Als im Juli dieses Jahres regierungskritische Proteste in zahlreichen Teilen Kubas aufflammten, schränkten die Behörden im Land die Presse- und Informationsfreiheit massiv ein. Sie machten es Medienschaffenden so schwer wie möglich, über die Proteste zu berichten und drosselten den Zugang zu den sozialen Netzwerken landesweit. 15 Journalisten wurden während der Proteste oder kurz danach von staatlichen Sicherheitskräften bedroht, angegriffen, festgenommen oder unter Hausarrest gestellt. Andere Medienschaffende wurden daran gehindert, ihr Haus zu verlassen, sodass sie nicht selbst von den Straßen berichten konnten – eine gängige Einschüchterungspraxis gegenüber Journalistinnen und Journalisten in Kuba, die immer wieder während Protesten angewandt wird. Für den 15. November haben oppositionelle Gruppen neue Proteste angekündigt, obwohl diese schon vor Wochen von staatlicher Seite verboten wurden.
Das kommunistische Kuba steht unter den lateinamerikanischen Ländern Jahr für Jahr ganz hinten auf der RSF-Rangliste der Pressefreiheit – aktuell auf Platz 171 von 180 Ländern weltweit. Das seit 1959 autoritär regierende Regime besitzt ein beinahe vollständiges Medienmonopol, die Verfassung verbietet private Medien. Die wenigen unabhängigen Journalistinnen und Blogger werden von der Regierung eingeschüchtert, überwacht und regelmäßig verhört. Anlass zur Hoffnung gibt der fortschreitende Ausbau des Internetzugangs für weite Teile der Bevölkerung.
Über die Lage im Land und über seine eigenen Erfahrungen berichtet der kubanische Journalist Augusto César San Martín Albistur im Gespräch mit RSF-Pressereferentin Juliane Matthey.
Wann: am Montag, 15. November, von 11:00 bis 12:00 Uhr
Wo: in der RSF-Geschäftsstelle in Berlin. Bitte melden Sie sich per E-Mail an.
Die Anzahl der Teilnehmenden ist auf 15 begrenzt. Alle Anwesenden müssen einen Nachweis einer vollständigen Impfung oder Genesung vorweisen (2G) und sich über die Corona-Warn-App registrieren. In den Innenräumen muss eine medizinische Maske getragen werden.
Die Veranstaltung findet auf Deutsch mit Konsekutivübersetzung Spanisch-Deutsch-Spanisch statt. Das Gespräch wird nicht im Internet übertragen.
Zur Person
Augusto César San Martín Albistur arbeitet seit 20 Jahren als freier Multimedia-Journalist, unter anderem für Diario Cuba, Primavera Digital und cubanet.org. Seit den Anfängen des unabhängigen Journalismus in Kuba in den 90er Jahren schreibt er hauptsächlich über gesellschaftlichen Wandel und über politische Themen wie Korruption. Wegen seiner Arbeit musste er unter anderem 2018 eine Hausdurchsuchung erdulden, bei der sein gesamtes Equipment konfisziert wurde. Im Sommer 2021, während eines dreimonatigen Auszeit-Stipendiums bei RSF in Berlin, wurde San Martíns Familie in Kuba vom staatlichen Sicherheitsdienst verbal eingeschüchtert. Inzwischen befindet sich die Familie ebenfalls in Berlin mit dem Ziel, in wenigen Tagen für eine längere Zeit in die USA auszureisen.
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