Rosen aus Ecuador gelten als die schönsten der Welt. Sie sind qualitativ besonders hochwertig, erfreuen sich einer weltweiten Nachfrage und gehören zu den wichtigen Exportprodukten des südamerikanischen Landes. Jährlich exportiert die Andenrepublik Rosen und andere Blumen im Wert von über achthundert Millionen US-Dollar in die die USA, die EU und Russland. Der durch den Ausbruch des Coronavirus ausgelöste Umsatzrückgang hat dem Blumensektor Ecuadors, einer der traditionellen Exportindustrien des Landes, einen schweren Schlag versetzt. Die Blumenfarmen mussten ihre Produktion einschränken oder sich neu erfinden. Auf einer der ältesten Blumenfarmen Ecuadors pflanzen Arbeiter Hanf auf Flächen an, die traditionell für Rosen genutzt wurden. Sie setzen darauf, dass der Verkauf von Cannabinoid-Produkten dazu beitragen wird, den durch die Pandemie verursachten Rückgang der Blumenverkäufe auszugleichen.
Die Farm „Boutique Flowers“ in Tabacundo, eine Stunde nördlich der Hauptstadt Quito, hat Cannabis-Gewächshäuser errichtet, um von den jüngsten Gesetzesreformen zu profitieren, die den Anbau der Pflanze erlauben – auch wenn Marihuana weiterhin illegal ist. Marihuana enthält einen höheren Anteil an Tetrahydrocannabinol (THC) – dem Cannabinoid, das einen Rausch verursacht – als Hanf. Das ecuadorianische Gesetz schreibt vor, dass Cannabis weniger als ein Prozent THC enthalten darf. „Das Projekt wurde aus schwierigen Zeiten geboren“, erklärt Klaus Graetzer, Leiter der Blumenzucht von „Boutique Flowers“ und Präsident des Hanf-Startups „CannAndes“. Sein dreißig Hektar großer Betrieb reduzierte die Rosenproduktion um 37,5 Prozent auf fünfzehn Millionen Stiele im Jahr 2020, da die Bestellungen aus den Vereinigten Staaten, Europa und Russland – den wichtigsten Märkten – zurückgingen. Laut dem Verband der Blumenproduzenten und -exporteure „Expoflores“ sind die gesamten Blumenexporte Ecuadors im vergangenen Jahr um acht Prozent zurückgegangen.
Cannabispflanzen werden weltweit zunehmend zur Gewinnung von Cannabinoid angebaut, das für verschiedene medizinische Anwendungen erforscht und zunehmend als Entspannungsmittel eingesetzt wird. Das größte Potenzial sieht „CannAndes“ jedoch im Nischengeschäft mit Hanfblüten, die als Linderungsmittel bei Beschwerden wie Übelkeit oder Angst geraucht werden können. Hanfblüten haben keine psychotropen Wirkungen und können mit einem Großteil der traditionellen Infrastruktur der Blumenindustrie hergestellt werden. CBD-Öle hingegen erfordern industrielle Maschinen, um das Öl vom Pflanzenmaterial zu trennen. „Die Idee ist, rauchbare CBD-Blüten in die Schweiz zu exportieren, denn das ist der größte Markt für diese Blume“, analysiert CannAndes-Manager Felipe Norton. „CannAndes“ plant, in den nächsten zwei Jahren mit dem Export zu beginnen und bemüht sich bei den ecuadorianischen Behörden um Lizenzen für den Verkauf von CBD-Produkten wie Cremes für die Körperpflege sowie Tees und Speiseöle für Pralinen und Süßigkeiten.
Ecuador hat Ende 2019 die Einfuhr von Hanfsamen sowie die Produktion, Vermarktung und Ausfuhr von Hanf legalisiert. Das Landwirtschaftsministerium hat sechsundvierzig Zehnjahreslizenzen für verschiedene Phasen der Hanfentwicklung genehmigt.
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