Studierende, Professor_innen und Mitarbeitende der Hochschule Wismar sind nach einem mehrwöchigen Aufenthalt im peruanischen Iquitos zurückgekehrt. Das engagierte Team hatte in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem ecuadorianischen Partner ein Forschungscamp konzipiert und im tropischen Regenwald errichtet. Fast zeitgleich war ein erstes internationales, -kulturelles sowie -disziplinäres sechswöchiges Camp im rund 600 Kilometer entfernten, ecuadorianischen Tena erfolgreich durchgeführt worden. Beide Teilprojekte werden durch das europäische Erasmus+ Programm mit insgesamt rund 1 Million Euro finanziert. Die Forschung soll der indigenen Bevölkerung und der einzigartigen Natur zugutekommen.
NB-Lab-Projekt
NB-LAB steht für “Nature-based living-lab for interdisciplinary practical and research semester on sustainable development and environmental protection in the Amazonas Rainforest”. Unter Berücksichtigung der Bedürfnisse, insbesondere der indigenen Bevölkerungsgruppen des Amazonas, werden interdisziplinäre Forschungsthemen ausgelobt. Zur Bearbeitung dieser Themen können Studierende im Rahmen ihres Praxissemesters gemeinsam mit Forschenden über mehrere Monate in einem der „Living Labs“ leben und arbeiten. Unter dem Kurztitel „NB-Lab“ arbeiten Partner aus vier Ländern, Deutschland, Ecuador, Peru und Spanien gemeinsam daran Studierenden und Wissenschaftler_innen aus der ganzen Welt das gemeinsame Forschen im Amazonasgebiet zu ermöglichen. Das Projekt wird vom Robert-Schmidt-Institut der Hochschule Wismar koordiniert.
In den sozialen Medien berichten die teilnehmenden Studierenden begeistert von diesem interkulturellen Austausch als eine wichtige Bereicherung ihres Studiums. Erasmus+ hat die internationale Verständigung in der Forschung mit diesem Projekt ermöglicht und damit bleibende Erinnerungen geschaffen. „Besonders stolz bin ich auf das wirklich super funktionierende Netzwerk. So sind in den letzten Jahren aus Projektpartnern echte Freunde geworden“, berichtet Regina Krause, Projektleiterin und Geschäftsführerin des Robert-Schmidt-Instituts der Hochschule Wismar (RSI). „Das junge wissenschaftliche Team in Ecuador arbeitet auf einem sehr hohen wissenschaftlichen Niveau mit professionell ausgestatteten Laboren und bestens organisierten Abläufen, sehr zur Freude der Studierenden, für die der wilde Amazonas – womit sowohl Wald als auch Fluss gemeint sind – in den ersten Wochen eine wirkliche Herausforderung darstellte.“ Um die Erfahrungen und Eindrücke teilen zu können wird das Projekt von Wismarer Studierenden des Studienganges Kommunikationsdesign und Medien unter Leitung von Professorin Britta Wauer medial begleitet und dokumentiert.
Design-Build-Teilprojekt
18 Studierende der Studiengänge Architektur sowie Arcitectural Lighting Design der Fakultät Gestaltung haben im Sommersemester 2022 für den Biologie-Campus der UNAP (Universidad Nacional de la Amazonía Peruane) ein Gebäude entworfen, in mehreren Schritten – trotz unterschiedlicher Herangehensweisen aus unterschiedlichen Kulturen – zur Ausführungsreife weiterentwickelt und schließlich im August dieses Jahres ebenfalls gemeinsam im peruanischen Iquitos errichtet. Das Gebäude ergänzt ein bereits bestehendes Gebäudeensemble mit studentischen Laboren. Es ist ein Hybrid aus traditionellen indigenen Bauweisen und ingenieurtechnischer Konstruktionsweise. Eine klimagerechte Gesamtkonzeption, überdurchschnittliche Langlebigkeit, die Nachnutzbarkeit des Bauwerks vor Ort und der bewusst auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Materialeinsatz, wie z. B. Holz und Palmenblätter, zeichnen das experimentelle Bauwerk aus. Ausrichtung und Geometrie des Gebäudes sind hinsichtlich einer bestmöglichen Tageslichtnutzung bei gleichzeitig effektivem Sonnenschutz optimiert. Nun soll durch ein langfristiges Monitoring der Alterungsprozess und die einfache lokale Reproduzierbarkeit des Gemeinschaftshauses überprüft werden, während Studierende und Forschende in dem „Living Lab“ leben und arbeiten. An der Fakultät Gestaltung wurde das Projekt durch die Professoren Dr.-Ing. Marcus Hackel, Jan Blieske und Vertretungsprofessor Daniel Hülseweg betreut.
Motivation und Ausblick
Das Projektkonsortium möchte mit den NB-LABs neue Anreize für weitere internationale Forschungsarbeiten im Amazonas zum Wohle der dort lebenden Bevölkerung und ihrer einzigartigen Natur schaffen. Mit den beiden durch den Rio Napo – eines der großen Zuflüsse des Amazonas – verbunden Living Labs, eines in Iquitos und dem zweiten in Tena, sind die Grundlagen geschaffen worden. Der interdisziplinäre Ansatz ermöglicht vielen Fachrichtungen die Teilnahme an den Forschungsprojekten in den NB-LABs. Neben Architekt_innen, Bauingenieur_innen und Maschinenbauer_innen können z. B. auch Studierende aus den Bereichen Produktdesign, Betriebswirtschaft oder den Agrarwissenschaften teilnehmen. Das Thema bestimmt die Zusammensetzung der Fachrichtungen zu einem Forschungsteam, das dann über mehrere Wochen und Monate zusammenarbeitet.
„Ich persönlich habe in diesem Projekt gelernt, dass Unmögliches möglich ist, wenn alle von der Projektidee begeistert sind. Alles andere läuft dann fast von selbst. Denn man muss bedenken, dass wir im November 2020 im Corona-Lockdown starteten und erst im April dieses Jahres das erste Projektmeeting in Präsenz hatten“, ruft Regina Krause die Besonderheiten des Projektstarts in Erinnerung.
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