Die Wälder der Welt leiden zunehmend unter der sich zuspitzenden Klimakrise, die zu immer heftigeren Bränden führt. Darauf weist der WWF in einer Studie hin, die die Waldbrände des vergangenen Jahres analysiert. Die Umweltschützer warnen davor, dass die Rekordfeuer in 2019, wie am nördlichen Polarkreis, in Australien oder im Amazonas, in Zukunft nicht mehr als seltene Extremereignisse gelten könnten, sondern zur neuen Normalität würden. Mit verheerenden Folgen: Die Brände bedrohen Menschenleben und zerstören Lebensräume unzähliger Tier- und Pflanzenarten. Zusätzlich heizt die Waldzerstörung ihrerseits die Erderhitzung zusätzlich an, so der WWF. Rund 7,8 Milliarden Tonnen Kohlendioxid wurden durch Waldbrände in 2019 ausgestoßen – zusätzlich zu rund 33 Milliarden Tonnen energiebedingter CO2-Emissionen. Auch in Deutschland wüteten 2019 extreme Brände: Über 2.700 Hektar Wald gingen verloren und damit mehr als doppelt so viel wie im Durchschnitt der vergangenen rund 30 Jahre.
„Wir haben es weltweit immer häufiger mit verheerenden Megafeuern zu tun, die riesige Waldflächen erfassen und kaum oder gar nicht zu löschen sind. Der Planet steht buchstäblich in Flammen“, warnt Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland. Die besondere Gefahrenlage beschreibt der WWF mit der Wechselwirkung von Erderhitzung und Waldbränden: Die Kombination aus langanhaltender Hitzewelle und Dürre, also niedriger Luftfeuchtigkeit in Verbindung mit einer leicht entflammbaren Vegetation, führe zu sich schnell ausbreitenden Bränden. „Waldbrände und Klimakrise schaukeln sich gegenseitig hoch. Die Erderhitzung führt zu heftigeren Waldbränden und die Waldbrände heizen ihrerseits die Erderhitzung an“, so Susanne Winter.
Auch die Waldbrandperioden haben sich laut WWF vielerorts stark verlängert. Das sei etwa der Fall in Australien, das zuletzt von Feuerstürmen von mehr als 1.000°C heimgesucht wurde, in denen Dutzende Menschen und mehr als 1,2 Milliarden Tiere ums Leben kamen. Die Brände im Amazonas oder in Asien hätten einen klaren sozioökonomischen Hintergrund. Hier spielten vor allem Landnutzungsänderungen eine Rolle wie etwa der Ausbreitung einer nicht-nachhaltigen Landwirtschaft. 75 Prozent der weltweiten Entwaldung seien darauf zurückzuführen. Immer tiefer im Wald, auch an Orten, die von Bränden bislang weitgehend verschont blieben, wüteten mittlerweile extreme Feuer. Am nördlichen Polarkreis, wo gerade erst Rekordtemperaturen von 38°C verzeichnet wurden, verbrannten insgesamt 5,5 Millionen Hektar – eine Fläche größer als Niedersachsen. Rund 182 Millionen Tonnen Kohlendioxid wurden dabei freigesetzt. Die Arktis erwärme sich doppelt so schnell wie der Rest des Planeten, wodurch Brände von besonders hoher Intensität entstünden.
Die Analyse des WWF hebt auch den direkten Zusammenhang zwischen Bränden, Entwaldung und Pandemien hervor. Die Zerstörung von Wäldern, insbesondere von Tropenwäldern wie dem Amazonas, führe zu einem immer häufigeren Kontakt von Menschen und Wildtieren, die Erreger in sich tragen. Ausbrüche von Infektionskrankheiten stünden häufig in direktem Zusammenhang mit Waldverlust. Der Schutz der Wälder sei daher auch für die menschliche Gesundheit von höchstem Interesse. Eine intakte Natur sei ein Bollwerk gegen neue Krankheitserreger und Pandemien, so der WWF.
Um der Entwicklung etwas entgegenzusetzen, müsse der Fokus weg von der Brandlöschung hin zur Brandvermeidung, fordern die Umweltschützer: „Wir können den Walderhalt nicht auf Löschmaßnahmen aufbauen. Die neuen Brände sind dafür zu extrem. Stattdessen müssen wir uns mit vollem Einsatz in den Kampf gegen die Klimakrise begeben. Die Bundesregierung muss sich in einem ersten Schritt sofort für ein erhöhtes EU-Klimaschutzziel von mindestens 55 Prozent Treibhausgas-Minderung bis 2030 einsetzen, wissenschaftlich geboten wären eigentlich sogar 65 Prozent. Gleichzeitig müssen wir die durch unseren Konsum bedingte Entwaldung stoppen. Das gilt speziell für die Tropenwälder, die besonders viele Klimagase speichern. Nur so können wir den Teufelskreis aus Erderhitzung und Waldzerstörung stoppen“, sagt Susanne Winter vom WWF.
Nach zwei überdurchschnittlichen Feuerjahren in Deutschland fordert der WWF auch ein Umdenken von Forstwirtschaft und -politik. Mit stetig zunehmender Trockenheit drohe dem Wald auch hierzulande der Burnout. Immer noch zu häufig stünden naturferne Nadelbaumforste an trockenen Standorten, wo sie besonders anfällig für Brände seien und die Folgen der Klimakrise zusätzlich verschärften. Verschlimmert werde die Situation durch die künstlich herbeigeführte Entwässerung vieler Wälder, etwa durch Entwässerungsgräben. Der WWF fordert daher eine umfassende Förderung von Laubmischwäldern, wie sie natürlicherweise in Deutschland vorkommen und eine naturnahe Waldwirtschaft inklusive Maßnahmen zum Wasserrückhalt. Laubmischwälder erhöhen den Grundwasserspiegel, sorgen für ein kühleres Waldklima und beugen Bränden vor, so die Umweltschützer.
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