Als ein „vorhersehbares Verbrechen der Bergbauindustrie an Mensch und Umwelt“, bezeichnen Adveniat Brasilien-Referent Norbert Bolte und die brasilianischen Projektpartner des Lateinamerika-Hilfswerks den Staudammbruch in Brasilien. Der Damm war am 25. Januar gebrochen. Die Schlammlawine hat bis zu 300 Menschen unter sich begraben. „Der Dammbruch von Brumadinho ist ein weiteres vorhersehbares Verbrechen der Bergbauindustrie an Mensch und Umwelt.“ Das beklagen Adveniat Brasilien-Referent Norbert Bolte und die brasilianischen Projektpartner des Lateinamerika-Hilfswerks. Der Damm, der am 25. Januar gebrochen ist, war 1976 von einer Tochter des deutschen Konzerns Thyssen gebaut und vom TÜV Süd im vergangenen September geprüft und abgenommen worden. Die Schlammlawine hat jetzt bis zu 300 Menschen unter sich begraben.
Die Brasilianische Bischofskonferenz fordert dringend gesetzliche Regelungen, welche die Fokussierung der Bergbauindustrie auf exorbitante Gewinne beendet. „Menschliche Opfer“ würden wissentlich genauso in Kauf genommen wie die „Plünderung der Umwelt mit einer konsequenten Zerstörung der Biodiversität“. Auch die Umweltkommission der Kirchenprovinz Mariana im Bundestaat Minas Gerais hat ihre Solidarität „mit den Opfern des erneuten Umweltverbrechens“ erklärt. Im Erzbistum Mariana war bereits vor drei Jahren der Staudamm eines Rückhaltebeckens geborsten. Bis heute warten die Angehörigen der 19 Opfer sowie die vielen Menschen entlang des Flusses Rio Doce, der bis zu seiner Mündung im Atlantik durch die giftigen Abwässer verseucht worden war, auf eine angemessene Entschädigung und Gerechtigkeit. „Der 25. Januar 2019 darf nicht in Vergessenheit geraten und es darf sich die Straflosigkeit nicht wiederholen wie im Fall des Verbrechens in Mariana. Die Opfer und die Umwelt dort warten bis heute auf volle Gerechtigkeit und Wiederherstellung der Normalität“, heißt es in der Solidaritätserklärung der vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützten Umweltkommission Mariana.
Habgier und ungebremstes Gewinnstreben
Die brasilianische Vereinigung der kirchlichen Basisgemeinden CEBs lehnt die in den Medien verwendete Rede von Katastrophe, Unfall oder Tragödie entschieden ab und spricht ebenfalls von einem voraussagbaren Umweltverbrechen. „Denn wir wissen, dass die Bergbauindustrie aus Habgier und ungebremstem Gewinnstreben unsere Berge, Wälder, das Grundwasser, die Flüsse, Fauna und Flora sowie unser historisches und kulturelles Erbe zerstört und das Leben so vieler Menschen vernichtet.“
„Wirtschaftsmodell, das sich dem Leben verpflichtet“
Mit seinen brasilianischen Projektpartnern kritisiert das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat deshalb ein allein auf die Logik der Gewinnmaximierung ausgerichtetes Wirtschaftsmodell ohne Rücksicht auf das Leben der Menschen, die Umwelt und die begrenzten Ressourcen des Planeten, wie es sich besonders in der Bergbauindustrie zeigt. „Wir stellen uns entschieden hinter die Forderung nach einem solidarischen, nachhaltigen Wirtschaftsmodell, das sich dem Leben und nicht dem materiellen Gewinn verpflichtet“, so Adveniat-Referent Norbert Bolte.
Hilfe für die Opfer
Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt mit der Kirche vor Ort die Opfer dabei, ihre Rechte gegenüber den Bergbaukonzernen und dem brasilianischen Staat durchzusetzen. Neben der Hilfe mit Lebensmitteln und vorübergehendem Obdach nimmt vor allem der Einsatz für die zustehenden Entschädigungen und die Wiederansiedelung viel Zeit in Anspruch. Wie notwendig diese Arbeit ist, zeigt die aktuelle Aussage der Erzdiözese Mariana: „Auch drei Jahre nach dem Verbrechen ist der Kampf für die Rechte der Betroffenen höchst schwierig.“
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