Die peruaniache Ruinenstadt Machu Picchu ist eine der größten Touristenattraktionen in Südamerika. Die Inka erbauten die Stadt im 15. Jahrhundert in 2.430 Metern Höhe auf einem Bergrücken zwischen den Gipfeln des Huayna Picchu und des Berges gleichen Namens (Machu Picchu) in den Anden über dem Urubambatal der Region Cusco, 75 Kilometer nordwestlich der Stadt Cusco. Die Datierung des Monumentalkomplexes stützt sich weitgehend auf dokumentarische Quellen. Nun ist es einer Gruppe von Wissenschaftlern gelungen, mit einem „Beschleuniger-Massenspektrometer“ (AMS) festzustellen, dass die Inka-Zitadelle älter ist als bisher angenommen. „Knochen- und Zahnproben von Individuen, die in Höhlen in vier Friedhöfen rund um Machu Picchu begraben wurden, bilden die Grundlage für ein neues AMS-Radiokarbon-Datierungsprogramm“, so die Forscher in einem Artikel, der von der „Cambridge University Press“ in der Zeitschrift „Antiquity“ veröffentlicht wurde.
Seit mehr als 75 Jahren gehen Historiker und Wissenschaftler verschiedener Nationalitäten davon aus, dass die berühmte Stätte 1438 nach Christus errichtet wurde. Die neuen Ergebnisse zeigen jedoch, dass die Stätte von 1420 bis 1532 nach Christus bewohnt war, wobei die Aktivitäten zwei Jahrzehnte früher als 1532 n. Chr. begonnen haben dürften. „Die neuen AMS-Daten haben daher Auswirkungen auf das breitere Verständnis der Inka-Chronologie“, schreibt die Forschungsgruppe unter der Leitung des Archäologen und Anthropologen Richard Burger von der Yale University. AMS ist eine der fortschrittlichsten Technologien, die derzeit für die „Radiokohlenstoff“-Datierung eingesetzt werden, erklärte die Universität Yale nach der Veröffentlichung der Forschungsergebnisse. Diese Daten zeigen, dass die Stätte mindestens zwanzig Jahre älter ist, als die historischen Aufzeichnungen vermuten lassen. Einigen historischen Quellen zufolge übernahm der Inka-Herrscher Pachacutec 1438 die Macht und eroberte anschließend das Tal, in dem sich Machu Picchu befindet.
„Bisher basierten die Schätzungen über das Alter von Machu Picchu und die Dauer seiner Besiedlung auf widersprüchlichen historischen Berichten, die von Spaniern in der Zeit nach der spanischen Eroberung verfasst wurden“, so Burger. „Dies ist die erste wissenschaftlich fundierte Studie, die eine Schätzung der Gründung von Machu Picchu und der Dauer seiner Besiedlung liefert und uns ein klareres Bild von den Ursprüngen und der Geschichte der Stätte vermittelt. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Diskussion über die Entwicklung des Inkareiches, die sich hauptsächlich auf koloniale Aufzeichnungen stützt, revidiert werden muss. Moderne Radiokarbonmethoden bieten eine bessere Grundlage als historische Aufzeichnungen, um die Chronologie der Inka zu verstehen“, so Burger in einer Erklärung.
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