Die paraguayische Regierung hat das Präsidialdekret Nr. 739 erlassen. Darin werden Beamte aufgefordert, freitags Kleidung aus dem traditionellen „Ao po’i“-Stoff zu tragen. Dadurch soll das Kulturerbe des Landes gefördert und geschützt werde. Die typische Kleidung stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist ein Wahrzeichen des südamerikanischen Binnenstaates. Die „Ao po’i“-Stickerei, was auf Guaraní „feiner Stoff oder zartes Kleidungsstück/Gewand“ bedeutet, tauchte erstmals in der Stadt Yataity del Guairá im Departement Guairá in der zentralparaguayischen Region unter dem Diktator José Gaspar Rodríguez de Francia (1816-1840) auf, der zur Sicherung der Unabhängigkeit die Grenzen militarisierte, einschließlich des Warenaustauschs, worauf Buenos Aires (Argentinien) mit einer Handelsblockade reagierte. Da es unmöglich war, die Rohstoffe für die Herstellung von Kleidung aus dem Ausland zu beziehen, begannen die paraguayischen Frauen ihre eigenen Techniken zur Verarbeitung der einheimischen Baumwolle zu entwickeln. So fertigten sie mit Hilfe von Webstühlen Gewänder an, die sie mit aufwendigen Stickereien mit Fransen, Girlanden und Kreuzstichen verzierten. Neben Kleidung werden auch Tischdecken und andere Accessoires hergestellt, die für das südamerikanische Land charakteristisch sind. Obwohl die Herstellung inzwischen industrialisiert ist, wird sie noch immer auf traditionelle Weise von Tausenden von Landwirten in Yataity del Guairá gepflegt.
Im Jahr 2004 wurde das Gesetz Nr. 2.448 verabschiedet, das die Regierung beauftragt, diese Art von Kleidung zu fördern, um zur „nationalen Identität“ beizutragen. Im April 2009 wurde das Dekret Nr. 1.762 erlassen, in dem die Exekutive die Förderung und Verwendung von Kleidungsstücken aus „Ao Po’i“ in öffentlichen Ämtern zum „nationalen Interesse“ erklärte. Im Jahr 2018 wurde mit dem Erlass Nr. 739 die Notwendigkeit der Verwendung von „Ao Po’i“ in diesen staatlichen Einrichtungen bekräftigt.
In Artikel 1 des Dekrets Nr. 6.501 aus dem Jahr 2016 heißt es: „Staatliche Stellen und Einrichtungen wurden ermächtigt, Vorschriften für die Verwendung angemessener Kleidung für die Sommersaison durch Beamte umzusetzen und zu entwickeln.“ Diese Kleidung musste aus dem „Ao Po’i“-Stoff bestehen, der ein „historisches und kulturelles Erbe“ ist. Daher entschied die Exekutive, dass sie einmal pro Woche getragen werden kann/soll, um „die paraguayische Industrie und das paraguayische Handwerk zu fördern“. Die Qualität der Stickerei erlangte im Laufe der Zeit auch Berühmtheit und stellt heute eines der beliebtesten paraguayischen Handwerksprodukte dar, das sogar in großen Mengen nach Argentinien, Brasilien, Spanien, Italien, Deutschland, Australien und USA ausgeliefert wird.
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