Präsidentschaftswahl: Polarisierter Showdown in Chile

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Kast und Boric bestreiten Stichwahl (Foto: Divulgacao)
Datum: 15. Dezember 2021
Uhrzeit: 03:52 Uhr
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Autor: Redaktion
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Das Rennen um die Präsidentschaftswahlen in Chile spitzt sich vor der polarisierenden Stichwahl am Sonntag (19.) zu. Der ultrakonservative Jose Antonio Kast konnte seinen Rückstand auf den linksgerichteten ehemaligen Studentenführer Gabriel Boric verringern, während die beiden um wichtige Stimmen aus der Mitte des Landes kämpfen. Eine private Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Cadem“, die „Reuters“ vorliegt, zeigt, dass Kast mit sechsunddreißig Prozent der Stimmen nur noch drei Punkte hinter Boric liegt, was der Hälfte des Abstandes entspricht, der Ende letzten Monats kurz nach der ersten Wahlrunde am 21. November bestand. Dies würde nach Abzug der ungültigen Stimmen zweiundfünfzig bis achtundvierzig Prozent für Boric bedeuten, verglichen mit den vierundfünfzig bis sechsundvierzig Prozent in derselben Umfrage am 26. November. Die Umfrage unter eintausend Personen vom 9. bis 10. Dezember hat eine Fehlermarge von 3,1 Prozentpunkten.

Es ist die erste Präsidentschaftswahl seit Chile vor zwei Jahren von weitreichenden Protesten erschüttert wurde, die zu monatelangen Demonstrationen und gewalttätigen Ausschreitungen führten, um gegen die Ungleichheit zu protestieren. „Es ist eine sehr unsichere Wahl in einem sehr abnormalen Jahr und es waren insgesamt zwei sehr abnormale Jahre, angefangen bei den sozialen Unruhen und nichts war vorhersehbar“, so Kenneth Bunker, Direktor der Beratungsfirma „Tresquintos“. Bunker erklärte laut „Reuters“, dass Boric einen leichten Vorsprung habe und dass der größte Schock ein Sieg von Kast wäre, aber dass die Polarisierung im Land und die freiwillige Stimmabgabe das Ergebnis schwer vorhersehbar machten. Er rechnete mit einer relativ schwachen Wahlbeteiligung, da es im Nachbarland von Peru, Bolivien und Argentinien keine Wahlpflicht gibt. „Alles ist möglich“, bekräftigt er.

Die Wahl hat die Chilenen zwischen einer wiederbelebten progressiven Linken, die seit den weit verbreiteten sozialen Protesten im Jahr 2019 und wegen der Corona-Pandemie stark zugelegt hat und einer Gegenbewegung auf der extremen Rechten gespalten, die sich um Kasts harte Botschaft von Recht und Ordnung geschart hat. Boric und Kast haben sehr unterschiedliche Visionen für die Zukunft des Andenstaates, der weltweit der größte Kupferproduzent ist und lange Zeit als eine Bastion der Stabilität in der Region galt, die von politischen Umwälzungen und wirtschaftlicher Unbeständigkeit geplagt wird.

Die Cadem-Umfrage ergab zudem, dass ein Viertel der Menschen noch unentschlossen ist oder überhaupt nicht vorhat zu wählen. Die Umfrage zeigte auch, dass Kast mehr gemäßigte Wähler als zuvor von dem in der ersten Runde unterlegenen Konservativen Sebastián Sichel angezogen hat. Eine zweite Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „La Cosa Nostra“, das zwischen dem 27. November und dem 7. Dezember sechshundert Personen befragte, ergab, dass Boric mit 52,5 Prozent der Stimmen gegenüber 47,5 Prozent für Kast in Führung lag, wobei nur die gültigen Stimmen berücksichtigt wurden. Die vorherige Umfrage des Meinungsforschungsinstituts wurde Anfang November durchgeführt, lange vor der ersten Wahlrunde, die ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Kandidaten in einer hypothetischen zweiten Runde ergeben hatte.

Chile befindet sich aktuell in einer zweiwöchigen Sperrfrist, in der Meinungsforscher keine Umfragen zur Wahl veröffentlichen dürfen, doch werden häufig private Umfragen in Auftrag gegeben.

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