Entfesselte Wut: Perus arme Dörfer in den Anden

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Der Reichtum der Region kommt nicht bei der Bevölkerung an (Foto: AlexProimos)
Datum: 16. Dezember 2021
Uhrzeit: 12:39 Uhr
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Autor: Redaktion
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Landwirte in Perus südlicher Apurimac-Region beobachten jeden Tag, wie Hunderte von Lastwagen mit Kupfer an ihren Lehmhäusern vorbeidonnern und Staub auf einer mit Schlaglöchern übersäten Schotterstraße aufwirbeln. Ihre Wut darüber spiegelt sich in Hunderten von kleinen Dörfern in dem südamerikanischen Land wider und rührt laut einem Bericht von „Reuters“ daher, dass sie nur wenig Nutzen aus dem Bodenschatz ziehen und sie machen den Bergbau dafür verantwortlich, dass ihr Lebensunterhalt als Subsistenzbauer gefährdet ist. „Der ganze Reichtum von Apurimac verschwindet vor unseren Augen“, erklärt der Landwirt Gabino Leon gegenüber „Reuters“ in seinem Haus, etwa zwanzig Kilometer von der Mine „Las Bambas“ entfernt.

Die Gemeinden in Peru sind seit langem skeptisch, was den Nutzen des Bergbaus für ihr Leben angeht. Unter dem sozialistischen Präsidenten Pedro Castillo, der im Juli mit dem Versprechen an die Macht kam, den Bergbausektor umzugestalten und die Kupfergewinne gerechter zu verteilen, werden ihre Forderungen und Beschwerden jedoch immer lauter: die Verschmutzung der Wasserquellen, der Mangel an Infrastruktur und Arbeitsplätzen sowie der Staub der Lastwagen, die nach Ansicht der Anwohner Ernte und Tiere vernichten. Castillo hat die örtlichen Beamten angewiesen, mit den Demonstranten schonend umzugehen und hat nicht das Kriegsrecht verhängt, um die Ordnung aufrechtzuerhalten – ein Mittel, das in der Vergangenheit häufig von Präsidenten eingesetzt wurde.

Die Proteste im Bergbau haben seit Castillos Amtsantritt zugenommen und die meisten finden in Andenorten statt, in denen er überwältigende Unterstützung erhielt. Dies geht aus einem Bericht der gemeinnützigen Beobachtungsstelle für Bergbaukonflikte hervor, der in den nächsten Tagen veröffentlicht werden soll. In der Provinz Cotabambas, in der Leon und „Las Bambas“ liegen, erhielt Castillo einundneunzig Prozent der Stimmen. Die Betreiber der Mine „Las Bambas“ haben angekündigt, den Betrieb einzustellen, wenn eine neue Blockade des Bergbaukorridors nicht gelöst wird. Im vergangenen Monat brachen die Aktien des in London notierten Silberbergbauunternehmens Hochschild (HOCM.L) um mehr als fünfzig Prozent ein, nachdem ein peruanischer Regierungsbeamter erklärt hatte, dass zwei seiner Minen keine Erweiterungen der Betriebslizenz erhalten würden.

Dass Präsident Castillo hoffnungslos überfordert ist, zeichnet sich bereits seit Monaten ab. Viele Wähler im südamerikanischen Land sind seinen vollmundigen Ankündigungen auf den Leim gegangen und sehen sich nun der Realität gegenüber. Die anhaltenden Spannungen haben Peru in Aufruhr versetzt. Sie werfen Fragen über die Zukunft der Investitionen in einem Land auf, dessen Wirtschaft von den Einnahmen aus dem Bergbau abhängig ist, selbst wenn die weltweiten Kupferpreise in die Nähe von Rekordhöhen steigen. „Im Moment gibt es etwa zehn Gebiete, in denen der Bergbau blockiert oder beeinträchtigt wird. Der symbolträchtigste Fall ist der Bergbaukorridor von Las Bambas“, so Raul Jacob, Präsident der nationalen Bergbauindustriegruppe. „Es kann nicht sein, dass jede zweite Woche der Bergbaukorridor blockiert wird“, fügt er hinzu.

„Las Bambas“ hat seit 2016 rund 4,9 Milliarden Soles (1,21 Milliarden US-Dollar) an Steuern gezahlt, wie das Unternehmen in einer Präsentation im September mitteilte. Die Aktivitäten des Unternehmens machen etwa drei Viertel der Wirtschaft von Apurimac aus, einer Region mit 406.000 Einwohnern. Dennoch ist die Armutsquote in Apurimac seit der Inbetriebnahme der Mine kaum gesunken – 2020 lag sie bei 35 Prozent, wobei die Pandemie kleine Fortschritte zunichte gemacht hat. Diese Zahl ist für Peru überdurchschnittlich hoch. „Wir teilen die Sorgen“, erklärte Carlos Castro, Leiter der Abteilung für Unternehmensangelegenheiten bei Las Bambas, gegenüber „Reuters“. Das Problem seien die Lokalregierungen, die die Steuereinnahmen aus dem Bergbau nicht effektiv einsetzten. Das Problem wird als komplex bezeichnet und die Mittel, die eigentlich im Haushalt vorgesehen sind, werden nicht rechtzeitig an die Region überwiesen. Nach Angaben des Finanzministeriums (Stand: 10. Dezember) hat Apurimac in diesem Jahr achtundachtzig Millionen US-Dollar des Budgets von einhundertdreißig Millionen US-Dollar aus Bergbaueinnahmen ausgegeben. In der Zwischenzeit drängt Castillo, ein ehmeliger Volksschullehrer der im Wahlkampf die Bergbaufirmen beschuldigte, den „Reichtum des Landes zu plündern“, den Kongress, die Steuern auf den Bergbau zu erhöhen.

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