Kinder und Jugendliche mit dunkler Hautfarbe am häufigsten von Alltagsrassismus betroffen

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Am 20. November wird in Brasilien der Tag des Schwarzen Bewusstseins gefeiert. Im größten Land Lateinamerikas lebt die größte Population von Menschen afrikanischer Abstammung außerhalb Afrikas (Foto: GoV/Liberdateanossaumbanda)
Datum: 13. Oktober 2021
Uhrzeit: 13:31 Uhr
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Autor: Redaktion
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Das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) befragte 1.461 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 19 Jahren zu ihren Erfahrungen mit Alltagsrassismus. Hinzu kommen 22 Fallstudien, die einen tieferen Blick in die Situation der Betroffenen und das Erleben von Alltagsrassismus in Deutschland bieten. Insgesamt haben sieben von zehn Kindern und Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte Alltagsrassismus erfahren mit der Tendenz: Je dunkler die Hautfarbe, desto höher die Wahrscheinlichkeit, von Alltagsrassismus betroffen zu sein. Fast alle der befragten 6- bis 19-Jährigen mit dunklerer und dunkler Hautfarbe sind mit Formen von Alltagsrassismus konfrontiert.

Fast zwei von fünf Kindern und Jugendlichen in Deutschland (39 %) haben einen Migrationshintergrund, 70 % von ihnen haben einen deutschen Pass. Sie gehören zu Deutschland, doch nur 37 % würden sich selbst als „Deutsche“ bezeichnen. Heranwachsende mit Zuwanderungsgeschichte, insbesondere jene mit dunkler Hautfarbe, erfahren Alltagsrassismus. Was das im Einzelnen bedeutet, zeigt eine neue IZI-Studie.
Befragt wurden 1.461 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 19 Jahren, darunter 491 mit Migrationshintergrund. Um die Zusammenhänge noch tiefergehend zu verstehen, wurden 22 Einzelfallstudien durchgeführt, in denen Kinder zwischen acht und 12 Jahren von ihren Erfahrungen und ihrem Erleben von Alltagsrassismus erzählten.

Insgesamt haben sieben von zehn Kindern und Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte Alltagsrassismus erfahren mit der Tendenz: Je dunkler die Hautfarbe, desto höher die Wahrscheinlichkeit, von Alltagsrassismus betroffen zu sein. Fast alle 6- bis 19-Jährigen mit dunklerer und dunkler Hautfarbe werden mit Formen von Alltagsrassismus betroffen. Hier ist dringend mehr Schulung und Sensibilität von Lehrkräften – aber auch von Schüler*innen – gefragt.

Häufigste Formen von Alltagsrassismus: „Wo kommst du wirklich her?“

Es ist eine scheinbar ganz harmlose Frage, die oftmals aus Neugier oder beim Smalltalk
gestellt wird. So harmlos die Frage auch gemeint sein mag, beinhaltet sie unterschwellig
doch: „Du bist anders“ und „Du kannst nicht von hier kommen“. Die Forschung bezeichnet
dies als „Mikroaggressionen“, durch die Kinder und Erwachsene immer wieder – oft
unbewusst – ausgegrenzt werden. Mehr als sieben von zehn Heranwachsenden mit dunkler Hautfarbe bekommen diese Frage immer wieder gestellt, wobei die Antworten „Aus Bayern“ oder „Aus Berlin“ nicht akzeptiert werden. Neun von zehn Kindern und Jugendlichen mit dunkler Hautfarbe empfinden z. B. die Frage, ob sie schon immer in Deutschland lebten bzw. wo sie wirklich herkämen, als sehr negativ und ausgrenzend.

„Du kannst aber gut Deutsch sprechen! “

Während bei sieben von zehn weißen Kindern und Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte eine solche Aussage als Kompliment ankommt, empfinden acht von zehn Heranwachsenden mit dunkler Hautfarbe diese Aussage als negativ. Insbesondere dann, wenn Kinder und Jugendliche in Deutschland geboren und aufgewachsen sind und Deutsch ihre Muttersprache ist, ist diese unreflektierte Aussage von Lehrkräften verletzend.

„Du bist hässlich!“

Fast sieben von zehn Kindern mit dunklerer Hautfarbe (67 %) wurde schon einmal gesagt,
dass sie hässlich seien, meist aufgrund ihrer Hautfarbe und ihrer Haare. Auch Kinder ohne
Zuwanderungsgeschichte erfahren solche Abwertungen, allerdings nur 23 % der Befragten. Mehr als neun von zehn Heranwachsenden mit sehr dunkler Hautfarbe fühlen sich als fremd wahrgenommen.

„Du gehörst nicht zu Deutschland. Geh zurück in dein Land. Geh sterben.“

Das sagte ein älterer Schüler zu Aabid aus Syrien, als der heutige Neunjährige in der ersten Klasse war. Äußerungen, dass die Kinder und Jugendlichen in das Land zurückgehen sollten, aus dem sie gekommen sind, stellen die häufigste Form von Beschimpfung dar. Die zweithäufigste Form sind Beleidigungen in Bezug auf eine türkische Zuwanderungsgeschichte, gefolgt von allgemeinen Beschimpfungen als „Ausländer“.

71 % aller Beschimpfungen kommen von Mitschüler*innen/ anderen Jugendlichen

Sieben von zehn Beschimpfungen kommen von anderen Kindern und Jugendlichen. Subtilere Formen von Alltagsrassismus kommen u. a. von Lehrkräften, was von den Betroffenen noch einmal mehr als verletzende Abwertung empfunden wird. Jungen mit Zuwanderungsgeschichte sind von Alltagsrassismus etwas häufiger betroffen als Mädchen. Körperliche Angriffe erleben Jungen mit Zuwanderungsgeschichte fast doppelt so häufig wie Mädchen. Auch Beschimpfungen, Witze oder Vorurteile aufgrund ihrer Herkunft erleben Jungen häufiger als Mädchen. Mädchen werden hingegen häufiger als Jungen gefragt, ob ihre Haare angefasst werden dürften, was alle (!) Befragten mit dunkler Hautfarbe als unangenehm empfinden. Insgesamt wird deutlich, wie sehr Heranwachsende von Alltagsrassismus betroffen sind – als Täter*innen und Opfer. Kinder und Jugendliche mit dunklerer Hautfarbe werden nochmal stärker mit Alltagsrassismus konfrontiert als Heranwachsende mit heller Hautfarbe. „Um der real existierenden Vielfalt in Deutschland gerecht zu werden, braucht es hier dringend fundierte Schulung von Lehrkräften und pädagogische Einheiten im Kontext von Schule und Freizeit“, so Studienleiterin Dr. Maya Götz.

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