Die chilenische Staatsanwaltschaft hat die Identität von etwa 40 Opfern sexuellen Missbrauchs durch Priester in den von der Polizei im vergangenen Juni in den Erzdiözesen der Städte Santiago und Rancagua beschlagnahmten Akten festgestellt. Im Fall von Rancagua (120 km südlich von Santiago) ordnete die Staatsanwaltschaft die Beschlagnahme der Archive der Kirchen beider Städte an und konnte Fälle unterschiedlicher Schwere analysieren, die von den Opfern an die chilenische Kirche – nicht aber an die Staatsanwaltschaft – gemeldet wurden.
Die rechtliche Identitätsfeststellung wurde im Hintergrund aufgedeckt. Diese relevante Tatsache ermöglicht der Staatsanwaltschaft diese Fälle zu untersuchen „um die Verantwortlichen für diese Missbräuche gerichtlich zu verfolgen“. Die Fälle gehen auf das Jahr 2007 zurück und es gibt Berichte über sexuellen Missbrauch von Kirchenverantwortlichen gegen Minderjährige und ältere Menschen.
Staatsanwalt Emiliano Arias aus Rancagua hat bereits letzte Woche die Festnahme von Oscar Muñoz, einem bekannten Priester und ehemaligen Minister des Erzbistums von Santiago, wegen sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung von mindestens fünf Minderjährigen beantragt. Diese Fälle gehörten zu den Akten, die bei der chilenischen Kirche beschlagnahmt wurden.
Muñoz befindet sich in Untersuchungshaft, während gegen ihn wegen dieses neuen Skandals ermittelt wird. Die chilenische Kirche ist von Dutzenden Fällen von Pädophilie betroffen und gerät wegen der Vertuschung dieser Fälle durch lokale Kirchenhierarchien immer mehr in den öffentlichen Fokus. Etwa 113 Priester wurden in den letzten 15 Jahren wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt, Papst Franziskus akzeptierte bereits den Rücktritt von fünf Bischöfen wegen der Vertuschung von sexuellen Missbrauch durch Priestern. Allerdings wurde das aus Argentinien stammende Oberhaupt der katholischen Kirche wegen seiner späten Reaktion auf diese Fälle und seiner Rolle bei seinem letzten Besuch in Chile heftig kritisiert.
Update, 25. Juli
Die chilenische Staatsanwaltschaft hat den Erzbischof von Santiago de Chile, Ricardo Ezzati, als Angeklagten wegen angeblicher Vertuschung von Fällen sexuellen Missbrauchs von Mitgliedern der katholischen Kirche vorgeladen.
Update, 19. Juni
Die chilenische Justiz hat den ehemaligen Priester Óscar Muñoz an diesem Samstag zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er die „wiederholten“ Verbrechen des sexuellen Missbrauchs und der Vergewaltigung von Minderjährigen zwischen 2002 und 2018 begangen hatte.
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