Die Staats- und Regierungschefs der Welt kommen in diesem Jahr zu verschiedenen Treffen zusammen, um über den Schutz des Klimas, der Natur und nachhaltige Entwicklung zu beraten. Eine aktuelle Studie von rund 30 Naturschützer:innen, indigenen Völkern und Menschenrechtsorganisationen zeigt nun, welche enorme Bedeutung indigenen und lokalen Gemeinschaften bei der Erreichung dieser Ziele zukommt. Mindestens 32 Prozent (oder 43,5 Millionen Quadratkilometer) der globalen Landfläche, so stellt der Bericht fest, sind im Besitz von indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften oder werden von ihnen verwaltet. Damit decken sie mindestens 36 Prozent der Flächen der wichtigsten Biodiversitäts-Hotspots mit besonders hoher Artenvielfalt ab. 91 Prozent dieser Ländereien sind in einem guten ökologischen Zustand.
„Mit indigenen und lokalen Gemeinschaften zusammenarbeiten heißt, von ihnen zu lernen und sie dabei zu unterstützen, ihre Territorien weiter erfolgreich zu schützen“, sagt Dr. Julia Gorricho, Südamerika-Referentin beim WWF Deutschland. „Die vorliegende Studie beweist, dass wir die globalen Ziele im Umweltschutz ohne sie nicht erreichen können. Und trotzdem werden indigene und lokale Gemeinschaften viel zu häufig außen vorgelassen, wenn es um den Schutz unser aller Lebensgrundlagen geht. Aktuell ist die Lage für viele von ihnen besonders kritisch: Auf der ganzen Welt geraten Indigene immer stärker unter Druck und werden aus den Gebieten vertrieben, die sie über Generationen erhalten haben.“
Der Bericht „The State of the Indigenous Peoples’ and Local Communities’ landscape and territories“ ist die erste umfassende räumliche Analyse, die die Ausdehnung der Ländereien indigener und lokaler Gemeinschaften und ihren Zustand weltweit erfasst. Untersucht wurden der ökologische Zustand, die biologische Vielfalt, die ihnen erbrachten Ökosystemdienstleistungen (wie etwa saubere Luft uns sauberes Wasser, Abmilderung der Erderhitzung, Schutz vor Überschwemmungen etc.) und welchen Bedrohungen sie und die in ihnen lebenden Menschen ausgesetzt sind. Mehr als ein Viertel dieser Territorien sieht der Bericht in Zukunft einem hohen Entwicklungsdruck ausgesetzt und damit in Gefahr, nachhaltig geschädigt zu werden.
Als Antwort müsse die internationale Staatengemeinschaft indigene und lokale Gemeinschaften dringend stärken, fordern die Autor:innen der Studie. Das gelte insbesondere für das neue globale Rahmenwerk zur Biodiversität, das in diesem Jahr verhandelt wird. Indigene Völker und lokale Gemeinschaften müssten besser anerkannt und unterstützt werden – auch finanziell, um ihr Land zu erhalten, zu verteidigen und wiederherzustellen. Alle globalen Schutzbemühungen, einschließlich der Forderung, bis 2030 mindestens 30 Prozent des Landes, des Süßwassers und der Ozeane der Welt unter Schutz zu stellen, hingen von der direkten Beteiligung der indigenen und lokalen Gemeinschaften ab und blieben unerreichbar ohne sie.
„Wenn für einen Menschen der schützenswerteste Teil des Körpers das Herz ist, was wäre es dann für den Planeten Erde? Der Bericht verweist auf die traditionellen Territorien, die seit langem im Besitz indigener Völker und lokaler Gemeinschaften sind, in denen ein Drittel der weltweiten Biodiversität gedeiht und erhalten bleibt. Mir ist kein besserer Schutz oder Rezept für den kränkelnde Planeten Erde bekannt“, Giovanni Reyes vom Volk der Kankanaey auf den Philippinen und Präsident des philippinischen ICCA-Konsortiums. „Lokale Gemeinschaften haben die Fähigkeit und die Leidenschaft, das Land und die natürlichen Ressourcen um sie herum zu verwalten und zu kontrollieren. Was sie brauchen, ist die volle Unterstützung und Anerkennung, sowohl von lokalen und nationalen Behörden als auch von Entwicklungspartnern“, sagt Edward Loure vom Ujamaa Community Resource Team in Tansania.
Leider kein Kommentar vorhanden!