Das Österreichische Lateinamerika-Institut (LAI) mit Sitz in Wien hat am Freitag (17.) einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Handelsgericht Wien eingereicht. Die offenen Forderungen belaufen sich auf EUR 16.000,–. Es ist davon auszugehen, dass in Kürze ein Masseverwalter bestellt wird, der die Abwicklung des Betriebs übernehmen wird. Betroffen sind insgesamt acht MitarbeiterInnen des Instituts sowie 19 VertragslehrerInnen. Der Vorstand bemüht sich, dass wichtige Aktivitäten des LAI von befreundeten Institutionen übernommen werden können. Die über 50 Jahre alte Institution, die durch Spanisch- und Portugiesisch-Kurse tausenden Menschen einen sprachlichen Zugang zum lateinamerikanischen Kontinent verschafft hat, ist ohne Subventionen nicht lebensfähig, in den letzten Jahren wurden jedoch öffentliche Gelder sukzessive gekürzt. Der Insolvenz war ein umfassender Prozess vorangegangen, bei dem jedoch keine Lösung gefunden werden konnte, um das Institut auf eine solide wirtschaftliche Grundlage zu stellen.
Ergebnislose Verhandlungen um öffentliche Fördergelder
Bis zuletzt geführte Verhandlungen um öffentliche Fördergelder sind ergebnislos verlaufen. Schon Ende 2016 musste ein Sanierungsverfahren eingeleitet werden, da sich die prekäre Einnahmesituation zugespitzt hatte. Öffentliche Förderungen für außeruniversitäre Einrichtungen wurden in den letzten Jahren in Österreich sukzessive gekürzt bzw. ganz gestrichen. „Leider war auch das LAI massiv davon betroffen“, bestätigt Josef Mayer, Vorstandspräsident des LAI. „Durch den Abbau von Personal und einen rigiden Sparkurs konnte der Betrieb noch drei Jahre aufrechterhalten werden. Allerdings hat auch die Nachfrage nach den vom LAI angebotenen Sprachkursen in den letzten Jahren spürbar nachgelassen.“ Vermutet wird, dass immer mehr Menschen versuchen, ihre Sprachkompetenzen online zu erwerben oder sich mit Übersetzungs-Apps am Handy durchschlagen.
Bemühungen, Wissen zu erhalten
Neben den Arbeitsplätzen würde mit der Schließung des LAI auch über 50 Jahre akkumuliertes Wissen rund um Lateinamerika verloren gehen. Daher bemüht sich der Vorstand, dass wichtige Aktivitäten des LAI von befreundeten Institutionen übernommen werden können. „Es ist uns ein großes Anliegen, dass eine so wichtige Region weiter in Österreich repräsentiert wird und Gehör findet, in welcher Form auch immer“, so Mayer. „In Österreich besteht traditionell ein sehr großes öffentliches Interesse an Lateinamerika. Gleichzeitig haben sich die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und Lateinamerika in den letzten Jahren konstant positiv entwickelt. Das LAI war die einzige Institution in Österreich, die umfassend zu Lateinamerika gearbeitet hat, und war auch für die Botschaften ein wichtiger Ansprechpartner.“
Pflege von kulturellen Beziehungen
Als 1965 gegründeter gemeinnütziger Verein hat das LAI die kulturellen Beziehungen zwischen Österreich und Lateinamerika gepflegt und vertieft. Über Kooperationen mit den diversen Universitäten konnten zahlreiche wissenschaftliche Studien verfasst und Kooperationsvorhaben durchgeführt werden. Das LAI lud zahlreiche Persönlichkeiten aus Lateinamerika ein und ermöglichte durch Veranstaltungen über Politik, Kultur und Wirtschaft mit großer öffentlicher Resonanz einen intensiven Dialog über die aktuellen Entwicklungen in Lateinamerika.
Information an betroffene MitarbeiterInnen und PartnerInnen
Der Vorstand des LAI hat alle MitarbeiterInnen und PartnerInnen über den Insolvenzantrag informiert. Wie lange und ob der Betrieb des Institutes weitergeführt wird, obliegt dem Masseverwalter.
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