Am 16. Dezember 2021 hat die Abgeordnetenkammer von Brasilien die Dringlichkeitsabstimmung über den Gesetzentwurf 442/91 mit 293 Ja-Stimmen, 138 Nein-Stimmen und 11 Enthaltungen durchgeführt. Da der Kongress kurz vor der Parlamentspause stand, wurde die Diskussion über die Tagesordnung selbst auf Februar dieses Jahres verschoben. Es wird erwartet, dass der Gesetzentwurf voraussichtlich zwischen dieser und der nächsten Woche zur Abstimmung kommt. Jedes Gesetz, das das Leben der Bevölkerung beeinflussen und umgestalten kann, verdient eine breite Debatte. Damit Brasilien nicht zur Geisel des Glücks wird, muss die Gesellschaft die Risiken und Vorteile des Gesetzentwurfs diskutieren der darauf abzielt, die so genannten „Glücksspiele“ im größten Land Südamerikas zu legalisieren.
In dem Text wird festgelegt, welche Spiele zugelassen werden (Kasinos, Bingos, Jogo do Bicho usw.), wie sie betrieben werden können und wie die eingenommenen Gelder verteilt werden. Der Gesetzentwurf zielt auch darauf ab, die Ordnungswidrigkeiten und Straftaten festzulegen, die sich aus einem Verstoß gegen die Vorschriften ergeben. Einerseits sagen die Befürworter des neuen Gesetzes, dass es zu höheren Steuereinnahmen beitragen und den Tourismus fördern wird. Die Abgeordneten, die gegen das Projekt sind, vertreten hingegen die Meinung, dass die Legalisierung die Abhängigkeit eines Teils der Bevölkerung vom Glücksspiel fördern und den brasilianischen Familien“ moralischen und finanziellen Schaden zufügen wird.
Präsident Jair Messias Bolsonaro hat bereits erklärt, dass er im Falle einer Annahme des Gesetzes sein Veto einlegen wird und enthüllte, dass er von führenden Vertretern des Kongresses über seine Position befragt wurde. „Mein Standpunkt als Staatsoberhaupt ist, dass Glücksspiele in Brasilien nicht willkommen sind“, erklärte Bolsonaro in einem Interview. Befürworter weisen vermehrt darauf hin, dass mehrere Länder, die das Glücksspiel reguliert haben, heute von den Steuern profitieren, die durch diese Tätigkeit generiert werden. Von den 193 Mitgliedsländern der Organisation der Vereinten Nationen (UNO) verbieten nur 37 – darunter Brasilien – dieses Genre. Schätzungen zufolge könnte die Freigabe etwa zwanzig Milliarden Reais pro Jahr in die Staatskasse spülen (1 US-Dollar entspricht
5,33 Reais).
Das Glücksspiel war nicht immer in Brasilien verboten. In den 1930er und 1940er Jahren erlebte Brasilien mit mehr als siebzig Glücksspieleinrichtungen im ganzen Land nach Angaben des Bundessenats den Höhepunkt der Aktivitäten. Es war General Eurico Gaspar Dutra, der neu gewählte Präsident, der am 30. April 1946 das Ende der Erlaubnis verkündete. Zu diesem Zeitpunkt soll Brasilien erkannt haben, dass eine Regulierung der Spiele nicht zur Lösung der Probleme in den Bereichen Wirtschaft, Tourismus und Arbeitslosigkeit beitragen würde. Die schlimmste aller Auswirkungen soll allerdings „die Degradierung des Menschen durch die Sucht, die durch das Glücksspiel geweckt wird“, sein.
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