Das größte Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier geht weiter. Und Schuld daran trägt der Mensch. Diese beiden Befunde zieht die Umweltschutzorganisation WWF Deutschland aus dem Update zur Roten Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten, das die Weltnaturschutzunion IUCN am Donnerstag in Gland (Schweiz) veröffentlicht hat. 105.732 Arten werden nun auf der Internationalen Roten Liste geführt, 27 Prozent davon gelten als bedroht (28.338 Arten). „Was der Asteroideneinschlag für die Dinosaurier war, ist die Menschheit für die heute vorkommende Tier- und Pflanzenwelt. Lebensraumzerstörung, Wilderei und Übernutzung von Ressourcen sowie die Klimakrise dezimieren die biologische Vielfalt in schwindelerregendem Tempo“, erklärt Jörg-Andreas Krüger, Geschäftsleiter Ökologischer Fußabdruck beim WWF Deutschland.
So machen illegale Jagd und Habitatzerstörung sechs Affenarten in Westafrika zu schaffen, die nun auch offiziell dem Aussterben weiter entgegen rücken. Aus denselben Gründen schrumpfen auch die Bestände der Massai-Giraffe in Kenia und Tansania. Sie haben sich in den letzten drei Jahrzehnten halbiert. Die Massai-Giraffe wird zukünftig als „stark gefährdet“ eingestuft. Auch die Bedrohung für Meeresbewohner nimmt zu: 15 Arten von Geigenrochen wurden in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“ hochgestuft. Eine davon gilt bereits als möglicherweise ausgestorben. In den vergangenen 30 – 45 Jahren sind die Bestände um mehr als 80 Prozent zurückgegangen. Einige Geigenrochenarten werden laut WWF trotz ihres Bedrohungsstatus gezielt befischt, doch auch Beifänge sind zu lukrativ, um sie freizulassen. Solange die wertvollen Flossen für den internationalen Markt exportiert werden, wird der Druck auf die Bestände nicht abnehmen. Doch auch vor Pflanzenarten macht das Artensterben nicht Halt. Laut IUCN gelten nun 90 Prozent der Palisanderarten Madagaskars, die aufgrund ihres wertvollen Holzes ausgebeutet werden, als bedroht.
„Der globale Notstand bei Tieren und Pflanzen wird zur Gefahr für den Menschen. Wir brauchen ein ambitionierteres UN-Abkommen für Mensch und Natur – getrieben von den Staats- und Regierungschefs persönlich und unterfüttert mit ambitionierten Zielen, funktionierenden Prüfmechanismen und konsequenter nationaler Umsetzung“, so Krüger. Deutschland müsse sich auf internationaler Ebene hierfür einsetzen und auf der anstehenden Konferenz zum Washingtoner Artenschutzabkommen Ende August als starker Fürsprecher der bedrohten, biologischen Vielfalt auftreten.
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