„Didi Food“ mischt das Schachbrett der Zustellung in Lateinamerika neu. Dieser unter den Fittichen des Mobilitätsunternehmens „Didi“ entstandene neue Dienst für die Lieferung von Lebensmitteln nach Hause expandiert allmählich in ausgewählten Städten des lateinamerikanischen Raums und setzt dabei auf die bekannte Strategie, die Nutzer mit günstigen Preisen und Werbeaktionen zu ködern. Ihr Ziel ist es, in ihrem Segment führend zu sein, aber kann der Kontinent so viele Akteure verkraften? In dieser Woche meldeten sich in den kolumbianischen Städten Barranquilla und Soledad Hunderte von Restaurants und Lieferfahrer an, um das Liefergeschäft mit „Didi Food“ aufzunehmen. Dies ist der jüngste Vorstoß der chinesischen Plattform in Lateinamerika, der eigentlich schon vor Monaten begann, indem sie sich an Restaurants und Fahrer in beiden Städten wandte, um sie als Kunden bzw. Partner zu gewinnen, bis sie eine kritische Masse erreicht hatte die es ihr erlaubte, den Sprung zu wagen und ihre Ankunft über die Medien anzukündigen. Die App ist bereits in Städten Mexikos, Brasiliens, Costa Ricas, Kolumbiens, Chiles und der Dominikanischen Republik vertreten und strebt einen immer größeren Anteil am Markt für Lebensmittelzustellung an.
„Wir glauben, dass es eine unglaubliche Geschäftsmöglichkeit gibt, insbesondere für ein Marktsegment, das nach neuen Möglichkeiten und Optionen für Plattformen verlangt. Wir sehen eine große Chance […] in Barranquilla und Soledad, nicht nur auf der Ebene der Nutzer, sondern auch auf der Ebene der Restaurants und der Lieferpartner, die eine neue Möglichkeit haben ihr Geschäft zu erweitern, ein besseres Einkommen zu erzielen und mehr Möglichkeiten auf dem Markt von Barranquilla zu haben“, erkärte Catalina Arteaga, „Didi Foods“ Regionaldirektorin für Geschäftsentwicklung. Im Mai traf das Unternehmen auch in Cartagena, Cúcuta und Bucaramanga ein, den Schlüsselstädten für seine Expansion in Kolumbien.
2019 war Mexiko das erste Land in Lateinamerika, in das „Didi Food“ als Plattform für die Lieferung von Lebensmitteln außerhalb Chinas eintrat, aufgrund seiner großen geografischen Bedeutung in Bezug auf die Geschäftstätigkeit. „In mehr als zwei Jahren Präsenz in diesem Land ist Didi Food die Plattform mit den meisten Optionen, hat mehr als 50.000 registrierte Restaurants, mehr als 80.000 Lieferpartner, die die App nutzen, um Bestellungen entgegenzunehmen und ist derzeit die am häufigsten heruntergeladene App auf IOS und Android in der Kategorie Lebensmittel und Getränke“, beschreibt María Pía Lindley, Geschäftsführerin von „Didi Food“ für Mexiko, Kolumbien, Mittelamerika und die Karibik.
Lindley zeigt am Beispiel der Landung in Costa Rica, wie das Unternehmen in jedem Land, in dem es präsent ist, Marktanteile gewinnt: Seit dem Start der App im August 2021 hat sie sich in den ersten drei Monaten auf die vier Provinzen der Greater Metropolitan Area ausgeweitet. „Darüber hinaus sind siebenundsiebzig Prozent der in der Anwendung registrierten Restaurants kleine und mittlere Unternehmen und bis heute stammen sechsundvierzig Prozent der ausgelieferten Bestellungen von KMU-Restaurants. Außerdem haben wir zur Digitalisierung vieler Restaurants beigetragen, denn in Costa Rica waren sechsundfünfzig Prozent der Restaurants in der App nicht an Lieferplattformen angeschlossen, bevor wir auf den Markt kamen“, erklärt Lindley.
Was die Straße lehrt
Der Unterschied zwischen „Didi Food“ und anderen Apps, die eifrige Restaurants mit hungrigen Kunden zusammenbringen sollen, besteht darin, dass sie zunächst mit dem Mobilitätsdienst Fuß fassen und so die Betriebslogik des jeweiligen lokalen Marktes verstehen können. Diese Taktik rückt sie näher an ihren US-amerikanischen Konkurrenten „Uber Eats“ heran, der aus der bahnbrechenden Mitfahrplattform „Uber“ hervorgegangen ist. Im März 2019 hat „Didi“ beispielsweise in Kolumbien den Zugang zu seiner App mit der Kategorie „Shared Mobility“ für die Vermittlung von Anfragen zwischen sogenannten „Driver-Partnern“ und Nutzern freigeschaltet. „Nach zwei Jahren und dank des großen Zuspruchs aus der Community hat Didi im August 2021 mit Didi Food eine neue Geschäftskategorie im Land eingeführt“, sagt María Pía Lindley. Dieselbe Strategie verfolgten sie auch bei ihrer Ankunft in Chile im Jahr 2019, als sie die Hafenstadt Valparaíso und ihre Umgebung als Landeplatz wählten, um auch das gastronomische und touristische Angebot zu nutzen. Ein weiterer Pluspunkt von „Didi Food“ ist nach eigenen Angaben, dass das Unternehmen den Nutzern keine Servicegebühr berechnet und einen für die Kategorie unterdurchschnittlichen Lieferkostensatz anwendet. „Wir wollten ein deutliches Zeichen setzen, dass wir uns auf ganz Chile konzentrieren und nicht nur auf die Hauptstadt Santiago. Zweitens wollten wir vom chilenischen Markt lernen und unser Mobilitätsangebot in einem Gebiet wie Gran Valparaíso testen, da es aufgrund seiner vielfältigen Bevölkerung ein gutes Beispiel für den Rest des Landes ist. Durch diese Entscheidung konnten wir uns schnell ein Bild von den Bedürfnissen und Verbesserungswünschen der Bewohner der Region machen, die wir dann bei unserer Expansion im ganzen Land umsetzen konnten“, bekräftigt Daniel Serra, Director of New Markets bei „Didi Food“. Die Mobilitätserfahrung war positiv und „Didi Food“ ist im April dieses Jahres in der chilenischen Hauptstadt sanft gelandet.
