Ein wichtiger Baustein der bayerischen Wasserstoffstrategie sind internationale Partnerschaften mit künftigen Lieferanten von grünem Wasserstoff. Aus diesem Grund besucht eine bayerische Wasserstoff-Delegation mit Vertretern aus Wirtschaft, Forschung und Politik vom 20. bis 24. Juni Chile und Kolumbien. Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert wird am 22. Juni in Kolumbien zur Delegation stoßen und u.a. in Bogotá Energieminister Diego Mesa treffen. Weigert: „Grüner Wasserstoff ist die Schlüsselressource bei der Transformation unserer Wirtschaft hin zu Klimaneutralität. Wir werden in Bayern in absehbarer Zeit große Mengen des klimafreundlichen Energieträgers benötigen und trotz des Ausbaus der erneuerbaren Energien nicht alles selbst produzieren können. Deshalb besuchen wir Chile und Kolumbien. Beide Länder verfolgen ambitionierte Wasserstoffstrategien und haben ein beeindruckendes Potenzial für die Erzeugung von grünem Wasserstoff. Auf unserer Reise wollen wir strategische Technologiepartner kennenlernen, mit denen wir künftig gemeinsam am Hochlauf der grünen Wasserstoffwirtschaft arbeiten. Dazu werden wir bayerische Hightech-Lösungen für die Herstellung, den Transport und die Anwendung von grünem Wasserstoff präsentieren und bereits jetzt über den künftigen Import aus Lateinamerika nach Deutschland und Bayern sprechen.“
Im Fokus steht auch die Vernetzung bei Forschung und Entwicklung. Aus der Wissenschaft nehmen u.a. der Vorstand des Bayerischen Wasserstoffzentrums H2.B, Prof. Dr. Peter Wasserscheid, der Rektor des TUM Campus Straubing, Prof. Dr. Volker Sieber, sowie der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ISC in Würzburg, Prof. Dr. Gerhard Sextl, an der Reise teil. Staatssekretär Weigert: Wir wollen führende bayerische, chilenische und kolumbianische Forschungseinrichtungen zusammenbringen und Kooperationen initiieren. Damit bereiten wir den Weg für nachfolgende Wasserstoffprojekte mit der Industrie.“ In Santiago de Chile empfängt Energieminister Claudio Huepe Minoletti die bayerische Wasserstoff-Delegation, zu der auch die Landtagsabgeordneten Benjamin Miskowitsch (CSU) und Florian von Brunn (SPD) gehören. Ebenso steht der Besuch des 2021 in Betrieb gegangenen Solarthermie-Kraftwerks Cerro Dominador in der Atacama-Wüste auf dem Programm. In Kolumbien wird Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert mit Energieminister Diego Mesa die Potenziale der Wasserstoffökonomie für beide Staaten erörtern. Darüber hinaus findet ein Austausch mit Vertretern der nationalen Energieunternehmen Ecopetrol und Grupo Energia Bogotá statt.
Bayern und Chile unterhalten eine enge Kooperation in vielfältigen Bereichen wie erneuerbare Energien und Klimaschutz. Aktuell tritt in der Zusammenarbeit die grüne Wasserstoffwirtschaft immer stärker in den Fokus. Als erstes Land in Lateinamerika hat Chile 2020 seine Strategie für grünen Wasserstoff vorgestellt. Ziel ist, bis 2030 den weltweit günstigsten grünen Wasserstoff herzustellen und zu den größten Exporteuren zu zählen. Chile hat ideale natürliche Voraussetzungen für die Gewinnung von Strom aus erneuerbaren Quellen. Die Atacama-Wüste im Norden ist eine der Gegenden mit der stärksten Sonneneinstrahlung weltweit und auf einer Küstenlänge von über 6.000 Kilometern tritt Wind in einer Intensität auf, die mancherorts nur auf dem Meer erreicht wird. Eine Studie der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit schätzt das Potenzial für erneuerbare Energieträger auf 1.800 Gigawatt. Das ist 75 Mal mehr, als der gesamte Strombedarf Chiles.
Wie Chile will sich auch Kolumbien mit einer Reihe von Maßnahmen als Vorreiter für Wasserstoff in der Region positionieren. Grundlage ist die im September 2021 veröffentlichte „Hydrogen Roadmap“. Im März wurde das erste Pilotprojekt des Landes gestartet. Das staatliche Ölunternehmen Ecopetrol produziert in seiner Raffinerie in Cartagena grünen Wasserstoff. Zudem kündigte der viertgrößte Ölproduzent Lateinamerikas an, sich verstärkt auf geothermische Energie und Wasserstoff zu fokussieren, um die Abhängigkeit des Landes von fossilen Brennstoffen zu verringern. Das Interesse in Kolumbien an einer engen Zusammenarbeit mit internationalen Akteuren ist groß.
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