Jahrzehntelange Misswirtschaft hat Haiti wieder einmal an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Demonstranten in ganz Haiti setzen die Proteste gegen Korruption und Armut fort und fordern den Rücktritt von Präsident Jovenel Moïse. Das Leben im Nachbarland der Dominikanischen Republik war noch nie so „einfach“ und das mag der Grund dafür sein, dass der aktuelle Alptraum dort nicht mehr Beachtung findet. Seit etwa sieben Wochen sorgt ein Kampf zwischen Präsident Jovenel Moïse und der Opposition für einen Sturm von gewalttätigen Demonstrationen, Reifenverbrennungen, Plünderungen und Brandstiftungen, die den Verkehr, Schulen, Tankstellen und medizinische Dienste stilllegen und bisher mindestens dreißig Tote forderten.
Das scheinbare Ziel der Demonstrationen ist die Absetzung von Staatsoberhaupt Moïse, einem Geschäftsmann, der 2017 nach einer Zwei-Runden-Wahl an die Macht kam, die von Vorwürfen des Betrugs und einer geringen Beteiligung geplagt war. Zuvor war er in einen Skandal verwickelt gewesen in dem es darum ging ob er Mittel für nie stattgefundene Straßen-Reparaturen erhalten hatte – Behauptungen, die er bestreitet. Ebenso wird dem Präsidenten und privaten Unternehmern und Regierungsmitgliedern vorgeworfen, sich an Millionen US-Dollar verschwundener Petrocaribe-Gelder (Venezuela) bereichert zu haben. In der Hauptstadt Port-au-Prince protestieren zudem Tausende gegen die Einmischung von Kuba und Venezuela in die inneren Angelegenheiten der karibischen Nation.
Im Mittelpunkt der Krise steht die weit verbreitete Verzweiflung, dass das bestehende politische und wirtschaftliche System die grassierende Korruption, die Spirale der Inflation, die Nahrungsmittel- und Trinkwasserknappheit, die Gesetzlosigkeit und endlose andere Erniedrigungen, die das Leben der Menschen im ärmsten Land der westlichen Hemisphäre und einem der ärmsten der Welt ständig verschlechtert haben, nicht überwunden hat. Seit seinen ersten demokratischen Wahlen im Jahr 1990 hatte das Land mindestens zehn Präsidenten, die eine Verschärfung der Krise nicht verhindern konnten.
Aus dem aktuellen Chaos geht hervor, dass Haiti mehr als eine weitere Wahl oder einen „Dialog“ zwischen den gewählten Führern braucht, um an schlecht funktionierenden Institutionen zu basteln. Viele Haitianer glauben, dass die Zukunft die Einberufung eines Rates von gewählten Amtsträgern sowie von Zivil- und Wirtschaftsführern erfordert, um die anhaltende Verschlechterung der Rechtsstaatlichkeit zu stoppen. Klar ist, dass sich etwas ändern muss und das Land braucht Hilfe von außen. Die Frage ist, wo man anfangen soll. Die Trump-Administration ist nicht in der Lage, armen Ländern zu helfen, es sei denn, es gibt eine Art gegenseitiges Abkommen. Der derzeitige Spasmus destruktiver Demonstrationen scheint nicht in der Lage zu sein, echte Veränderungen herbeizuführen.
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