Botschafterin Cecilia Mackenna hat den Ort Calau besucht, ein 8.000-Einwohner-Städtchen in Brandenburg, zu dem Chile enge Verbindungen pflegt. Hier lebte und wirkte der Wahlchilene Carl Anwandter etwa 20 Jahre lang als Apotheker, Stadtkämmerer und schließlich Bürgermeister, bevor er 1850 nach Chile auswanderte. Werner Suchner, der Bürgermeister Calaus, zeigte der Botschafterin bei einer Führung durch die Innenstadt verschiedene Gebäude und Punkte, die an den berühmten Sohn der Stadt erinnern, wie etwa die Apotheke oder die Grundschule, die beide seinen Namen tragen. Eine Ausstellung im Haus der Heimatgeschichte, kuratiert von Ortschronistin Erika Förster, widmet sich der Figur Anwandters aus biografischer und zeitgeschichtlicher Perspektive.
„Carl Anwandter war ein sehr fortschrittlich denkender Mensch. Er hat sehr viel Wert gelegt auf Solidarität unter der Bevölkerung, und das ist für uns heutzutage Vorbild“, unterstrich Bürgermeister Suchner. „Dass Anwandter dann nach Chile ausgewandert ist, bildet die Grundlage unserer heutigen Freundschaft zur chilenischen Botschaft, zur Stadt Valdivia und zu Chile ganz allgemein. Wir setzen daher auch in Zukunft auf den Austausch und den Ausbau der guten Beziehungen.“ Botschafterin Cecilia Mackenna fügte hinzu: „Ich wünsche mir, dass wir die historisch gewachsenen Beziehungen weiterentwickeln und künftig gemeinsam mit den Freunden in Calau neue Projekte auf den Weg bringen.“
Anwandters bürgerschaftliches Engagement in Calau und sein Eintreten für mehr demokratische Rechte brachten ihm seinerzeit nicht nur Unterstützung und Zuspruch ein. Aufgrund seiner liberalen politischen Haltung war es ihm nach der unvollendeten Revolution im Jahre 1848 in Preußen nicht mehr möglich, seine öffentlichen Ämter auszuüben, und er trat schließlich als Bürgermeister zurück. Im Jahre 1850 emigrierte Anwandter dann mit dem Hamburger Segelschiff „Hermann“ nach Chile, wo er mit einer Gruppe von 95 Einwanderern in der Nähe von Valdivia landete. Nach seiner Einbürgerung im Süden Chiles gründete Anwandter dort die Deutsche Schule „Instituto Alemán Carlos Anwandter“ sowie Chiles erste Brauerei „Cervezería Anwandter“ und ebenfalls den deutschen Verein „Club Alemán“.
Durch den Freundeskreis Calau-Valdivia e.V., der inzwischen eine Arbeitsgruppe des Heimatvereins Calau e.V. ist, wurden in der Vergangenheit bereits zahlreiche kulturelle und gesellschaftliche Begegnungen ermöglicht. Bei ihrem Besuch in der Stadt Anwandters überreichte die Botschafterin dem Bürgermeister ein Geschenk für das Heimatmuseum. Auf zehn Foto-Leinwänden werden darin historische „Szenen aus dem Leben der Deutschen in Chile“ erzählt. Erste zehn Leinwände erhielt die Stadt bereits 2015.
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