Süßwasser in ausreichender Menge und guter Qualität ist für den Menschen und die Natur unentbehrlich. Die Oberflächen- und Grundwasser rund um den Globus sind jedoch einem enormen Druck ausgesetzt – so hat sich nach Schätzungen des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) beispielsweise seit den 1990er Jahren in den meisten Flüssen Lateinamerikas, Afrikas und Asiens die Wasserqualität verschlechtert. Am UFZ startete nun ein internationales Forschungsprojekt, in dem Messdaten zur Wasserqualität verlässlicher erfasst werden sollen.
Rund vier Milliarden Menschen auf der Welt leiden mindestens einen Monat im Jahr unter akuter Wasserknappheit. Doch nicht nur die Wassermenge ist ein Problem. Nahezu überall auf der Welt, dies gilt auch für Deutschland, ist die Wasserqualität verbesserungswürdig. Mit ein Grund, warum die Vereinten Nationen den Erhalt und die Verbesserung der Wasserqualität als eines von 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) festgeschrieben haben. Das Ziel 6 der SDGs „Sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen“ sieht deshalb vor, die Einleitung von unbehandelten industriellen und häuslichen Abwässern zu reduzieren sowie den Schutz von wasserverbundenen Ökosystemen wie beispielsweise Seen, Flüssen und Feuchtgebieten zu erhöhen. Die wesentliche Basis dafür: verlässliche, global verfügbare Daten über den Zustand der Gewässer und Kenntnisse zu den wichtigsten Faktoren, die diesen Zustand beeinflussen. Genau daran soll das Projekt „Analyse- und Service-Plattform globale Wasserqualität (GlobeWQ)“, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis September 2022 fördert, ansetzen. „Natürlich gibt es bereits Datenbanken mit Messwerten, doch nicht alle Länder verfügen über regelmäßige Umweltmessprogramme, sodass verfügbare Daten oft lückenhaft, veraltet oder nicht kompatibel sind“, sagt UFZ-Hydrobiologe Prof. Dietrich Borchardt, der das Projekt leitet. Deswegen sei es nicht möglich, allein anhand von Messungen ein ausreichend genaues Bild der globalen Wasserqualität zu erhalten. Kritische Zustände würden folglich oft nicht erkannt und könnten nicht behoben werden.
Außer dem UFZ beteiligen sich an dem Konsortium die Ruhruniversität Bochum, das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), das International Centre for Water Resources and Global Change (ICWRGC) sowie die Firmen terrestris und EOMAP. Sie wollen nun vor Ort-Messdaten mit Informationen aus Aufnahmen der Sentinel-2 Satelliten und modellbasierten Abschätzungen der Wasserqualität verknüpfen. „Das Produkt von GlobeWQ wird der Prototyp einer Analyse- und Service-Plattform sein, die mit einer global einheitlichen Methodik entscheidungsrelevante Informationen zur Wasserqualität regional verfügbar macht“, skizziert Dietrich Borchardt den Anspruch an das Vorhaben. Bevor dieser Prototyp in der Praxis eingesetzt wird, soll er weltweit an Seen, Flüssen und Grundwasserkörpern in zehn Fallstudien erprobt werden, in Deutschland beispielsweise am Einzugsgebiet der Elbe und am Bodensee. Gelingt der Test, könnte damit die Qualität von Oberflächen- und Grundwasser präziser bewertet und Gefahren für die Wasserqualität schneller ermittelt und behoben werden.
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