Kein Respekt vor dem Glauben: Kirchen werden abgerissen, Geistliche angegriffen, verhaftet, verhört oder beschimpft – auf Kuba ist Religionsfreiheit noch immer ein Fremdwort. Wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtet, wurde das Pfarrhaus des Priesters Rolando Montes de Oca in der Gemeinde Vertientes in der Provinz Camagüey zum wiederholten Male verwüstet. Unbekannte hatten Eier gegen die Fassade geworfen. Seit Monaten wird Montes de Oca verleumdet und seine Mitarbeiter unter Druck gesetzt. Die IGFM fordert das kubanische Regime auf, Religionsfreiheit auf der Insel zu achten und Priester vor Angriffen zu schützen. „Geistliche, die für Meinungsfreiheit eintreten, werden auf Kuba drangsaliert und müssen staatliche Verfolgung oder tätliche Angriffe fürchten. Vandalismus an Gotteshäusern ist kein Kavaliersdelikt, Religionsfreiheit ist ein hohes Gut. Die IGFM setzt sich seit Jahrzehnten für den Schutz der Religionsfreiheit ein, wir beobachten die Situation auf Kuba sehr genau“, erklärt Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM.
Priester lässt sich nicht einschüchtern
Rolando Montes de Oca erklärte in seinen sozialen Netzwerken, dass er sich nicht einschüchtern lasse, keinen Groll gegen die Täter hege und diese trotzdem in der Kirche willkommen seien. Kuba brauche seiner Aussage nach weder Gewalt noch Lügen, sondern Menschen, die sich darauf konzentrieren, Missstände zu beheben. Er betonte außerdem die Notwendigkeit von „Dialog, Debatte und dem respektvollen Zuhören Andersdenkender“. Es war das zweite Mal innerhalb von sechs Monaten, dass das Gemeindehaus von Rolando Montes de Oca mutwillig beschädigt wurde. Außerdem sei ihm gelegentlich ein Auto der Staatssicherheit gefolgt. Beim ersten Mal haben Unbekannte Beleidigungen wie „Dreckiger Wurm” an die Wand geschrieben. Die IGFM geht davon aus, dass die Staatssicherheit diese Angriffe gebilligt oder sogar angeordnet hatte, da die Polizei nicht erschienen war und keine Ermittlungen aufgenommen hatte.
Die Kritik an fehlender Meinungsfreiheit und der Unterdrückung friedlicher Proteste durch Kirchenvertreter und engagierte Laien ist auf Kuba immer lauter geworden, berichtet die IGFM. So hatten sich an den landesweiten Demonstrationen am 11. und 12 Juli des vergangenen Jahres auch viele engagierte Christen beteiligt. Die Verhaftung eines bekannten katholischen Priesters bei diesen Demonstrationen hatte zu einem Protest der Katholischen Kirche geführt. Die Bischofskonferenz veröffentliche schließlich am 11. November 2021 eine Erklärung, dass jeder Kubaner in der Lage sein sollte, „seine persönlichen Meinungen, Gedanken und Überzeugungen frei und respektvoll zu äußern und dass jeder Akt von Gewalt die Seele des kubanischen Volkes verletze und noch mehr zum Kummer, zum Leid und zur Traurigkeit unserer Familien beitrage“.
Die IGFM, die auf Kuba durch eine Sektion vertreten ist, erhält immer wieder Berichte über Schikanen gegen katholische und evangelische Kirchenvertreter. Pastor Manuel Morejon, Sekretär der IGFM Kuba wurde wegen seiner Regimekritik mehrfach stundenlang verhört und mit Gefängnis bedroht. Am 1. Juni 2021 wurde Morejon Opfer eines mysteriösen Verkehrsunfalls, als er einen hungerstreikenden Regimekritiker am Krankenbett besuchen wollte.
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