Filmemacher haben in Chile den Übergang von der Diktatur zur Demokratie in besonderer Weise mitgeprägt. Bis heute spiegeln und analysieren Cineasten die sozialen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Zeit in ihren Werken. Ein herausragendes Beispiel ist Regisseur Gonzalo Justiniano – mit seiner ganz eigenen Bildästhetik. Ihm widmet die Botschaft nun eine dreiteilige Retrospektive, vom 8. bis 10. November (Eintritt gratis). Und Justinianos neuester Film Cabros de Mierda (2018) ist im Berliner Kino Bayblon im Rahmen des Filmfestivals Lakino zu sehen.
Eröffnet wird die Filmreihe in der Botschaft mit B – Happy (2003, Donnerstag, 8. November um 19 Uhr), einer Geschichte über Adoleszenz, Depression und erster Liebe in einem sozial labilen Milieu. Kathy lebt mit ihrem Bruder Danilo in einem kleinen Dorf an der chilenischen Küste. Ihr Leben ist von der Abwesenheit des Vaters geprägt, der wegen mehrfachen Diebstahls eine Gefängnisstrafe abbüßt, sowie von den ständigen Schwierigkeiten, mit denen sie sich konfrontiert sieht. An der Oberschule lernt sie Chemo kennen, einen liebenswerten und sensiblen Jungen.
Amnesia (1994, Sonnabend, 10. November um 19 Uhr) behandelt die Themen Schmerz, Rache und Vergebung in einem universellen Sinn. Protagonist ist der Soldat Ramírez, der auf Anordnung seines Vorgesetzen, Offizier Zúñiga, ein grausames Verbrechen beging – weit draußen in der Wüste. Irgendwann, Jahre später, als beide längst wieder ins zivile Leben zurückgekehrt sind, kommt es zum Wiedersehen.
El Leyton (2002, Freitag, 8. November um 19 Uhr) erzählt die Geschichte zweier Freunde, dem Lebemann Leyton sowie dem eher bodenständigen Modesto. Als Modesto die liebreizende und schüchterne Marta heiratet, eine junge Frau ohne große Erfahrung in Liebesdingen, stellt Leyton ihr nach. Die beiden beginnen eine Affäre, die sie auf einen Weg ohne Rückkehr führt.
„Cabros de Mierda“ ist die Story eines jungen Missionars, der 1983 mitten in der Diktatur zum Verfechter der Demokratie wird
Der neueste Film des Regisseurs Gonzalo Justiniano, Cabros de Mierda / DamnKids (2018), ist zeitgleich im Rahmen des Lakino-Filmfestivals im Kino Babylon zu sehen (Es gibt zwei Vorführungen, am Donnerstag, 8. November um 19.45 Uhr sowie am Freitag, 9. November um 18 Uhr). Cabros de Mierda handelt von einem jungen nordamerikanischen Missionar namens Samuel Thompson, der 1983 voller Idealismus nach Chile kommt, um das Wort Gottes zu verkünden und die Realität in Chile mit seiner Kamera einzufangen. Die Militärdiktatur hat das Land 1983 fest im Griff. Samuel lebt im Arbeiter-Gehtto „La Victoria“ bei Gladys und ihrer Mutter. Er filmt unverhofft die Mordtaten der korrupten Regierung – sowie die ersten Massenproteste gegen Pinochet, was auch seine Sichtweise auf das Land radikal verändert. Gemeinsam mit Gladys kämpft er für die Demokratie.
Gonzalo Justiniani, Jahrgang 1955, ist Regisseur, Drehbuchautor, Filmeditor und Produzent. Im Alter von 20 Jahren verließ er Chile aufgrund der Diktatur. Zwischen 1976 und 1983 lebte er in Paris und studierte Filmwissenschaft. Mitte der 80er Jahre kehrte Justiniani als Auslandskorrespondent für französische und nordamerikanische Fernsehsender nach Santiago zurück. Er zeichnete die Proteste gegen die Diktatur auf und schloss sich dem Leben in der Peripherie Santiagos an, wo er 1983 im Auftrag des französischen Fernsehens einen Dokumentarfilm über die zehn Jahre der Diktatur drehte.
Die „Retrospektive des Regisseurs Gonzalo Justiniano“ ist ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Botschaft der Republik Chile in Deutschland, der Kulturabteilung des chilenischen Außenministeriums DIRAC und dem Unternehmen South Embassy als Sponsor.
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