Bei einer gemeinsamen Operation der Zivil- und Militärpolizei von Rio de Janeiro gegen den Drogenhandel sind bei einem intensiven Feuergefecht in Jacarezinho in der Nordzone am frühen Morgen dieses Donnerstag (6.) Ortszeit mindesten 25 Menschen ums Leben gekommen. In dem Armenviertel Morro do Jacarezinho sind große Blutlachen zu sehen und zahlreiche Granatenexplosionen zu hören. Die Lage ist unübersichtlich und die tatsächliche Zahl der Todesopfer könnte höher sein. Mitglieder des Kollektivs „Mãe de Manguinhos“, das aus Familienmitgliedern der von der Polizei in Rio de Janeiro getöteten Menschen besteht, sprechen von „einem Grauen“. Ihnen zufolge sind die zahlreiche Leichen in den Gassen der Favela verstreut, auch Passagiere einer vorbeifahrenden U-Bahn wurden verletzt.
Nach Angaben der Behörden kam ein Polizist ums Leben, 24 Verdächtige wurden erschossen. Jacarezinho gilt als Stützpunkt von „Comando Vermelho“ (Rotes Kommando), der größten Drogenhandelsfraktion in Rio. Seit Juni letzten Jahres hat der Bundesgerichtshof (STF) polizeiliche Aktionen in Favelas während der Corona-Pandemie untersagt. Die Entscheidung erlaubt Maßnahmen nur in „absolut außergewöhnlichen Fällen“. Dazu muss die Polizei die Staatsanwaltschaft über den Grund der Operation informieren.
Update, 8. Mai
Die Zahl der Todesopfer bei einem Polizeieinsatz gegen eine Drogenbande ist auf 29 gestiegen. Dies war die tödlichste Operation, die jemals von den Sicherheitskräften in der brasilianischen Stadt durchgeführt wurde. „Der Geheimdienst bestätigte, dass die Toten Drogendealer waren. Sie feuerten auf Polizisten, um sie zu töten. Sie hatten den Befehl dazu“, so der Chef der Zivilpolizei, Allan Turnowski, gegenüber Reportern. Das Blutbad führte zu Kritik von Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International, die die Polizei wegen des „verwerflichen und nicht zu rechtfertigenden“ Massakers beschuldigten. Gleichzeitig wurden die Beamten in den sozialen Netztwerken bejubelt, da sie dem kriminellen Treiben nicht länger tatenlos zugesehen haben.
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