Der neunte Einschlagkrater eines Meteoriten in Brasilien ist im Rahmen einer internationalen Forschungszusammenarbeit entdeckt worden. Dr. Ludovic Ferrière, Kurator der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums Wien, konnte als schlagenden Beweis geschockten Quarz entdecken. Ein Impakt oder Einschlag bezeichnet den Zusammenstoß zweier Himmelskörper mit sehr hoher Geschwindigkeit. Zahlreiche Einschläge von Kleinkörpern wie Asteroiden und Kometen sind auf der Erde, dem Mond uns anderen Himmelskörpern belegt. Auf dem Festland bilden sich Einschlagkrater, sogenannte Impaktkrater, die vor langer Zeit entstanden sind. Diese kommen auf der Erde häufiger vor, als man denkt. Sie sind nur sehr viel schwieriger zu lokalisieren als die Krater auf der Mondoberfläche. Ein internationales Team aus Wissenschafter*innen, dem auch der Wiener Meteoritenexperte Ludovic Ferrière angehört, berichtet nun über die Entdeckung eines Kraters mit einem Durchmesser von 7 km. Der Krater mit dem Namen Nova Colinas befindet sich im Bundesstaat Maranhão im Nordosten Brasiliens.
Von den heute rund 200 bekannten Einschlagkratern auf der Erde ist er der neunte in Brasilien und der elfte in Südamerika. Eingehende Untersuchungen des Forschungsteams, das aus brasilianischen, österreichischen, deutschen, französischen und australischen Wissenschaftler*innen besteht, führten zum Fund von geschocktem Quarz, der eindeutig beweist, dass ein Meteoriteneinschlag für die Entstehung des Nova Colinas-Kraters verantwortlich ist. Die Entdeckung neuer Krater auf der Erde hilft uns, die Geschichte unseres Planeten besser zu verstehen und die Physik dieser gewaltigen Einschläge besser zu begreifen. Nicht alle haben so eine gewaltige Auswirkung, wie der Einschlag, der vor 66 Millionen Jahren die Dinosaurier aussterben ließ, aber sie können zumindest auf regionaler Ebene zerstörerisch sein. „An dieser neu bestätigten Einschlagstruktur müssen in Zukunft weitere intensive Forschungsarbeiten durchgeführt werden, um den Zeitpunkt der Entstehung zu bestimmen“, erklärt Ludovic Ferrière, „aber der Krater ist definitiv einige zehn Millionen Jahre alt“.
Österreich hat in der Meteoritenforschung eine jahrhundertelange Tradition. Das NHM Wien beherbergt die weltweit älteste Meteoritensammlung. Der Gründungsmeteorit der Sammlung fiel am 26. Mai 1751 in Hraschina bei Zagreb zu einer Zeit, als die Gelehrten sich noch weigerten, an Steine zu glauben, die „vom Himmel fielen. Jedenfalls wurde ein 39 Kilogramm schweres Eisenstück 1751 in die kaiserliche Schatzkammer gebracht und 1778 in das k. k. Naturalienkabinett überführt. Dort bildete es nicht nur den Grundstein zur ältesten Meteoritensammlung der Welt, sondern gab auch den Anstoß zum Sammeln weiterer „Himmelssteine” – Jahrzehnte, bevor die Wissenschaft die Existenz von Meteoriten offiziell anerkannte.
Und die Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin des NHM Wien, Dr. Katrin Vohland, freut sich über eine weitere österreichisch-brasilianische wissenschaftliche Zusammenarbeit. „Seit den Expeditionen von 1817 bis 1821 besitzt das Naturhistorische Museum eine enge Verbindung zu Brasilien. Durch diese und zahlreiche bis heute durchgeführte Expeditionen und Forschungskooperationen befinden sich in den Beständen unseres Museums eine große Anzahl von bedeutenden naturwissenschaftlichen Objekten und Zeichnungen. Durch diese Sammlungsbestände und deren Beforschung besteht bis heute ein enger und fruchtbarer Kontakt”. Auf Grund dieser historischen, unmittelbaren Verbindung beider Länder wurde der 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal im Jahr 2022 zum Anlass genommen, die Beziehungen des Naturhistorischen Museums Wien zum Land Brasilien sowie die einzigartige Vielfalt der brasilianischen Biosphäre im Rahmen der Sonderausstellung „Brasilien. 200 Jahre Beziehungsgeschichten“, die noch bis zum 23. April 2023 läuft, aufzuzeigen.
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