Obwohl in Lateinamerika mehr als die Hälfte der Bevölkerung gegen Covid geimpft ist, ist die Verteilung der Geimpften ungleichmäßig. In zwölf Ländern haben 50 % oder mehr der Einwohner das Impfprogramm abgeschlossen, so die Daten der „Plattform Our World in Data“, die mit der „Universität Oxford“ verbunden ist. Mindestens acht Länder liegen jedoch darunter oder deutlich darunter. Es ist nicht die Schuld der Impfgegner, wie in den Vereinigten Staaten oder Europa. Hier folgt die Rangfolge der Impfungen derjenigen der Wirtschaftskraft und offenbart den Mangel an Solidarität. Spitzenreiter ist Chile, wo 84 % der Bevölkerung geimpft sind, gefolgt von Kuba (82 %), Uruguay (76 %), Argentinien (66 %), Ecuador (64 %) und Brasilien (63 %). Am anderen Ende der Skala liegen Honduras (39 %), Bolivien (35 %), Venezuela (34 %) und Guatemala (23 %).
„Diese Länder haben keinen finanziellen Spielraum, um sich das Nötigste zu kaufen. Stellen Sie sich vor, Sie könnten 15 oder 20 US-Dollar pro Dosis bezahlen. Da sie nicht in der Lage waren, direkt mit den Impfstoffherstellern zu verhandeln, waren sie auf Initiativen der Weltgesundheitsorganisation oder der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation angewiesen, die nur geringe Mengen an Dosen erhalten haben“, erklärt Paulo Buss, Koordinator des Zentrums für internationale Beziehungen im Gesundheitswesen (Cris/Fiocruz). Das Hauptproblem ist nach seinen Worten der Mangel an internationaler Zusammenarbeit in Lateinamerika. Die gesundheitliche und epidemiologische Überwachung der Länder hat sich nicht artikuliert, die Grenzüberwachung hat nicht funktioniert, ebenso wie Spenden von Masken und Hilfe für Impfstoffe.
Das krasseste Beispiel ist Haiti. Mit rund 11,4 Millionen Einwohnern – eine Zahl, die der der Stadt São Paulo nahe kommt – wurden nur 0,58 % der Bevölkerung mit zwei Dosen geimpft. Die „Nester“ mit geringem Impfschutz auf dem Kontinent schaffen ein Umfeld, das anfällig für das Auftreten neuer Varianten ist, die die gesamte Region und die Welt bedrohen, wie z. B. Omicron in Afrika. In Brasilien, das seit jeher als Protagonist in der Region gilt, würde der Fortschritt bei der Impfung und die Autonomie des Butantan-Instituts und der Fiocruz-Produktion es dem Land theoretisch ermöglichen, seinen Nachbarn Spenden zukommen zu lassen. Das Gesundheitsministerium und Butantan haben Offenheit für das Thema signalisiert.
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