Ein mexikanischer Richter hat die vorübergehende Aussetzung der Arbeiten an einem Teilstück des Maya-Zugprojekts angeordnet und dies mit fehlenden Umweltgenehmigungen begründet. Das Projekt zum Bau einer Eisenbahnstrecke auf der Halbinsel Yucatán ist das Vorzeige-Infrastrukturprogramm von Präsident Andrés Manuel López Obrador. Höhlenforscher warnen jedoch davor, dass es Millionen Jahre alte Höhlen bedroht. Der Richter ordnete nun an, die Arbeiten zu stoppen, bis Studien über die Umweltauswirkungen der Arbeiten durchgeführt werden können. Speläologen hatten sich mit Umweltschützern zusammengetan, um den Fall letzten Monat vor Gericht zu bringen. Sie argumentierten, dass die Änderung der Zugstrecke zwischen den Touristenhochburgen Cancún und Tulum, die als Abschnitt 5 bekannt ist, der Dschungelregion, durch den sie nun verlaufen wird und dem darunter liegenden Höhlennetz schaden würde.
Das Höhlensystem Garra de Jaguar befindet sich unter der geplanten Trasse des Abschnitts 5 des „Tren Maya“. Bauarbeiten könnten das über Millionen von Jahren entstandene Höhlensystem beschädigen. Richter Adrián Novelo erklärte, dass die Bauarbeiten an dieser einhundertzwanzig Kilometer langen Strecke ausgesetzt werden, weil „eine Fortsetzung der Arbeiten (…) das Fällen von Bäumen, die Zerstörung von Flora und einheimischen Arten und die Perforierung des Bodens bedeutet“. Die Höhlen sind die Heimat von Fledermäusen, blinden Höhlenfischen und ein Ort, an dem Jaguare zum Trinken kommen. Richter Novelo stimmte zu, dass eine Fortsetzung der Arbeiten „mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Veränderung des Ökosystems“ führen würde. Eine endgültige Entscheidung darüber, ob die Arbeiten dauerhaft ausgesetzt werden, soll am Freitag (22.) getroffen werden.
Das 9,8 Milliarden US-Dollar teure Projekt der Maya-Bahn zielt auf den Bau einer 1.500 Kilometer langen Eisenbahnlinie ab, die die südöstlichen mexikanischen Bundesstaaten Chiapas, Tabasco, Campeche, Yucatán und Quintana Roo miteinander verbinden soll. Das Projekt war von Anfang an umstritten. Präsident López Obrador hat argumentiert, dass das Projekt ein umweltfreundliches Verkehrsmittel für Einheimische und Touristen gleichermaßen sein wird und die Entwicklung und Beschäftigung in der unterentwickelten Region fördern wird. Kritiker sagen jedoch, das Megaprojekt sei überstürzt und Umweltbelange würden übergangen. Das Staatsoberhaupt hat die Warnungen der Aktivisten zurückgewiesen, indem er sie als „Pseudo-Umweltschützer“ bezeichnete und ihre Beweggründe für den Widerstand gegen das Projekt in Frage stellte. Trotz der Verzögerungen und Proteste beharrt Obrador darauf, dass das Projekt im Dezember 2023 eingeweiht wird.
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