Angesichts der Covid-19-Pandemie sollten die USA Abschiebungen nach Lateinamerika und in die Karibik auf unbestimmte Zeit aussetzen. Menschen aus dem Epizentrum der Pandemie in Länder mit deutlich geringerer Ansteckungsrate abzuschieben, könnte die ohnehin schwachen Gesundheitssysteme in diesen Staaten massiv überlasten, warnt die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. „Trotz des Ansteckungsrisikos und der Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen organisieren die USA weiterhin Abschiebeflüge in Herkunftsländer, von denen die meisten anfällige Gesundheitssysteme haben“, erklärt Marc Bosch, der Lateinamerika-Koordinator von Ärzte ohne Grenzen.
Teams von Ärzte ohne Grenzen in Mexiko sehen bereits die gesundheitlichen Auswirkungen der Abschiebungen aus den USA. So musste eine der Unterkünfte in der Grenzstadt Nueva Laredo im Bundesstaat Tamaulipas für neu Ankommende geschlossen werden, nachdem sich 15 Geflüchtete mit Covid-19 angesteckt hatten. Sie hatten Kontakt mit einem Infizierten gehabt, der zuvor aus den USA abgeschoben worden war.
„Die Situation in Nueva Laredo zeigt, wie andauernde Abschiebungen aus den USA trotz der Tatsache, dass das Land die meisten Infizierten weltweit verzeichnet, zahllose weitere Menschen gefährdet“, sagt Sergio Martin von Ärzte ohne Grenzen in Mexiko. „Sie zeigt auch, dass Unterkünfte ausreichend Kapazitäten benötigen, um dort mögliche Infektionen zu verhindern.“ Die Schließung von Unterkünften seit Beginn der Pandemie setze die Betroffenen noch stärker der Gefahr aus, sich zu infizieren oder zu Opfern von Gewalt zu werden.
Ärzte ohne Grenzen leistet in Mexiko, Guatemala, Honduras, El Salvador und Haiti medizinische Hilfe – oft mit Fokus auf Geflüchtete – und unterstützt nun auch die Bekämpfung von Covid-19 in der gesamten Region.
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