Alle Jahre wieder: Billig auf den Grill

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Bei den Lockangeboten aus dem Segment Fleisch und Wurst überwiegt Ware, die nur die gesetzlichen Mindestkriterien beziehungsweise minimale Zusatzanforderungen erfüllt (Foto: WWF)
Datum: 14. Juni 2022
Uhrzeit: 07:22 Uhr
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Autor: Redaktion
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Zur Grillsaison wirbt der Einzelhandel mit Steak, Hähnchenschenkel oder Grillwurst zum Preis von durchschnittlich 8,81 Euro pro Kilo. Fleischersatzprodukte wie Tofuwurst oder Sojaburger liegen hingegen durchschnittlich bei 10,80 Euro pro Kilo. Das sind Ergebnisse einer Rabattanalyse, die der WWF Deutschland zum Beginn der Grillsaison 2022 bei acht deutschen Lebensmitteleinzelhändlern durchgeführt hat. „Billigst auf dem Rücken von Tier, Natur und Mensch erzeugtes Fleisch dominiert auch 2022 die Werbeprospekte, zum Beispiel Putenbrust-Steak zum Kilopreis von 1,16 Euro. Wer für Umwelt und eigene Gesundheit mehr auf pflanzliche Alternativen umsteigen möchte, zahlt drauf“, kritisiert WWF-Ernährungsreferentin Silke Oppermann die Rabattangebote des Handels. Durchgeführt wurde die WWF-Rabattanalyse 2022 vom 25. April bis 20. Mai 2022. Ausgewertet wurden 959 Grillfleisch-Angebote in den Werbeprospekten von acht deutschen Supermarktketten. Dem standen nur 55 beworbene Fleischersatz- sowie 37 Käseprodukte wie Feta und Grillkäse gegenüber. Im Schnitt waren 85 Prozent des rabattierten Grillfleisches billiger als vegetarische und vegane Alternativen. „Gerade wer beim Einkauf aufs Geld achten muss, greift aus Kostengründen schnell zum billigen Schweinenackensteak. Aber gesundes und nachhaltiges Essen darf kein Privileg für Besserverdienende sein. Es ist ein Recht für alle“, sagt Oppermann.

Bei den Lockangeboten aus dem Segment Fleisch und Wurst überwiegt Ware, die nur die gesetzlichen Mindestkriterien beziehungsweise minimale Zusatzanforderungen erfüllt: Nur 12 der 418 beworbenen Fleischprodukte, also drei Prozent, wurden in Bioqualität angeboten. Sie kosteten im Durchschnitt 17,56 Euro pro Kilo und sind damit mehr als doppelt so teuer als die beworbenen konventionellen Fleisch- und Wurstwaren. Silke Oppermann: „Damit konventionell erzeugtes Fleisch zu derartigen Kampfpreisen angeboten werden kann, wird massenhaft Vieh gehalten und im großen Stil Futtermittel, vor allem Soja, importiert. Das heizt die Klimakrise an und treibt die Zerstörung wertvoller Lebensräume wie etwa Regenwälder und Savannen in Lateinamerika voran. In Deutschland kämpfen wir wiederum mit Nitratüberschüssen aus der Tierhaltung, die Böden und Gewässer erheblich belasten.“ Die Umweltschutzorganisation fordert von der Bundesregierung eine bundesdeutsche Ernährungsstrategie bis 2023 sowie die grundsätzliche Neuausrichtung der Lebensmittelbesteuerung hin zu einer Nachhaltigkeitssteuer. Kurzfristig sollte die Absenkung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte erfolgen, wie von der EU-Kommission ausdrücklich ermöglicht. Derartige Maßnahmen sollen helfen, dass steigende Lebensmittelpreise wegen des Krieges gegen die Ukraine nicht zu Mangel- oder Fehlernährung führen. Das war zuletzt in der Finanzkrise 2008 der Fall, als Haushalte weniger Obst und Gemüse kauften und auf eher kalorienreiche, nährstoffarme Lebensmittel umstiegen. „Nachhaltige und gesunde Ernährung ist eine drängende soziale Frage. Der Markt allein richtet es augenscheinlich nicht. Die Bundesregierung muss handeln“ so Oppermann vom WWF.

Hintergrund: Methodik der WWF-Rabattanalyse 2022

Die Rabattanalyse wurde vom 25.April 2022 bis 20.Mai 2022 durchgeführt. Das entspricht dem Zeitraum der WWF-Grillfleisch-Rabattanalyse vom Vorjahr 2021. In der Stichproben-Analyse wurden die rabattierten Angebote von Grillfleisch und fleischlosen Grillprodukten von acht deutschen Lebensmitteleinzelhändlern untersucht: ALDI Nord, ALDI Süd, EDEKA, LIDL, Netto, NORMA, Kaufland und REWE. Die Stichprobe umfasst insgesamt 56 Werbeprospekte von Supermarktfilialen in mehreren Städten in ganz Deutschland. Neben den Preisen und Rabatten auf Grillfleisch wurden die Angebote für Grillkäse, Feta, Baguette, Grillsoßen und grillbare Fleischersatzprodukte erhoben und verglichen. Als Fleischersatzprodukt wurden pflanzliche Produkte begriffen, die wie Fleisch aussehen und schmecken sollen sowie zur Zubereitung auf dem Grill gedacht sind. Dazu zählen etwa Burger oder Würstchen auf Basis von Erbsenprotein, Soja oder Tofu.

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