UNICEF ruft gemeinsam mit anderen UN-Organisationen und NGOs zum Schutz geflüchteter und migrierter Kinder vor Menschenhändlern auf. Weltweit sind rund 28 Prozent der entdeckten Opfer von Menschenhandel Kinder und Jugendliche. Hierauf verweist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen zusammen mit einem Bündnis von UN- und Nichtregierungsorganisationen (ICAT) anlässlich des morgigen Internationalen Tages gegen Menschenhandel. In Regionen wie Subsahara-Afrika, Zentralamerika und der Karibik machen Kinder mit 64 bzw. 62 Prozent einen noch höheren Anteil an den registrierten Opfern von Menschenhandel aus. Die tatsächliche Zahl minderjähriger Opfer ist vermutlich noch höher.
Noch immer werden viele Opfer von Kinder- und Menschenhandel nicht als solche erkannt. Die betroffenen Mädchen und Jungen vertrauen sich aus Angst vor ihren Menschenhändlern oder aus Misstrauen nicht der Polizei oder Behörden an. Viele wissen auch nicht, welche Rechte sie haben. Auch die Angst vor Stigmatisierung oder vor einer Rückführung in die Heimat, bei der sie nicht geschützt und unterstützt werden, hindern sie daran, Hilfe zu suchen. Geflüchtete, migrierte und vertriebene Kinder sind besonders gefährdet, Opfer von Menschenhandel zu werden. Fehlen sichere und legale Wege der Flucht und Migration, weichen viele auf gefährliche, irreguläre Routen aus oder machen sich allein auf den Weg. Die Kinder und Jugendlichen sind dadurch einer großen Gefahr ausgesetzt, Opfer von Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung durch Menschenhändler zu werden.
„Menschenhandel ist eine echte Bedrohung für Millionen Kinder weltweit, insbesondere für Kinder, die ihre Heimat verlassen mussten und ohne Schutz sind”, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta H. Fore. „Regierungen müssen dringend Maßnahmen ergreifen, ihre Sicherheit zu gewährleisten.“
Bis heute fehlt es an langfristigen Hilfsangeboten für minderjährige Opfer von Menschenhandel. Viele Kinderschutzsysteme sind nach wie vor unzureichend ausgestattet. Kinder werden zudem häufig in Unterkünften untergebracht, in denen sie nicht angemessen geschützt sind. Jungen sind besonders gefährdet, da sie als weniger hilfsbedürftig angesehen werden und sie deshalb seltener Unterstützung bekommen. Mädchen drohen aufgrund von geschlechtsspezifischer Diskriminierung und Armut weitere Ausbeutung und Missbrauch.UNICEF und ICAT rufen Staaten dazu auf, politische Maßnahmen und grenzübergreifende Lösungsansätze konsequent umzusetzen, die den Schutz von betroffenen Kindern und Jugendlichen gewährleisten:
Sichere und legale Wege der Flucht und Migration für Kinder und ihre Familien müssen ausgeweitet werden. Dazu gehören beschleunigte Verfahren zur Feststellung des Flüchtlingsschutzstatus‘ sowie die Reduzierung von gesetzlichen und bürokratischen Hürden bei der Familienzusammenführung. Sozial- und Kinderschutzsysteme müssen umfassend gestärkt werden, um Menschenhandel, Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch zu stoppen und den Kindern und Jugendlichen alters- und geschlechtergerechte Hilfsangebote zur Verfügung zu stellen.
Der Vorrang des Kindeswohls muss bei allen Entscheidungen, die Kinder und Jugendliche betreffen, im Vordergrund stehen, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus. Nachhaltige Lösungsansätze müssen daher auf einer individuellen Fallprüfung und der Feststellung des Kindeswohls basieren. Zudem sollten Kinder entsprechend ihres Alters und ihrer Reife in diesen Prozess einbezogen sein.
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und der Informationsaustausch zwischen den für Kinderschutz zuständigen offiziellen Behörden muss verbessert werden. Zudem sollten die Familien von Kindern, die von ihren Familien getrennt wurden, schneller ausfindig gemacht werden. Es ist notwendig, Prozesse der Familienzusammenführung zu beschleunigen und adäquate alternative Unterbringungsmöglichkeiten für Kinder, die ohne die Fürsorge ihrer Eltern unterwegs sind, zur Verfügung zu stellen. Kinder sollten unter keinen Umständen dazu getrieben werden, auf gefährlichere Flucht- und Migrationswege auszuweichen oder unterzutauchen.
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