche Flächen- und Handdesinfektionsmittel deaktivieren das Chikungunya Virus sehr effektiv, selbst, wenn die Konzentrationen unter der empfohlenen Dosierung liegen.“ Ebenfalls sehr empfindlich reagiert das Virus auf Erhitzen: Bereits ab 70 Grad Celsius werden alle Viren inaktiviert. „Einzig beim Austrocknen zeigt sich das Virus recht widerstandsfähig. Im Gegensatz zu einigen anderen verwandten Viren, konnten wir es nach dem Eintrocknen durch die Zugabe von Wasser wieder reaktivieren. Wenn Körperflüssigkeiten mit hohem Virustiter auf einer Oberfläche eintrocknen, besteht hier ein gewisses Risiko. Man sollte also nicht leichtfertig mit Proben Infizierter umgehen“, schließt Sergej Franz.
Leider kein Kommentar vorhanden!