Reporter ohne Grenzen ruft die chilenische Regierung auf, Journalistinnen und Journalisten zu schützen und ihnen trotz der Unruhen im ganzen Land ein ungehindertes Arbeiten zu ermöglichen. Bei den Protesten gegen die Regierung sind seit dem 18. Oktober zahlreiche Journalistinnen und Journalisten angegriffen worden. Die gezielten Attacken gingen sowohl von Protestierenden als auch von Sicherheitskräften aus und richten sich gegen chilenische wie gegen ausländische Medien gleichermaßen. „Es ist in höchstem Maße alarmierend, in einem Land, das in den vergangenen 20 Jahren Stabilitätsanker in der Region war, plötzlich ein solches Klima des Hasses gegenüber Medienschaffenden zu sehen“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Präsident Sebastián Piñera muss der Gewalt ein Ende setzen, und Polizei und Armee müssen die klare Anweisung erhalten, die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten zu garantieren.“
Während der Proteste wurden mehrere Berichterstattende willkürlich und teils mit Gewalt festgenommen. Militär und Polizei feuerten mit Gummigeschossen und sogar mit scharfer Munition auf Medienschaffende, Kamerateams von BBC TV und Telesur wurden mit Tränengasgranaten beschossen. Zugleich attackierten Protestierende Crews von Chilevisión, TVN, Radio Bío Bío und Mega TV. In sozialen Netzwerken hetzten zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer gegen Medienschaffende und riefen zu Gewalt auf. Am vergangenen Samstagabend drang eine Gruppe von Demonstranten in das Redaktionsgebäude der Tageszeitung El Mercurio in Valparaíso ein und legte Feuer. Es entstand ein größerer Sachschaden in dem historischen Gebäude, doch niemand wurde verletzt.
Die Proteste sind die heftigsten seit dem Ende der Militärdiktatur im Jahr 1990. Sie begannen als Reaktion auf eine Preiserhöhung auf U-Bahn-Fahrkarten in der Hauptstadt Santiago, richten sich aber grundsätzlicher gegen die großen sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten im Land und werden begleitet von Streiks, Plünderungen und gewaltsamen Zusammenstößen von Protestierenden und Sicherheitskräften. Bislang starben mindestens 18 Menschen bei den Unruhen.
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