China baut seit Jahren seinen Einfluß in Lateinamerika aus. Ein weiterer Beweis für die Strategie der Volksrepublik, die Corona-Pandemie zur Vergrößerung des Einflusses in der Region zu nutzen, ist die Tatsache, dass drei chinesische Labore zahlreiche Dosen des Impfstoffs COVID-19 als ‚Bonusmaterial‘ verschickt haben. Dies ergab eine transnationale journalistische Untersuchung, die am Dienstag (15.) veröffentlicht wurde. Laut einem Artikel des peruanischen investigativen Medienunternehmens „Ojo Público“ fanden die Transporte im Jahr 2020 statt, als die Labore „CanSino“, „Sinopharm“ und „Sinovac“ Dosen nach Mexiko, Argentinien, Peru und Chile schickten, um die notwendigen Versuche für die Zulassung der Impfstoffe durchzuführen. Nach einer von „Ojo Público“ durchgeführten Analyse der Zollunterlagen wurden für die Studien in Argentinien, Chile und Peru zusammen 24.000 Impfstoffe für die Probanden benötigt. Allerdings gelangten mehr als 13.500 zusätzliche Dosen aus China in diese Länder, ein Überschuss von fünfundfünfzig Prozent. Laut der Untersuchung wurden diese zusätzlichen Dosen für die unregelmäßige Impfung von Beamten und Prominenten in mehreren dieser Länder verwendet.
SINOPHARM
„Sinopharm“, ein Unternehmen, das direkt vom chinesischen Regime kontrolliert wird, war das erste chinesische Labor, das im Rahmen seiner klinischen Studien in Lateinamerika extra Impfstoff exportierte. Im September letzten Jahres hat das Labor im Rahmen seiner Studie weitere 3.200 Dosen nach Peru verschickt. Die Dosen wurden verwendet, um heimlich Beamte und deren Angehörige zu impfen, darunter auch den damaligen Präsidenten Martin Vizcarra. Die Episode löste einen Skandal aus, bekannt als „Vacunagate“, der zur Amtsenthebung des Präsidenten und zum Rücktritt von etwa einhundert Beamten führte.
CANSINO
„CanSino“ schickte 1.281 zusätzliche Dosen seines Convidecia-Impfstoffs nach Chile, ein Überschuss von 74,5 Prozent und bot außerdem an, das für die Studie verantwortliche Personal zu impfen, so „Bopal SA“, das Unternehmen, das die Studie in dem Land sponsert, gegenüber „Ojo Público“. Diese zusätzlichen Dosen, so das Unternehmen, werden derzeit bei einem Partner gelagert. In Argentinien lieferte „Cansino“ zusätzlich 1.215 Dosen für seine klinische Studie. Diese Dosen sind ebenfalls eingelagert und werden in einer neuen Studie für HIV-Patienten verwendet. In Mexiko konnte die Untersuchung aufgrund der mangelnden Transparenz der Regierung López Obrador die Menge der importierten Impfstoffe nicht ermitteln. Lokale Medien enthüllten jedoch eine Liste von etwa vierzig Personen, die die Einzeldosis von „Convidecia“ unregelmäßig erhielten. Auf der Liste stehen hochrangige Beamte, Künstler – wie die mexikanischen Sänger Vicente und Alejandro Fernández – und deren Familienangehörige.
SINOVAC
Das Sinovac-Labor schickte 7.900 zusätzliche Impfstoffe nach Chile. Dies ist eine Überschreitung von 171 Prozent, der höchste Wert in den von den peruanischen Medien analysierten klinischen Studien. Der Leiter der Studie in dem Land versicherte, dass keine Beamten beteiligt waren und fügte hinzu, dass die überschüssigen Impfstoffe in einer Studie mit Minderjährigen verwendet werden.
Die zusätzlichen Lieferungen scheinen ein neuer Fall dessen zu sein, was als „Impfdiplomatie“ beschrieben wurde, die Strategie des Xi Jinping-Regimes, seinen Einfluss auf der internationalen Bühne im Allgemeinen und in den Entwicklungsländern im Besonderen zu erhöhen. Offiziell hat Peking versichert, dass es seine Impfstoffe nicht als diplomatisches Mittel einsetzen wird, aber in einigen öffentlichen Äußerungen haben hohe Beamte die Medikamente mit einer verbesserten Zusammenarbeit in Verbindung gebracht. Im vergangenen Juni, als noch kein Impfstoff fertig war, ging China voran und bot den lateinamerikanischen Ländern einen üppigen Kredit in Höhe von einer Milliarde US-Dollar an. Dennoch wurde der chinesische Impfstoff im Ausland langsamer angenommen als die US-Impfstoffe von „Pfizer/BioNTech“ und „Moderna“, was auf einen Mangel an Informationen zurückzuführen ist. Darüber hinaus ist der Ruf chinesischer Labore auch durch vergangene Skandale im Lande über abgelaufene oder minderwertige Produkte angeschlagen worden.
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