„Jedes Mal, wenn wir einen neuen Markt erschließen, arbeiten wir mit dem klaren Ziel, genügend Restaurants und Lieferpartner hinzuzufügen, die das Weltklasse-Erlebnis bieten können, das Didi Food bereits in Ländern wie Mexiko, Brasilien, Costa Rica, Kolumbien und seit kurzem auch in der Dominikanischen Republik und Chile bietet“, bekräftigt Lindley und fügt hinzu, dass das Unternehmen „den Nutzern und der Lebensmittelindustrie eine weitere Option bietet, um die globale Wirtschaft anzukurbeln“. Ein weiterer Pluspunkt von „Didi Food“ ist nach eigenen Angaben, dass das Unternehmen den Nutzern keine Servicegebühr berechnet und die Lieferkosten unter dem Durchschnitt der Kategorie liegen. Das Unternehmen behauptet zudem, ein Verbündeter der Fahrer zu sein, indem es ihnen eine Reihe von Anlaufstellen bietet, um ihre Fragen zu klären und ihnen zu helfen, ihre Anschlusszeiten an die Plattform zu optimieren.
Von Asien nach Lateinamerika
„Didi mobility“, oder „Didi Chuxing“, entstand im Februar 2015 aus dem Zusammenschluss von „Didi Dache“, hinter dem „Tencent Holdings“ steht und „Kuaidi Dache“, das zur Alibaba-Gruppe gehört, einem der größten E-Commerce-Unternehmen der Welt. Im Mai desselben Jahres war es bereits in dreihundertsechzig chinesischen Städten unterwegs und machte täglich mehr als eine Million Fahrten. Im April 2017 wurde bekannt gegeben, dass „Didi“ unter dem Namen „Didi Food“ einen Pilotdienst für die Lieferung von Lebensmitteln nach Hause in China starten würde. Obwohl der Lieferdienst seinen Ursprung in Asien hat, hat er sich auf seinem Ursprungskontinent nicht gut entwickelt. Dies ist in Japan der Fall, wo es im April 2022, also zwei Jahre nach seiner Einführung auf dem japanischen Markt, geschlossen werden sollte. In den Ländern des asiatisch-pazifischen Raums gibt es andere, für den Markt relevantere Akteure wie das indische Unternehmen „Zomato“, das deutsche Unternehmen „FoodPanda“, „Shopee Food“ des singapurischen Unternehmens SEA, „Deliveroo“, „Lineman“, „GoJek“ und „Grab“, mit denen es laut der singapurischen Analyseagentur „Momentum Works“ schwieriger wäre zu konkurrieren, da der Markt im Jahr 2021 zwar weiter wächst, aber langsamer als im Jahr 2020. Das Straucheln in Japan kommt zu dem hinzu, das das Unternehmen weltweit erlebte, als es einen gescheiterten Börsengang an der New Yorker Börse erlebte und die chinesische Regierung eine Reihe von Sanktionen verhängte, die schließlich zum Ausschluss von der Börse führten.
In China wird die führende Rolle bei der Essenslieferung von zwei Akteuren gehalten: „Meituan“ mit 67,3 Prozent und „Ele.me“ von „Alibaba“ mit 26,9 Prozent Marktanteil. Auf andere Spieler entfallen nur 5,8 Prozent der Präferenzen. Die Expansion in andere Regionen, wie z. B. Lateinamerika, ist daher ein sinnvoller Schritt. „Didi ist ein großer Akteur, der, obwohl er in Chile noch nicht so lange im Bereich der Lebensmittellieferung tätig ist wie andere, unserer Meinung nach ein großes Potenzial hat“, bestätigt Salvador Barros, Mitbegründer von „Kipp“, einer chilenischen Plattform, die KMU und Unternehmen unterstützt, die im Bereich der Lieferung oder des E-Commerce tätig sind. Barros ist der Ansicht, dass das Unternehmen, das weltweit mehr als zweiundzwanzig Milliarden US-Dollar aufgebracht hat und über ein Geschäftsvolumen verfügt, das eine effiziente Skalierung seiner Bestellungen ermöglicht, nur Zeit braucht, bis es eine wettbewerbsfähigere Position einnimmt und mit „Uber Eats“ auf unserem Kontinent gleichzieht.
Leider kein Kommentar vorhanden!