Der alltägliche Wahnsinn: Sechs Monatslöhne für ein Kilogramm Knoblauch

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Bolívares sind das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt werden (Foto: Latinapress)
Datum: 29. Juli 2018
Uhrzeit: 10:12 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Redaktion
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Venezuelas Hyperinflationsspirale dreht sich unaufhaltsam weiter und bricht alle Rekorde. In der Geschichte gibt es nur wenig Vergleichbares: In Deutschland 1923, in Griechenland und Ungarn Ende des Zweiten Weltkrieges oder in Simbabwe Ende 2000. Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) könnte die Inflation zum Ende des laufenden Jahres bis auf eine Million Prozent ansteigen, Präsident Nicolás Maduro hat neue Banknoten für sein krisengeplagtes Land angekündigt. Diese „großartige revolutionäre Veränderung in der Wirtschaft“ besteht darin, auf den neuen Banknoten fünf Nullen wegzulassen und die Landeswährung Bolívar an die im Frühjahr geschaffene Kryptowährung Petro zu binden. Dieser windige Versuch zeigt allerdings lediglich die Ohnmacht des Regimes, der auf Kuba ausgebildete Marxist Maduro ist für den größten Exodus in der jüngeren Geschichte Lateinamerikas verantwortlich. Die Bevölkerung flüchtet vor dem alltäglichen Wahnsinn, selbst Grundnahrungsmittel sind Mangelware und für viele nicht erschwinglich.

Man muss kein Spezialist sein und lediglich im von „Sozialisten“ ausgeplünderten Land leben um es zu merken: Im Hauptstadtdistrikt Distrito Capital und in jedem der 23 Bundesstaaten steigen die Preise alle zwei bis drei Tage. Das Mindesteinkommen (5,2 Millionen Bolívares/nur ein Euro auf dem Schwarzmarkt) ist lediglich ein Batzen wertloses Papiergeld und reicht aktuell nicht mehr für den Kauf von einem Kilogramm Fleisch. Nach zwei Jahrzehnten des von Hugo Chávez und seinem Nachfolger Maduro propagierten „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ haben Enteignungen, Plan- und Günstlingswirtschaft, Preiskontrollen und ausartende Korruption dazu geführt, dass ein Kilogramm Knoblauch 32 Millionen Bolívares (sechs Salarios Mínimo) kostet.

In seinem Wahlkampf am 20. Mai – bei den von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannten Wahlen – versprach Maduro stets eine „wirtschaftliche Erholung“. Zwei Monate sind vergangen, seit vor drei Tagen ein „Konjunkturprogramm“ angekündigt wurde. Dies soll nun am 20. August mit der Einführung neuer Banknoten beginnen. Ursprünglich war geplant, nur drei Nullen zu entfernen und die neue Banknote Anfang Juni in Umlauf zu bringen. „Es wird sich nichts ändern. Die Nullen müssen nicht auf dem Bolívar Fuerte sondern in der Regierung entfernt werden, wir werden von einem Haufen Unfähiger regiert“, glaubt der Angestellte Manuel Mariño.

Die Opposition ist sich einig, dass das Entfernen von Nullen aus der Währung die Inflation nicht beenden wird. Nach Angaben des Zentrums für Dokumentation und Sozialanalyse des venezolanischen Lehrerverbandes sind für den Kauf des Basiskorbs für eine fünfköpfige Familie 654 Millionen Bolívares und damit etwa 125 Mindestlöhne nötig. „Mit der neuen Währungsumrechnung von Maduro wird der Basiskorb 6.500 Bolívares kosten, aber Sie werden 52 Bolívares verdienen. Das Problem ist nicht gelöst, es ist ein Drama“, so Oppositionsführer Henrique Capriles. Eine Studie der wichtigsten Universitäten des Landes stellt sicher, dass die Armut im einst reichsten Staat Lateinamerikas im Jahr 2017 um 87 Prozent gestiegen ist.

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  1. 1
    MRO

    Die Spirale hat in den letzten drei Wochen aufgehört sich zu drehen. Die Abschaffung der Demokratie ist damit wohl eingepreist. Vielleicht hat die Regierung jetzt genug Zeit, den Soldo Minimo an das aktuelle Preisniveau anzupassen. Die Regale füllen sich langsam wieder.

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