Der Weggang des sechsfachen Ballon d’Or-Gewinners Lionel Messi aus Barcelona hat bestätigt, was viele Fans schon seit Jahren befürchtet haben: Die Gehälter der Stars sind mittlerweile so hoch, dass sie selbst die größten Vereine in den Ruin treiben können. Laut Barcelonas Präsident Joan Laporta war der Verein dazu gezwungen gewesen, Messi gehen zu lassen, weil seine Gehaltsforderungen die Zukunft von „Barça“ gefährdet hätten. Laporta schätzte, dass der neue Vertrag des Argentiniers dazu geführt hätte, dass der Verein mehr an Gehältern gezahlt hätte als er einnimmt, genauer gesagt einhundertzehn Prozent seiner Einnahmen. Ohne Messi werden es etwa fünfundneunzig Prozent sein. „Der Verein steht über allem, auch über dem besten Spieler der Welt“, so Laporta. Unabhängig davon berichten französische Medien übereinstimmend, dass „La Pulga“ (der Floh) bereits an diesem Wochenende einen Vertrag bei „Paris Saint-Germain“ unterschreiben wird. Der 34-jährige soll mehr als fürstlich entlohnt werden und mit vierzig Millionen Euro netto sogar noch deutlich mehr einstreichen als der bisherige Top-Verdiener Neymar.
Vor einem Jahrzehnt beliefen sich die Gehälter in den fünf großen Ligen nach Schätzungen von „Deloitte“ auf insgesamt rund 6,62 Milliarden US-Dollar. Der Anteil der Gehälter an den Einnahmen – das Geld, das die Vereine den Spielern und anderen Mitarbeitern zahlen – lag in Deutschland bei einundfünfzig Prozent, in der „Premier League“ bei siebzig Prozent und in der italienischen „Serie A“ und der französischen „Ligue 1“ bei fünfundsiebzig Prozent. In der letzten Saison waren die Lohnkosten in Europa auf zwanzig Milliarden US-Dollar angestiegen. Durch COVID-19 und leere Stadien sanken die Einnahmen der Ligen um durchschnittlich elf Prozent was bedeutet, dass das Verhältnis von Löhnen zu Einnahmen 2018-19 in der „Premier League“ von einundsechzig auf dreiundsiebzig Prozent, in der spanischen „La Liga“ von zweiundsechzig auf siebenundsechzig Prozent, in Italien von siebzig auf achtundsiebzig Prozent, in Deutschland von vierundfünfzig auf sechsundfünfzig Prozent und in Frankreich von dreiundsiebzig auf neunundachtzig Prozent stieg.
Die „UEFA“ hat in der Vergangenheit erklärt, dass ein Verhältnis von Löhnen zu Einnahmen von siebzig Prozent die Obergrenze sein sollte, die die Vereine anstreben sollten. „Wir können allerdings sehen, dass einige große Vereine diese Zahl überschreiten und möglicherweise sogar kurzfristig einhundert Prozent überschreiten“, so Sam Boor, Senior Manager in der Sport Business Group von „Deloitte“ im April gegenüber „Reuters“. Schon vor der Pandemie lag das Verhältnis zwischen Lohn und Einkommen demnach in der „Championship“, Englands zweithöchster Spielklasse, bei einhundertsieben Prozent. Der Gesamtwert der zweiunddreißig besten europäischen Mannschaften ist seit 2016 um mehr als fünfzig Prozent gestiegen. Dies geht aus dem Football Benchmark Team der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft „KPMG“ hervor, das den gesamten „Unternehmenswert“ der Klubs untersucht: das Eigenkapital der Eigentümer plus die Gesamtverschuldung minus Barmittel. Dieser Anstieg ist auf einen jährlichen Gesamtanstieg der betrieblichen Erträge um elf Prozent zurückzuführen. An erster Stelle steht der Anstieg der Übertragungseinnahmen der Vereine zwischen 2016 und 2020 um fünfundsechzig Prozent sowie der Anstieg der durchschnittlichen Spiel- und Werbeeinnahmen um zweiundzwanzig bzw. neununddreißig Prozent.
„Olympique Lyon“ verzeichnete in diesem Zeitraum mit einem Plus von einhundertdreiundneunzig Prozent das größte individuelle Wachstum. „Tottenham Hotspur“ ist um einhundertachtundfünfzig Prozent von neunhundertvierzig Millionen US-Dollar auf knapp über 2,3 Milliarden US-Dollar gestiegen, während „Manchester United“ und „Barcelona“ einen Anstieg von fünfzehn bzw. sechzehn Prozent auf rund 3,9 Milliarden bzw. 3,7 Milliarden US-Dollar verzeichnen konnten. Laut dem Jahresbericht von „Deloitte“ über die Fußballligen erzielten die zwanzig größten europäischen Vereine in der Saison 2019/20 Einnahmen in Höhe von 9,9 Milliarden US-Dollar. Die Zahlen zeigen auch, dass das Dutzend Klubs in der gescheiterten „Super League“ in diesem Jahr etwas mehr als 6,48 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet hat – ein minus von siebenundsechzig Prozent (9,7 Milliarden US-Dollar zum Vorjahr).
Viele Vereine haben inzwischen erhebliche Schulden aufgrund der Kosten für den Kauf von Spielern und den Bau oder Ausbau von Stadien. „KPMG“ schätzt, dass der englische Klub „Tottenham Hotspur“, der gerade ein neues Stadion gebaut hat, ab 2019/20 mit achthundertzehn Millionen US-Dollar die größte Gesamtlast zu tragen hat, wobei Posten wie Transfergebühren nicht berücksichtigt sind. Es folgen „Manchester United“ und „Juventus“ mit sechshundertzwanzig Millionen US-Dollar bzw. vierhundertsechzig Millionen US-Dollar Schulden. „Barcelona“ und „Real Madrid“ hatten dreihundertsechsundsiebzig und zweihundert Millionen US-Dollar Verbindlichkeiten. Der deutsche Meister „Bayern München“ hatte keine Schulden und Vereine wie „Paris Saint-Germain“ und „Chelsea“ haben, zumindest auf den ersten Blick, mehr Bargeld in ihren Büchern als zinstragende Kredite. „Deloitte“ schätzt, dass „Chelseas“ Schulden mit 1,8 Milliarden US-Dollar die höchsten in der „Premier League“ sind, wenn man die „zinsgünstigen Darlehen“ von Eigentümer Roman Abramovich mit einbezieht. Die Unternehmen schätzen außerdem, dass die kumulierte Nettoverschuldung der Premier-League-Klubs 2019/20 einen Rekordwert von fast 5,56 Milliarden US-Dollar erreicht.
Update, 10. August
Laut RMC-Journalist Mohamed Bouhafsi landet Messi um 15:30 Uhr Ortszeit in Paris. Von dort aus wird er direkt zur ärztlichen Untersuchung bei Paris Saint-Germain gehen. Die französische Polizei wartet bereits am Flughafen darauf, Messi und seine Familie vor dem Ansturm der Fans zu schützen. Messis Vater und Berater Jorge landete bereits einige Stunden vorher in Paris und antwortete der spanischen Journalistin Maria Garrido auf die Frage, ob Messi heute bei Paris unterschreiben wird, mit einem einfachen, aber deutlichen „Ja“.
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