MISEREOR mahnt mit Blick auf den Welttag des Migranten und Flüchtlings am morgigen Sonntag dazu, das Leid jener Menschen nicht zu vergessen, die sich jeweils in ihrem eigenen Land zur Flucht gezwungen sehen. Sie machen global betrachtet die zahlenmäßig weitaus größte Gruppe aller Flüchtlinge aus. Der Welttag steht in diesem Jahr unter dem Leitwort „Wie Jesus Christus, zur Flucht gezwungen“ und stellt insbesondere Aufnahme, Schutz, Förderung und Integration von Binnenvertriebenen in den Mittelpunkt.
„Angesichts der Bilder von Flüchtlingen, zuletzt von der griechischen Insel Lesbos oder vom Mittelmeer, dominiert die Lage in Europa die Diskussionen um die Flüchtlings- und Migrationspolitik. Diese Debatten sind enorm wichtig und zeigen, dass auch wirtschaftlich starke Gesellschaften durch Wanderungsbewegungen herausgefordert sind. Die meisten Menschen auf der Flucht vor Konflikt, Verfolgung, Hunger und den Folgen des Klimawandels sind aber in ihren eigenen Ländern Vertriebene“, stellt MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel heraus.
Öffentlich weitgehend unsichtbar
Laut Zahlen des Internationalen Zentrums zur Dokumentation von Interner Vertreibung (IDMC) waren Ende 2019 fast 51 Millionen Menschen in ihrem eigenen Land vertrieben. Neben den Kriegs- und Krisengebieten Syrien, Jemen, Irak, Libyen, Afghanistan und Venezuela gibt es besonders viele intern Vertriebene in der Demokratischen Republik Kongo, in Kolumbien, Kamerun, Nigeria oder im Sudan.
„In den meisten Fällen bleiben intern Vertriebene öffentlich weitgehend unsichtbar“, sagt Spiegel. „In den MISEREOR-Projekten zu Migration und Flucht machen sie einen großen Anteil aus, und ihre Lage ist zum Teil seit Jahren verzweifelt und hoffnungslos. Immer stärker führen Klimawandel und Extremwetterereignisse zu neuen Vertreibungen. So wurden in Indien allein im Jahr 2019 über fünf Millionen Menschen zumindest vorübergehend obdachlos durch Sturm und Überflutungen.“
Größere globale Perspektive notwendig
Partnerorganisationen von MISEREOR beschäftigen sich zunehmend mit den Folgen von Vertreibung, kümmern sich um Hilfs-Angebote in aufnehmenden Gemeinden, Erstversorgung, aber auch langfristige Unterstützung zur Sicherung eines menschenwürdigen Lebens und zum gleichberechtigten Zugang zu Basisdienstleistungen.
„Vieles wird bereits vor Ort geleistet, aber gerade in andauernden Vertreibungssituationen wie in Kolumbien, im Irak und Syrien, im Kongo oder in Afghanistan braucht die humanitäre und entwicklungspolitische Begleitung einen langen Atem“, unterstreicht Spiegel. Menschen in Not brauchen Unterstützung ganz unabhängig davon, wo sie sich befinden. Während der Corona-Pandemie hat sich der Blick vieler Menschen auf das eigene Leben verengt. Das darf nicht handlungsleitend sein. Der Welttag des Migranten und Flüchtlings erinnert daran, dass Vertreibung nicht nur an den europäischen Außengrenzen geschieht, sondern eine globale Dimension hat“, so der MISEREOR-Chef. Corona habe die Vertriebenen besonders getroffen, weil diese ohnehin weniger resilient gegen eintretende Notlagen und besonders vulnerabel seien.
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