Gabriel Boric steht für einen Linksruck in Chile nach der Präsidentschaft von Sebastián Piñera. Wochen vor seinem Amtsantritt hat er jedoch seine Position gegenüber anderen Ländern der Region, die sich ebenfalls mit der Linken identifizieren, sehr deutlich gemacht. Für ihn ist das Chavista-Regime ein Misserfolg. In einem Interview mit „BBC Mundo“ sagte Boric, dass „Venezuela eine Erfahrung ist, die eher gescheitert ist und der Hauptbeweis für sein Scheitern sind die über sechs Millionen Venezolaner in der Diaspora“. Chile ist in der Tat einer der Hauptempfänger venezolanischer Flüchtlinge, die im Norden des Landes ein ernstes Problem darstellen, wo es zu fremdenfeindlichen Demonstrationen und manchmal zu gewalttätigen Zwischenfällen gekommen ist.
Der gewählte Präsident kam zu diesem Schluss, als ihn die Journalistin Andrea Vial Herrera fragte, ob er sich in einem der linken Machthaber im lateinamerikanischen Konzert wiedererkenne. Er wich der Frage nicht aus: „Ich verstehe, dass die Frage sehr viel mit Venezuela und Nicaragua zu tun hat. Im Falle Nicaraguas kann ich nichts finden und im Falle Venezuelas ist es eine eher misslungene Erfahrung“. Er versicherte jedoch, dass drei andere regionale Führer Interesse wecken: „Es gibt mir große Hoffnung und ich hoffe, Seite an Seite mit Lucho Arce in Bolivien zu arbeiten, mit Lula, wenn er die Wahlen in Brasilien gewinnt und mit Gustavo Petro, wenn er sich in Kolumbien konsolidiert. Ich glaube, dass dort eine sehr interessante Achse entstehen kann“.
Borics Äußerungen kommen nach der Bekanntgabe seines Kabinetts, das mehrheitlich aus Frauen besteht, darunter seine künftige Außenministerin Antonia Urrejola, die das nicaraguanische Regime von Daniel Ortega sehr kritisch beurteilte, als sie 2021 die Interamerikanische Menschenrechtskommission (IACHR) leitete und für ihre harte Opposition gegen das Regime von Nicolás Maduro in Venezuela bekannt ist. Der gewählte chilenische Präsident Gabriel Boric hat am Freitag in einem in Nord- und Südamerika beispiellosen Schritt ein Kabinett ernannt, das mehrheitlich aus Frauen besteht. Es ist das erste Mal in der chilenischen Geschichte, dass eine Frau das Ministerium für Inneres und Öffentliche Sicherheit leitet, das Ministerium mit dem größten politischen Gewicht, das für die öffentliche Ordnung zuständig ist und den Rest des Kabinetts bestimmt.
Von den 24 Ressorts werden 14 von Frauen besetzt sein: Antonia Urrejola (Auswärtige Angelegenheiten), Maya Fernández (Verteidigung), Jeanette Vega (Soziale Entwicklung), Marcela Ríos (Justiz), Jeanette Jara (Arbeit), María Begoña Yarza (Gesundheit), Marcela Hernando (Bergbau), Javiera Toro (Nationales Vermögen), María Eloísa Rojas (Umwelt), Alexandra Benado (Sport), Antonia Orellana (Frauen) und Julieta Brodsky (Kultur), zusätzlich zu Siches und Vallejo. „Heute beginnt ein neues Kapitel in unserer demokratischen Geschichte. Wir fangen nicht bei Null an, wir wissen, dass es eine Geschichte gibt, die uns erhebt und inspiriert“, sagte der ehemalige Studentenführer, der am 11. März mit 36 Jahren der jüngste Präsident Chiles wird.
Der gute Mann äußert bisher nur, wie dem LP- Artikel zu entnehmen ist, Meinungen, zu Venezuela, Nicaragua, etc. welche ich vollständig teile.
Mit Lula bin ich zwar nicht sonderlich einverstanden, aber der muss ja auch erst noch erneut und demokratisch gewählt werden, also erst mal abwarten.
Ganz im Kontrast zum sonstig in Lateinamerika gerne üblichen Linken mainstream.
Sehr interessant! und macht Hoffnung.